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Notaufnahme

Notaufnahme

Titel: Notaufnahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Aufgabenverteilung Lieutenant Peterson vorgesehen hatte.
    »Sorg bitte nur dafür, dass der Fall aufgeklärt ist, bevor ich mich in den Kreißsaal begebe. Ich hab’ nämlich keine Lust auf eine Hausgeburt à la Rosemary’s Baby, aber andererseits ist der Gedanke, dass ein Verrückter die Krankenhäuser der Stadt unsicher macht, auch nicht gerade beruhigend. Wenn du gleich einen Blick in die alten Akten wirfst, wirst du nämlich feststellen, dass zu den unterschiedlichsten Zeitpunkten in den verschiedensten Kliniken die verrücktesten Sachen passiert sind.«
    In einigen dieser Fälle war ich an den Ermittlungen beteiligt gewesen, aber wir hatten sie in der Vergangenheit nie als gesonderte Kategorie betrachtet. Sarah und ich versuchten zunächst, uns rein gedächtnismäßig an die Fälle zu erinnern, in denen wir Zeugen befragt hatten oder die uns aus anderen Bezirken zu Ohren gekommen waren. Als um zehn meine Praktikantinnen Maxine und Elizabeth auftauchten, beauftragten wir sie damit, per Hand die Fallberichte der vergangenen zehn Jahre nach entsprechenden Aussagen von Opfern oder Tätern zu durchsuchen.
    »Fischt jede Aussage raus, in der die Wörter ›Krankenhaus‹, ›Klinik‹, ›Arzt‹, ›Krankenschwester‹, ›Psychiatrie‹ oder ähnliche Begriffe aus dem Krankenhaus-Bereich vorkommen, und kopiert sie für Sarah und mich. Bis heute Abend möchte ich alles, was ihr gefunden habt, vorliegen haben.«
    Kurz nach zehn war auch Laura eingetroffen; sie bekam die gleiche Aufgabe wie die Praktikantinnen, nur mit dem Unterschied, dass sie die Computer-Dateien durchschauen sollte. Die Dateien reichten nicht so weit zurück wie die Fallberichte in Papierform und waren schneller zu durchsuchen als die handgeschriebenen Dokumente, die Sarah und ich vom ersten Tag in dieser Abteilung an gesammelt hatten – es war ohne Zweifel eines der umfangreichsten Archive der Welt in Sachen Sexualstraftaten.
    »Kann ich dir heute Vormittag noch irgendwie helfen?« fragte Sarah.
    » Nein, danke. Gleich kommt Margie Burrows runter. Ich muss eine ihrer Zeuginnen nochmal befragen. Margie hat bei der ersten Befragung ein paar wichtige Punkte ausgelassen.«
    Leider nichts Ungewöhnliches. Margie Burrows war auf eigenen Wunsch in unsere Abteilung gekommen, und wir hatten ihr einige Fälle übertragen, an denen sie – unter unserer Aufsicht – ihr Können unter Beweis stellen sollte. Sie hatte das im Umgang mit Vergewaltigungsopfern notwenige Maß an Einfühlungsvermögen und Mitgefühl – was bei Vertretern der Ermittlungsbehörden nicht oft anzutreffen war –, aber ihr fehlte immer noch das kritische Auge für Widersprüche und lückenhafte Aussagen. Es war ein besonderes Fingerspitzengefühl, mit dem manche – wie zum Beispiel Sarah Brenner – auf die Welt gekommen zu sein schienen, während es andere wahrscheinlich nie lernen würden.
    Als Margie das Vorzimmer betrat, verließ Sarah mein Büro. Ich rief Margie herein und holte einen dritten Stuhl – für Ciarita Salerios, die Zeugin der Anklage.
    Ich überflog Margies bisherige Notizen: Ciarita Salerios war siebenundvierzig und arbeitete als Büroangestellte in der Versandabteilung eines großen Unternehmens. Sie war geschieden und hatte mehrere erwachsene Kinder, die in der Dominikanischen Republik lebten. Seit einiger Zeit litt sie unter Depressionen, verursacht durch den Tod ihres Ex-Mannes, mit dem sie einen Neuanfang versuchen wollte. Eine ihrer Freundinnen hatte ihr einen sogenannten Santero empfohlen – den sechsundsechzigjährigen Angel Cassano, der verhaftet worden war, weil er versucht hatte, Ciarita Salerios zu vergewaltigen.
    Ich stellte mich Ciarita vor und erklärte ihr, dass ich ihr noch einige Fragen stellen musste, obwohl Margie sie bereits ausführlich befragt hatte. Eine der Fragen lautete beispielsweise: Was genau ist ein Santero ?
    »Kein Problem, Miss Alex. Ich sag’ Ihnen alles, was Sie wissen wollen. Ich glaube, man kann es mit Hexendoktor übersetzen.«
    Diese Sache würde mich sicher ein paar Stunden beschäftigen und mich davon abhalten, immer wieder an Gemma Dogen zu denken. In den Tausenden von Fällen, die ich in den letzten zehn Jahren bearbeitet hatte, war mir jedenfalls noch kein Hexendoktor untergekommen.
    Ciarita berichtete, dass sie den Angeklagten einige Monate lang aufgesucht hatte, damit dieser ihr über den Tod ihres Ex-Mannes hinweghalf. Angel – welch unpassender Name in Anbetracht des Berufs des Angeklagten – ging zunächst mit

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