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Nörgeln!: Des Deutschen größte Lust (German Edition)

Nörgeln!: Des Deutschen größte Lust (German Edition)

Titel: Nörgeln!: Des Deutschen größte Lust (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric T. Hansen
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ausgeschüttet wird, wenn man wieder mal ein Nörgelerfolgserlebnis hatte.
    »Wenn man nörgelt und das Gefühl hat, dass man recht hat, ist zu vermuten, dass auch dann Dopamin ausgeschüttet wird«, bestätigte Marco Rauland. »Das ist ein Erfolgskick. So funktioniert auch der Orgasmus. Da wird ganz viel Dopamin ausgeschüttet und das passiert, damit man den Drang hat, es noch einmal zu machen. Dopamin macht uns zu Wiederholungstätern.«
    »Dann ist Nörgeln doch der Schlüssel zum Glück!«, sagte ich, froh ob meiner Entdeckung. »Es liegt auf der Hand: Als Dopaminquelle ist Nörgeln sogar besser als Sex und Drogen. Sex ist aufwendig – mit dem ganzen Kerzenlicht und Komplimenten und so – und man hält es sowieso nicht den ganzen Tag durch. Drogen sind teuer und hindern einen daran, seiner Arbeit nachzugehen. Nörgeln kostet nichts, und man kann es den ganzen Tag machen, ganz nebenbei, am Frühstückstisch, während der Arbeit, beim Fernsehgucken oder mit jedem x-Beliebigen auf der Straße. Und man fängt sich keine seltsamen Krankheiten dabei ein.«
    »Das Problem mit Dopamin ist, der Körper gewöhnt sich daran«, seufzte Rauland. »Deswegen braucht man auch bei Drogen eine immer stärkere Dosis. Als ich mein erstes Buch frisch aus der Druckerei bekam, war ich so glücklich, dass ich es mit ins Bett nehmen wollte. Beim zweiten Buch war das Gefühl schon nicht mehr so stark. Die Dopamin-Rezeptoren im Hirn stumpfen ab. Andere Erlebnisse machen einen schon noch glücklich, nur nicht immer wieder dieselben. Es steckt ein Sinn dahinter: Dopamin will uns immer antreiben, unsere Leistung zu steigern. Das gilt auch fürs Nörgeln. Wenn Sie sich mit Ihrer Freundin streiten, und sie sagt, ›du hast recht‹, dann erleben Sie ein Glücksgefühl: ›Ich habe gewonnen.‹ Beim zweiten und dritten Mal ist das immer noch toll, beim vierten Mal schon weniger.«
    »Ich will aber den ganzen Tag nörgeln«, maulte ich. »Gibt es nichts, was ich dagegen tun kann? Damit ich immer ein Erfolgserlebnis habe?«
    Rauland überlegte.
    »Sie müssen immer neue Themen finden. Wenn Sie stets über etwas anderes nörgeln, egal was, dann einfach drauf.«
    »›He! Was ist mit diesem Schuhgeschäft? Wer hat das hier hingestellt? Sieht er nicht, dass ich schon Schuhe habe? Was für ein Idiot!‹ So?«
    »Genauso«, meinte Rauland, »immer weiter, nur drauf! Allerdings müssen Sie auch Erfolg dabei haben. Jemand muss Ihnen beipflichten: ›Ja, stimmt, das war vielleicht ein Idiot, der das Schuhgeschäft hier platziert hat‹. Dann ist das Gefühl immer wieder stark.«
    »Das kriege ich schon hin«, versicherte ich.
    »Da bleibt nur die Frage, was Ihnen lieber ist«, war Raulands Antwort. »Laufen Sie grundunzufrieden durchs Leben und kompensieren das mit kurzen Glücksmomenten, die Sie sich durchs Nörgeln verschaffen? Meckern Sie den lieben langen Tag: ›Ich hab’s doch gesagt, ich hab’s doch gesagt‹? Oder laufen Sie lieber zufrieden durchs Leben und verschaffen sich Ihre Glücksgefühle durch etwas anderes? Egal, wie oft Sie sich den kleinen Dopamin-Kick holen, das Serotonin bleibt ja weiterhin niedrig. Sie sind immer wieder high, aber grundunzufrieden.«
    »Lassen Sie das meine Sorge sein«, sagte ich.
    Ich war geplättet, von Stolz und Bewunderung erfüllt ob meiner Entdeckung, wieviele gute Gründe es gibt, zu nörgeln – von primitivem Überlebenswillen über nationale Traditionen bis hin zum orgasmusähnlichen Kick. Zum Vergleich: Wie viele Gründe gibt es für Sex? Einen.
    Nur eine Frage blieb noch offen: Waren die Deutschen, so wie ich vermute und viele andere auch, wirklich die besten Nörgler der Welt?

18 . Nobody nörgels better
    Wie gut können’s die Deutschen wirklich?
    Was macht Deutschland zur perfekten Demokratie? Nur hier meckert der Bundespolitiker auf Augenhöhe mit dem Mann auf der Straße. Was macht es zum Land des Überflusses? Nur hier lamentiert man selbst dann, wenn es einem gut geht. Was macht die Deutschen so kultiviert? Dass sie auf sämtliche Nachrichten grundsätzlich mit spontanem Bedenkentragen reagieren. Was macht Deutschland zum Musterbeispiel Europas? Dass nur hier der Besserwisser den Respekt bekommt, der in anderen Nationen lediglich Künstlern, Wirtschaftsgiganten und Friedensnobelpreisträgern vorbehalten ist.
    Nur die Deutschen haben es geschafft, die Nörgelei zu einem zentralen und beliebten Bestandteil eines jeden Aspekts des gesellschaftlichen Lebens zu erheben. Im internationalen

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