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Nosferas

Nosferas

Titel: Nosferas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Höhe von Sant Angelo wollte er den Tiber überqueren. Wir bedrängten ihn ein wenig, bis er auf die Brücke gelaufen war, und blieben dann zwischen den ersten beiden Statuen stehen. Er hielt inne und sah sich zu uns um. Dann erklomm er erstaunlich behände die Brüstung.«
    »Ja, er war recht schnell, doch dann verfing er sich mit dem Fuß in seinem langen roten Gewand.«
    »Wir mussten nicht einmal näher treten, um ihm in die Augen zu blicken. Er bedurfte keiner Überzeugung mehr!«
    »Dann fiel er mehr, als dass er sprang?«, fragte der Conte.
    Die beiden Servienten zuckten mit den Schultern. »Ist das von Belang? Er hatte seine Wahl getroffen, als er auf die Steinbrüstung kletterte. Jedenfalls haben die Fluten des Tevere ihn mit sich genommen. Das Wasser ist hoch und reißend. Sein Körper wird erst wieder auftauchen, wenn seine Seele längst von ihm gegangen ist!«
    Conte Claudio entließ Franz Leopold und die anderen mit einem Kopfnicken. Hoch aufgerichtet stand er mitten im Hof und wartete, bis alle in den Gängen und Gemächern der Domus Aurea verschwunden waren. Dann sackten seine Schultern nach vorn.
    »So ist es gut!«, sagte er so leise, dass Franz Leopold, der hinter einer Säule stehen geblieben war, ihn kaum verstehen konnte. »Wie hätte ich jede Nacht in dieses Gesicht blicken können, ohne  dass mich der Zorn übermannt? - Franz Leopold! Auch du solltest in deinen Sarg zurückkehren. Ich glaube, für heute Nacht hatten wir alle genug Aufregung!« Der Conte blickte nicht einmal in seine Richtung, sondern verließ den Hof auf der anderen Seite.
     
    Conte Claudio ging zum Gemach des altehrwürdigen Giuseppe und schloss die Tür hinter sich. Sein Diener hatte die Überreste in den Sarkophag gelegt und den Deckel des reich verzierten Marmorsargs geschlossen. Conte Claudio hob die schwere Platte an und lehnte sie gegen die Wand. Die Hände auf den Rand gestützt, stand er stumm da und sah auf die Samtkissen hinab, zwischen denen der ehemalige Clanführer, sein Großvater und Mentor, nun lag. Der Diener hatte sich alle Mühe gegeben, die Spuren der Zerstörung zu verbergen. Er hatte dem altehrwürdigen Giuseppe ein frisches Hemd mit Rüschen auf der Brust und hohem Kragen angezogen, das die Wunden verbarg und es so aussehen ließ, als säße der Kopf noch auf den Schultern. Dennoch hatte der Zerfall schon eingesetzt und war nicht einmal mehr in diesem trüben Licht zu leugnen. Die Haut löste sich auf und wurde zu Staub. Der Conte wusste, dass der gleiche Prozess auch von innen her im Gange war. Bis zum anderen Morgen würden nur noch die Kleidungsstücke und ein Häufchen Staub daran erinnern, dass es den Vampir reinen Blutes Giuseppe di Nosferas einst gegeben hatte.
    Conte Claudio seufzte. Er war allein. Er musste in diesem Augenblick für keinen die Haltung bewahren, nicht der selbstsichere Führer der Familie sein. Er konnte seiner Trauer und Verzweiflung für ein paar Momente freien Lauf lassen.
    »Warum? Warum hast du das getan?« Die Worte verhallten in dem steinernen Gelass, das eines der größten Gemächer der Domus Aurea war. Wer würde nach Giuseppe hier einziehen? Seltsam, welche Gedanken einem durch den Kopf gingen, wenn man versuchte, den Schmerz zu verdrängen.
    »Es gibt keine Entschuldigung!«, rief er und starrte auf den gemarterten Körper hinab. Ein wenig Staub rieselte in die roten Kissen. »Warum hast du nicht mit mir darüber gesprochen? Weil du wusstest, dass ich so einem Plan niemals zugestimmt hätte! Es gibt nichts, gar nichts auf dieser Welt, das deinen Verrat rechtfertigen könnte! Wie lange hast du es geschafft, dir vorzulügen, es wäre zum Besten der Familie? Das Blut der Nosferas klebt an deinen Händen! Nicht der Kardinal und auch nicht der Jäger, du warst es! Und dafür musstest du nun bezahlen. Hast du ihnen wirklich getraut? Geglaubt, es könne einen Vertrag zwischen unsereins und der Kirche geben? Narr! Vielleicht warst du wirklich nur noch ein seniler Narr, dessen Zeit vorüber war.«
    Conte Claudio erhob sich und legte den Deckel wieder auf den Sarg. Der Klang breitete sich wie das Dröhnen einer Glocke aus und verhallte nur zögerlich. »Und ich war ein bequemer Narr, der nicht wissen wollte, was in seinem eigenen Haus vor sich geht.«
    Er verließ das Gemach, ohne sich noch einmal umzusehen. Hinter ihm fiel die Tür donnernd ins Schloss.
     
    Als Alisa am Abend wieder erwachte, musste sie sich eingestehen, dass sie sich kaum besser fühlte. Eine normale Wunde

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