Notaufnahme
sagte, er würde Harper erst zur neurochirurgischen Facharztausbildung zulassen, wenn er eine Qualifikation als Neurologe abgelegt habe. Kurz darauf ging Randall weg, und Dogen kam. Und bekanntlich hatte die Dame ihre eigenen Ansichten. Sie teilte Harper mit, dass sie sich in keiner Weise an die Aussagen und Versprechungen ihres Vorgängers gebunden fühle. Damit hatte Harper keine Chance mehr, zur Ausbildung zugelassen zu werden.«
»Und was bedeutet › Met Games‹?«
»Hier kommt Spector ins Spiel. Es war seine Idee, Harper für eine Weile im Metropolitan zwischenzuparken, um Dogen in der Zwischenzeit weichzukochen. Harper praktizierte anschließend eine Weile in den Südstaaten, baute aber auch weiterhin Mist. Und wieder war es Spector, der ihm Hoffnungen machte. Er ermögliche es Harper, als Fellow im Rahmes einer Art Forschungsstipendium am Mid-Manhattan unter seiner Leitung zu arbeiten, und hoffte, Harper nach Dogens Abgang in die Facharztausbildung zu bugsieren. Es wurde für Harper allmählich auch höchste Zeit, denn bei Abschluß der Ausbildung wäre er schon fünfzig gewesen. Das Dumme an dem Plan war, dass Spector Harper ein Jahr zu früh geholt hatte, denn Dogen stellte sich immer noch quer.«
»Habt ihr eigentlich herausgefunden, warum sich Spector so entschlossen für Harper einsetzte?«
»Noch nicht, aber wir werden es erfahren. Keiner der beiden hat sich bisher dazu geäußert. Es ging dann jedenfalls Schlag auf Schlag weiter. Robert Spector wusste, dass Gemma an dem Tag, an dem Coleman Harper seine Zulassung bekommen hätte, allein aus Prinzip gekündigt hätte. Der Gewinner wäre automatisch Spector gewesen, denn er hätte Gemmas Job bekommen – auf den er schon lange scharf war.«
Jetzt schaltete sich Mike ein. »Ich glaube, wir haben Harper ganz schön aus der Fassung gebracht, als wir ihm mitteilten, dass wir seine Personalakte von vor zehn Jahren anfordern würden. Er wusste zwar, dass das Minuit die Unterlagen nicht so lange aufhob, aber nicht, wie lange das Met sie archivierte – und ob nicht seine Erzfeindin selbst Informationen über ihn gesammelt hatte. Ich wette, Harper ist der Typ, der ins Metropolitan eingebrochen ist; er wollte seine eigenen Akten vernichten. Und aus diesem Grund hat er nach dem Mord an Gemma Dogen ihre Schlüssel mitgehen lassen. Am vergangenen Sonntag wollte er in ihrer Wohnung nach Aufzeichnungen über sich suchen, weil ihn diese Unterlagen in Teufels Küche gebracht hätten.«
»Aber warum hat er mich erst das Telefonat mit Mercer beenden lassen, anstatt auf mich loszugehen, bevor ich von meinem Fund berichtete?«
»Wenn Harper dich noch während des Gespächs mit Mercer angegriffen hätte, hätte Mercer Hilfe herbeigerufen, auch wenn er auf der anderen Seite der Welt gesessen hätte. Ein paar Minuten später wäre die Polizei dagewesen; Harper hätte nicht genug Zeit gehabt, dich umzubringen und das Gebäude zu verlassen. Er plante also, dich nach dem Telefonat aus dem Weg zu räumen und den einzigen noch existierenden Ordner über seine Vergangenheit mitzunehmen, so dass später allein Mercers Aussage gegen die seine stand.«
»Wir gehen davon aus, dass es Harper war, der sich verkleidet, bis vor deine Wohnung geschlichen und dir den Zettel unter der Tür durchgeschoben hat«, fuhr Mercer fort. »Er kannte wahrscheinlich nicht die ganze Wahrheit über Jean DuPuy, aber er ahnte ebenso wie Gemma, dass irgend etwas mit ihm nicht stimmte. Er war einfach zu glatt, zu gewandt. Vergiß nicht: Sie hatten beide unten in den Südstaaten praktiziert. Ich nehme an, Harper hatte schon mal von dem echten John DuPre gehört und war stutzig geworden. Tatsache ist, dass sie beide nervös wurden, als die Ermittlungen begannen, und daraufhin versuchten, sich gegenseitig anzuschwärzen. Als sie den Penner mit den blutgetränkten Hosen im Röntgenraum fanden, waren sie beide so erleichtert, dass sie sich vor lauter Aufregung in Widersprüche verwickelten.«
»Glaubst du, es war Harper, der versucht hat, mich mit dem Auto über den Haufen zu fahren?«
»Zweifelsohne«, erwiderte Mike ohne zu zögern. »Er hat wahrscheinlich die Nerven verloren. Noch ein paar Tage zuvor präsentierte er uns einen blutüberströmten Geisteskranken, den wir anfangs tatsächlich für den Mörder hielten. Und in den Freitagabendnachrichten erfährt er, dass du, Alex Cooper, den alten Knaben wieder auf freien Fuß gesetzt hast. Mercer glaubt, dass Harper damals in der Nacht auf dem Revier
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