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Notaufnahme

Notaufnahme

Titel: Notaufnahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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gegen ihn sprach. Wahrscheinlich fuhr er jetzt durch die Gegend und hielt Ausschau nach irgendeinem verschlafenen Nest, wo er eine neue Praxis eröffnen konnte. Vielleicht mit dem Unterschied, dass er sich diesmal den Namen eines längst verstorbenen Arztes aussuchte.
    Joan Stafford war am Dienstagabend nach New York zurückgekehrt und hatte darauf bestanden, dass ich zum Dinner bei ihr vorbeischaute. Kaum hatte ich an ihrem Tisch Platz genommen, stellte sie mich vor vollendete Tatsachen. »Nina steigt am Donnerstagabend in die letzte Maschine aus Los Angeles, und am Freitag fliegen wir drei weiter nach Vineyard und richten dein Haus für den Sommer her. Reine Frauensache – Nina läßt das Baby zu Hause bei ihrem Mann, und Jim muss geschäftlich nach Wien. Seit dem ersten April fliegt U.S. Air die Insel wieder direkt an, und ich habe bereits unsere Tickets besorgt. Eventuelle Einwände von deiner Seite interessieren uns nicht. Wir nehmen den letzten Flug am Freitagabend um Viertel vor sechs und kommen mit dem ersten Flug am Montagmorgen zurück. Pünktlich um neun sitzt du an deinem Schreibtisch. Einverstanden?«
    Ich lächelte sie über den Tisch hinweg dankbar an. »Einverstanden, Joanie.«
    Ich sehnte mich nach der Insel, und was hätte mir Besseres passieren können, als nach den Ereignissen vom vergangenen Oktober gemeinsam mit meinen beiden besten Freundinnen dorthin zurückzukehren?
    Nina Baum kam am Freitag in aller Herrgottsfrühe in New York an. Ich hatte ihr meinen Wohnungsschlüssel am Empfang hinterlegt, so dass sie sich bei mir duschen und etwas ausruhen konnte, bevor sie in mein Büro kam. Wir kannten uns seit unserem ersten Tag in Wellesley, als wir per Los zu Zimmergenossinnen bestimmt worden waren, und ich konnte mir keine treuere, verständnisvollere Freundin als sie vorstellen.
    Sarah hatte mich in aller Frühe angerufen, um mir mitzuteilen, dass sie sich einen Tag freinahm, und glücklicherweise verlief der Freitag ungewöhnlich ruhig. Nina und ich genehmigten uns einen ausgedehnten Lunch im Forlini’s. Am frühen Nachmittag schloss ich mein Büro ab; anschließend nahmen wir uns ein Taxi zum La Guardia Airport, wo wir mit Joan verabredet waren.
    Wir hatten einen angenehmen, ruhigen Flug. Joan hatte am Flughafen einen Jeep reserviert, so dass wir nicht erst meine alte Kiste, die während des Winters eingelagert war, abholen mussten. Die fünfzehnminütige Fahrt im letzten Tageslicht über die Insel war einfach herrlich. Die meisten Bäume und Sträucher hatten bereits grüne Knospen, und in den Gärten leuchteten die gelben Blüten der Osterglocken.
    Als Nina in den Seitenweg einbog, der zu meinem Haus führte, krampfte sich mein Magen kurz zusammen. Hier war Isabella Lascar gestorben, und ich würde diese Stelle wohl nie wieder passieren können, ohne nicht daran erinnert zu werden. Doch schon im selben Augenblick freute ich mich über die bunten Tulpen und die Bartiris, die mein Hausmeister Joe auf den Beeten und Rabatten vor meinem Haus gepflanzt hatte. Unter dem Baum, dem Ort, an dem Isabella ermordet worden war, hatte er ihr zum Andenken einen Granitstein gesetzt.
    In meinem kleinen Landhaus empfing uns der Geruch von frischer Farbe; alles war neu gestrichen, und es war keine Spur mehr von dem Fingerabdruckpulver der Polizei zu entdecken.
    Nachdem ich mein Gepäck im Schlafzimmer abgestellt hatte, ging ich wieder raus auf die Veranda zu Joan und Nina. »Ohne euch beide hätte ich es nicht geschafft …«
    » Pst. Seit drei Jahren sehne ich mich nach diesem Blick«, schnitt mir Nina das Wort ab. »Ich möchte ihn genießen, solange es noch hell ist.« Es war mein eigenes kleines Stück Himmel, und ich lehnte mich an die Holzbrüstung, um die Schönheit der hügeligen Landschaft mit ihren bunten Wildblumenwiesen, ihren kleinen Teichen, auf denen noch keine Boote mit Sommergästen schwammen, und dem Meer am Horizont in mich aufzunehmen.
    Joan unterbrach die Stille. »In zehn Minuten hast du dein Kostüm gegen etwas Legeres ausgetauscht«, befahl sie mir. »Ich habe für acht Uhr einen Tisch im Outermost reserviert.«
    »Ich wusste gar nicht, dass die vor Mitte Mai überhaupt öffnen.«
    »Na, Gott sei Dank habe ich das Ruder übernommen. Hätte ich dir die Organisation überlassen, würden wir heute Abend Popcorn essen.«
    »Sei nicht so streng mit ihr, Joan. Schließlich ist Popcorn eines der wenigen Gerichte, die sie wirklich toll beherrscht.«
    Ich zog mich um, und wenig später steuerte

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