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Notaufnahme

Notaufnahme

Titel: Notaufnahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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es gibt also ‘ne Menge zu tun.«
    Battaglia paffte an seiner Zigarre, stemmte einen Fuß gegen die Ecke seines Schreibtischs und stieß sich nach hinten ab, so dass sein Stuhl nur noch auf den beiden hinteren Beinen stand. Er blickte mir direkt ins Gesicht.
    »Das ist ein perfekter Fall für Sie, Alexandra, auch wenn Sie ihn sich durch die Hintertür geangelt haben. Niemand kennt sich besser mit Sexualstraftaten aus als Sie, und ich nehme an, dass Sie das Interesse der Presse an diesem Fall, das vermutlich enorm sein wird, nicht besonders stört. Sie werden mir direkt berichten, und wenn Chapman eine seiner berühmt-berüchtigen kreativen Ideen hat – etwa Sie in der Verkleidung einer Krankenschwester zwecks Sammelns von Beweisstücken in die Nachtschicht einzuschleusen –, dann tun Sie mir bitte den Gefallen, ihn davon abzubringen.«
    Lachend versicherte ich Battaglia, dass ich mich auf so etwas Blödes im Traum nicht einlassen würde – und nahm mir im selben Augenblick vor, dem Ermittlungsteam vorzuschlagen, meine Lieblingspolizistin Maureen Forester als Patientin in die neurologische Abteilung des Mid-Manhattan einweisen zu lassen.

5
    Der Rest des Tages verging wie im Flug mit den üblichen Problemen und Fragen, mit denen die jungen Anwälte meiner Abteilung bei mir auf der Matte standen. Sarah und ich hatten uns über Mittag mit Salat und Cola in einen Konferenzraum zurückgezogen, wo wir eine Liste mit Namen von Zeugen zusammenstellten, die wir im Mordfall Dogen genauer unter die Lupe nehmen wollten. Laura hielt mir alle unwichtigen Anrufe vom Leib, und den letzten Teil des Tages verbrachte ich mit dem Überfliegen ihrer Telefonnotizen und dem Beantworten der Anrufe, die so dringend waren, dass sie nicht bis zum nächsten Morgen aufgeschoben werden konnten.
    Um halb sieben schaltete ich sämtliche Lichter aus und machte mich auf den Weg zu Rod Squires, dem Leiter der Prozessabteilung, um ihm mitzuteilen, dass ich nun zu dem Meeting der Sonderkommisson gehen würde. Die Mappe voller Fallnotizen unter dem Arm, verließ ich dann das Gebäude und ging zu meinem Jeep. Der schlimmste Berufsverkehr war schon vorbei, so dass ich ungehindert die First Avenue hinauffahren und dabei noch Nina Baum, meine beste Freundin, anrufen konnte. Wie fast jeden Tag hinterließ ich eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter in ihrer Kanzlei in Los Angeles. Ich parkte in der Nähe des Reviers auf der East Fifty-first Street und betrat das Gebäude. Am Eingang erklärte ich den Grund meines Besuchs und zeigte dem wachhabenden Cop meinen Ausweis. Er winkte mich vorbei und deutete auf die Treppe. Im ersten Stock angekommen, öffnete ich die schwere Metalltür und betrat einen grün gekachelten Flur. Zu meiner Rechten sah ich die Umkleideräume der uniformierten Cops, geradeaus ging’s zum Anticrime Office, aber den meisten Platz beanspruchte der Einsatzraum zu meiner Linken.
    Wenn gerade die Ermittlungen in einem wichtigen Mordfall anliefen, konnte man bei einem Besuch im Hauptquartier die Crème de la Crème des NYPD antreffen. Die Stimmung war wie elektrisiert: Die Mitglieder von Petersons handverlesenem Sonderkommando hatten sich schon zur Vorbereitung des Briefings versammelt, das nach der Ankunft der beiden Bosse etwa eine Stunde später beginnen sollte. Ich sah mich im Raum um, um festzustellen, wer in diesem Fall mit mir zusammenarbeiten würde, und hatte dabei auch im Hinterkopf, dass diese Jungs nicht nur Ermittler waren, sondern später auch als Zeugen im Prozess auftreten würden. Und von ihrer Sorgfalt bei der Beweisaufnahme, ihrer Fähigkeit, den richtigen Beweisen die richtige Bedeutung zuzuordnen, und ihrem Geschick, die Beweismittelkette überzeugend aufzubauen, würde maßgeblich der Erfolg dieses Prozesses abhängen.
    Vom Gang aus betrachtet ähnelte der Einsatzraum einem Kaninchenstall. Schätzungsweise zwanzig Detectives drängten sich um die zwölf Schreibtische, auf denen jeweils eine alte Schreibmaschine, mehrere Telefone und ein Drahtkorb standen; letztere waren im Augenblick noch leer, aber bald würden sie sich mit den rosafarbenen Berichtsbögen füllen. Das Computerzeitalter hatte hier ganz offensichtlich noch nicht Einzug gehalten. An den beiden Tischen nahe der Tür saß jeweils ein verdrossen dreinschauender Polizist in Zivil, und es war offensichtlich, dass die beiden zur Stammmannschaft des 17. Reviers gehörten, das nun von dem Sondereinsatzkommando in Beschlag genommen worden war; die zwei hatten

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