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Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)

Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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verliehn:
    du Jungfrau,
auf dich hat der Geist sich gesenkt;
    du Mutter
hast uns den Erlöser geschenkt.
     
    Dein Herz
war der Liebe des Höchsten geweiht;
    du warst
für die Botschaft des Engels bereit.
    Du sprachst:
Mir geschehe, wie du es gesagt.
    Dem Herr
will ich dienen, ich bin deine Magd.
     
    Du Frau
aus dem Volke, von Gott ausersehn.
    dem Heiland
auf Erden zur Seite zu stehn,
    kennst Arbeit
und Sorge ums tägliche Brot,
    die Mühsal
des Lebens in Armut und Not.
    Friedrich
Dörr (1908 – 1993)
     
    Schon bald tauchte durch die Panorama-Windschutzscheibe
meines Fahrfossils, vor der stolz das halb geleerte Bierfläschchen in meinem selbst
gebastelten Bierhalter schwankte, am südlichen Ende des Rieds die weißglacierte,
kältestarre Heimat Riedhagen auf. Bevor ich die hanglagige Einfahrt zu meinem Domizil
anvisierte, leerte ich noch geschwind das neckische Fläschchen mit dem edlen Stoff.
Stolz und glücklich befuhr ich mein Anwesen.
    Hier lebte
ich in dem Haus, in dem ich das Laufen gelernt hatte, vielleicht auch noch ein paar
andere Dinge. Nach dem Tod meiner Eltern hatte ich in Ermangelung einer Arbeit und
eines standesgemäßen Heimes Haus und Geld gern als Erbe angenommen. Kaum waren Haus
und Geld da, kam auch die Arbeit. Zuerst war ich in Riedhagen ein Diener der Kirche
für niedrige Tätigkeiten. Als studierter Geografie- und Religionslehrer für das
Lehramt an Gymnasien nahm ich danach dankbar den Ruf der Gewerblichen Schule Bad
Saulgau an und unterrichtete mittlerweile mit einem halben Lehrauftrag Friseurinnen,
Mechatroniker – was immer das auch sein mochte – und Fotografen im Fach katholische
Religionslehre. Dazu war ich noch in einer Klasse, die das lange Kürzel 2BFME2 hatte.
Kürzel sowie der angestrebte Abschluss waren mir bis jetzt ein Rätsel. Vermutlich
Zweifache-Bäckereifachverkäufer-Metall-Einzelhandel-Schüler, die zwei Jahre lang
an der Schule blieben. Irgendwie war es mir auch egal, Hauptsache, sie bekamen einen
guten Religionsunterricht.
    Cäci wartete
schon auf mich in meinem Erbheim. Obwohl ich frühmorgens nicht ganz uneigennützig
den Wunsch geäußert hatte, das Kochen selbst zu übernehmen, duftete es sehr befremdlich
im Haus. Als Wirtstochter versuchte sie sich leider immer wieder daran, ihre rudimentär
entwickelten Kochkünste zu verfeinern, um die kulinarischen Kompetenzen ihrer Mutter
zu erreichen, die in Riedhagen in Personalunion den Goldenen Ochsen oligarchierte.
    »Überraschung!
Rate mal, was es giiibt?«, flötete es mir auffallend beschwingt aus der Küche entgegen.
    Meine Nase
war mit dem Konglomerat der Gerüche eindeutig überfordert. Am dominantesten meldeten
die sensiblen Rezeptoren in der Nase meinem Gehirn Angebranntes, danach folgte Säuerliches,
dann Fleischiges und Gemüsiges.
    »Ich komme
nicht darauf, gib mir einen Tipp!«, rief ich in die Küche hinein, als ich meine
spitzen, schwarz gelackten Halbschuhe, die meinen Vater zur Hochzeit getragen hatten,
von den Füßen schälte.
    Sorgfältig
stellte ich sie in feierlichem Parallelismus auf eine Kokosmatte, die einzig und
allein diesem Zwecke diente. Es waren schließlich keine Penny-Markt-Luden-Halbschuhe.
    »Dein Lieblingsessen!«
    Ich war
erschüttert, so konnte mein Lieblingsessen gar nicht riechen. Nicht einmal worstcasemäßig.
    Cäci lächelte
mich mit ungewöhnlich roten Wangen an und fragte:
    »Und, hat
man in der Schule auch schon was vom Leichenfund erzählt? Sag mal, hast du ein Bier
getrunken?«
    »Nein, zwei.
Aaah, toll, mein Lieblingsessen, was ist es denn? Und die Leichensache bitte erst
danach, ich möchte mir den Appetit nicht noch mehr verderben lassen.«
    »Wieso noch
mehr? Außerdem riecht man doch, was es gibt, und du wirst doch wohl noch wissen,
was dein Leibgericht ist!«
    »Ich habs
vergessen.«
    »Die Wurst
hast du bestimmt auch wieder vergessen?«
    Strumpfsocks
schlürfte ich in die Küche, lagerte die Papiertüte mit den Wurstwaren kommentarlos
im 35 Jahre alten Erbkühlschrank – das war noch Qualität – und betrachtete die schlanke
Chaosköchin mit Wohlgefallen.
    Was ich
bei Frauen besonders schätze, ist ihre Unvernunft. Im Winter trage ich immer lange
Unterhosen, die schönen, eleganten, dreiviertellangen Feingerippten. Selbst nächtens
trage ich an besonders kalten Tagen die herrlich gewirkte Ware von Schiesser. Sie
sieht nicht nur gut an meinem Bein aus, sie ist auch äußerst funktional.
    Cäci trug
einen jahreszeitlich unangemessenen schwarzen Stretchminirock,

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