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Nova

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Titel: Nova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Kober
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Lage, sich über die Tragweite aller Geschehnisse klarzuwerden, denn sie waren ihm zu kompliziert. Jede Schlußfolgerung verästelte sich in hundert weitere, so daß er den Überblick verlor.
Als Fealers Einmannflasche auf dem Optischen erschien, empfand er noch nicht einmal Erleichterung. Zu groß war der seelische Druck, der auf ihm lastete. Die Zeit bis zur Kopplung und Fealers Einschleusung dünkte ihm Ewigkeiten.
Fealer war erschöpft, als er in der Zentrale anlangte. Er wußte, wie sehr Garbor nach Informationen dürstete, und er selbst fühlte sich so randvoll damit, daß es trotz seiner Schwäche aus ihm heraussprudelte wie aus einem Quell.
»… nein, ich weiß nicht, wie das dort drüben funktioniert. Diese Stimme, sie war einfach in mir. Ich habe niemand gesehen. Vielleicht ist das fremde Raumschiff dazu da, die Verbindung zwischen den Außerirdischen und ihrem Planeten herzustellen… es ist mir unverständlich. Dann waren sie plötzlich weg, eine Störung vielleicht… ich weiß es nicht.«
»Und was wird nun geschehen?« fragte Garbor. »Fliegt dieses Raumschiff weiter, oder bleibt es hier?«
»Garbor, ich weiß es nicht. Die Zeit war zu kurz. Das einzige, worüber wir uns wirklich ausgetauscht haben, war die Frage, ob ich ein vernünftiger Mensch bin.«
»Ob du ein Mensch bist?« fragte Garbor verblüfft. »Ja, sieht man das denn nicht?«

Genesung
    Als der Gleiter sanft abhob, durchströmte Bizell ein Gefühl der Freiheit. Ihm war, als käme etwas zurück, was vor langer Zeit aus ihm verschwunden war und sich nun schüttelte und reckte und die Jahre der Vergessenheit abwarf.
    Mit Wucht brach sich dieses Gefühl Bahn wie eine Eruption, von einem Moment zum anderen, da er sich gelöst hatte aus seiner selbstgelebten Enge.
    Und Freude kam mit der Freiheit, daß er sich diesen Flug genommen hatte, heraus aus dem wohlgeschliffenen Pferch und den eingetretenen, bequemen Pfaden der Alltäglichkeit.
    Noch vor einer Stunde hatte er geschwankt vor diesem im Grunde doch so einfachen Schritt, sich im Bett hin und her gewälzt. Dann – still und heimlich – war er aufgestanden, früher als sonst.
    Ein paar flüchtige Worte in den Videospeicher, ohne Erklärung, ohne Bild. Einen ganzen Tag würde er wegfliegen, allein, er wisse noch nicht, wohin. Aus.
    Für einen Tag kehrte er seinem Haus und Jana den Rücken. Die Myonik des Prallgleiters schmiegte sich seinen Bioströmen an, er hatte keine Schwierigkeiten mit der Nano-Einheit der Steuerung. Behutsam gewann das Fluggerät an Höhe. Bizell ging auf im strahlenden Azurblau, das der erwachende Morgen über ihn ergoß.
    Von Sekunde zu Sekunde begann er sich mehr zu lösen von den vergangenen Jahren. Und das war es, was er wollte. Weg davon für ein paar erfüllte Stunden, wenig im Vergleich zu den Tausenden leeren vorher.
    Den grünfarbenen Balken des Leitstrahls, das beruhigende Input des Steuerkontaktes, er sah und hörte es heute nicht, vergaß es einfach, wollte nichts damit zu tun haben und nur sich selbst genießen.
    Unter ihm dehnte sich die tropische Selvas wie ein endloser grüner Teppich, nur unterbrochen vom glitzernden Band des Amazonas.
    Bizell atmete auf. Gut, daß er allein geflogen war, ohne Jana, die ihn mit ihren Kommentaren gequält hätte, mit Erklärungen, die ihn reizten, ihm keine Sekunde Ruhe gönnten.
    Wie nötig hatte er einen freien Tag gebraucht und ihn doch nie bekommen, weil er ihn sich nicht genommen hatte.
Aber da waren nicht nur die selbstsüchtigen Ansprüche Janas.
    Er floh auch in die Einsamkeit und Stille, in eine Eintageswelt ohne andere Menschen, ohne die ihn stets umgebende, alles ermöglichende Computertechnik. Keine Serviceeinheit würde ihm jetzt ungefragt Ratschläge zur Kleidung geben, weil draußen die Temperatur um ein Grad gefallen, Luftdruck und Luftfeuchte dagegen gestiegen waren. Nichts konnte heute an seinem Wahlessen herumkorrigieren, um die Joule- und Mineralstabilität zu gewährleisten, kein Biovideotrakt ihm per Sensortechnik wichtige Tagesinformationen direkt ins Hirn überspielen.
Das alles hatte er hinter sich gelassen, abgestreift wie eine alte, schrumplige Haut.
    Und er flog selbst. Nicht auf vorprogrammierter Bahn, nein, er selber gab die Steuerbefehle. Er benutzte auch keinen Transmitter, um sich an einen vorbestimmten Punkt abstrahlen zu lassen, ohne Mühe, ohne zu gehen.
    Seine Entscheidung hatte ihm viel Willenskraft abverlangt, weil er etwas Ungewohntes von sich verlangte – nämlich selbst einmal

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