Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
Sekunde kälter. »Glücklicherweise haben wir ja Alex, um seinen Platz einzunehmen. Ich nehme an, Sie haben nicht so viel zu tun wie Swanson, nicht wahr, Alex?«
»Ich habe ihn gebeten mitzuspielen«, sagte Jackie. »So daß wir wieder zu sechst sind. Stimmt damit irgendwas nicht?«
»Nein, überhaupt nicht«, sagte Vargas. Er leerte sein Glas und stand auf, um es wieder zu füllen. Dieses Mal brachte er die Flasche gleich mit.
»Jammerschade, daß Sie keine Gelegenheit hatten, meine Frau kennenzulernen, Alex. Ihren Hund haben Sie ja kennengelernt.« Er sah sich im Zimmer um. »Wohin ist der Hund eigentlich weggelaufen?«
»Er ist unter dem Tisch«, sagte Gill.
»Und was macht er da?«
»Er leckt sich.«
»Okay denn«, sagte Vargas. »Wo das geklärt ist …« Er goß sich wieder einen Dreifachen, verschüttete dabei etwas auf seinen kostbaren Tisch und machte sich nicht einmal die Mühe, es wegzuwischen.
»Vielleicht sollten Sie die Schlagzahl verringern«, meinte Jackie.
»Sie lassen auch immer den Kneipier raushängen. Keine Sorge, ich fahre heute nicht mehr. Meinen Wagen hat sowieso meine Frau. Mir hat sie den kleinen Miata dagelassen, und sie weiß, daß ich ihn hasse. Den Wagen, meine ich, nicht den Hund. Es ist, als führe man eine kleine Zigarrenkiste aus Blech.«
»König ist hoch«, sagte ich. »Sie bieten.«
»Fünf Dollar«, sage er. »Auf den König. Wollt ihr Jungs was Lustiges hören? Wollt ihr wissen, wer gerade am Telefon war?«
Offensichtlich wollte das niemand wissen. Er erzählte es uns trotzdem.
»Das war ein Privatdetektiv«, sagte er. »Wußtet ihr eigentlich, daß es im ganzen County nur einen Privatdetektiv gibt?«
O nein, stöhnte ich im stillen. Lieber Gott, nein. Das nimmt kein gutes Ende.
»Zunächst hat er auf mich wie ein Idiot gewirkt, ehrlich. Aber ich mußte ihn damit beauftragen. Energie hat er schon. Gib dem Typen etwas Geld, setz ihn auf die richtige Fährte, und er ist ganz bei der Sache.«
Jackie verbiß sich mit Mühe ein Lachen. Ich hätte ihn ohrfeigen können.
»Wollt ihr wissen, was dieser Privatdetektiv heute abend für mich tut?«
Wieder wollte das niemand.
»Ich sag’s euch.« Er nahm einen weiteren kräftigen Schluck aus seinem J. D.-Glas. »Er beobachtet meine Frau. Er verfolgt sie jetzt schon zwei geschlagene Wochen lang.«
»Warum erzählen Sie uns das?« fragte Bennett. »Wenn da irgendwas zwischen Ihnen und Ihrer Frau ist …«
»Nein, nein. Nicht zwischen mir und meiner Frau. Zwischen meiner Frau und einem anderen.«
»Na gut«, sagte Bennett. »Aber hören Sie mal, Sie müssen wirklich nicht …«
»Aber ich tue es«, insistierte Vargas. »Und wie ich das tue. Und ich sage euch auch, warum. Ich will, daß jemand an diesem Tisch …« Er blickte kurz zu Kenny hinüber. »Kenny, dich frage ich nicht. Ich möchte, daß jemand anders hier am Tisch außer Kenny, der mit diesem Scheiß überhaupt nichts zu tun hat, mir erzählt, warum unser Freund Mr. Swanson heute abend nicht mit uns Karten spielt.«
»Weil er gesagt hat, er kann nicht«, sagte Bennett.
»Das hatten wir schon. Also, wieso kann er nicht spielen?«
»Das wissen wir nicht«, antwortete Bennett.
»Ihr wißt das nicht. Okay. Und letzte Woche, als er da nicht spielen konnte, da wußtet ihr es auch nicht.«
»Stimmt.«
»Okay. Also spielen wir letzte Woche zu fünft in Bennetts Kneipe, und das Spiel läuft, und wir hätten diese Woche wieder zu fünft gespielt, aber glücklicherweise, wie der Zufall es will, hat Jackie seinen Freund Alex zur Hand, und der kann für Swanson einspringen.«
»Halten Sie Alex da raus«, sagte Jackie. »Ich habe ihn eingeladen mitzuspielen. Damit wir zu sechst sind. Mehr steckt da nicht hinter. Was mit Swanson los ist, davon haben wir keine Ahnung.«
»Und was ist mit nächster Woche?« fragte Vargas. »Spielt Swanson vielleicht nächste Woche? Oder vertritt Alex ihn wieder? Denn absagen wollen wir das Spiel doch wohl nicht, das auf keinen Fall. Denn dann hätte meine Frau keinen Vorwand, abends mit den Mädels einen draufzumachen.«
»Vargas …«
»Was offensichtlich, meine Herren, nicht heißt, daß sie wirklich was mit den Mädels unternimmt, wie sie behauptet, sondern daß sie statt dessen ein wenig rechtlichen Beistand gratis von unserm Freund bekommt, dem Herrn Rechtsanwalt Swanson, und das in Zimmer 117 vom Best Western Inn, und zwar genau in diesem Moment.«
Niemand sagte etwas. Vargas versuchte, sich einen weiteren Drink
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