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Nr. 13: Thriller (German Edition)

Nr. 13: Thriller (German Edition)

Titel: Nr. 13: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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fürchterlich weh, als hätte der Unbekannte ihm ein brennendes Streichholz zwischen die Backen gesteckt.
    „Was soll das? Was soll das? Was soll das?“, schrie er immer lauter und boxte den Fremden wütend.
    Das machte dem aber gar nichts aus. Er hielt den Jungen fest und sang sogar noch fröhlicher weiter, als dieser vor Angst auf die Decke machte.
    „Pimmel und Pimmelchen
    stiegen auf einen Berg.
    Pimmel war ein großer Schwanz
    und Pimmelchen ein Zwerg.
    Sie blieben lange da oben sitzen
    und wackelten mit den Zipfelmützen.“
    Nein, nein, nein! Der Reim ging anders. Der Mann sagte ihn völlig falsch auf. Aber der Junge wusste es besser, er kannte das Fingerspiel von seiner Mutter. Wo war sie nur? Hörte sie nicht, dass er hemmungslos weinte? Er wollte nicht, dass der Fremde seinen Strullermann anfasste. Aber er konnte ihn nicht daran hindern, dass er ihn hin- und herschwang, wie die Mützen in dem Vers.
    Plötzlich stieß der Mann ihn von seinem Schoß. Er nahm die Hand des Jungen und legte sie an seinen Pipimann. Der war so schrecklich groß! Da unten roch der Mann noch ekeliger als sein Atem, so wie die Unterhose des Jungen nach dem Sport. Nach Schweiß und Po. Gemeinsam versuchten sie, ihn ebenfalls schlackern zu lassen, aber das funktionierte schlecht, weil er so steif war.
    Rotz lief aus der Nase des Jungen, er wischte ihn mit dem Arm ab. Seine Mutter hätte mit ihm geschimpft, aber sie war nicht da. Er war alleine. Ganz alleine. Mit diesem Monster.
    Er schluchzte herzzerreißend. Das machte den Mann wild. Er presste seine Hand fest auf die des Jungen und rieb auf und ab. Flennend schaute der Junge weg. Er wimmerte und versuchte so zu tun, als kriegte er gar nichts mit. Als wäre er gar nicht er. Als wäre er jetzt nicht hier. Er stellte sich vor, er würde bei seinem Papa in Sicherheit sein. Aber das funktionierte nicht, denn der Singsang holte ihn in dieses Loch zurück.
    „Doch nach fünfundzwanzig Wochen
    sind sie in den Berg gekrochen,
    schnarchen da in guter Ruh.
    Seid schön still und hört mal zu!“
    Der Mann schloss für einen kurzen Moment die Augen. Er faltete seine Hände, hielt sie an seine Wange und tat so, als würde er seinen Kopf darauf ablegen, wie auf einem Kissen. Dann schnarchte er.
    Der Junge heulte hemmungslos. Dicke Tränen kullerten seine Wangen hinab, sie schmeckten salzig. Er hatte keine Ahnung, was der Mann von ihm wollte und was das alles sollte. Er spähte zur Gittertür, die offen stand, und machte sich bereit dazu, wegzulaufen. Die Monster in den Schatten dort draußen konnten nicht so schlimm sein wie der Fremde. Doch er kam nicht dazu, aufzuspringen.
    Plötzlich warf der Unbekannte ihn mit dem Bauch zu Boden. Sein Schnarchen klang jetzt mehr wie Stöhnen. Er legte sich mit seinem ganzen Gewicht auf den Jungen, sodass der meinte, keine Luft mehr zu bekommen.
    „Nun bist du doch ein Hund, Bubele“, säuselte der Mann. „Denn ich besteige dich wie eine Töle.“
    Er flüsterte noch andere Dinge mit einer Stimme, die immer kehliger wurde. Aber der Junge verstand ihn nicht mehr, weil seine eigenen Schreie in seinen Ohren so laut dröhnten, dass seine Trommelfelle zu platzen drohten.

1. KAPITEL
    Wenn das so weiterging, würde heute noch ein Unglück passieren! Abuu Beti bezeichnete sich als ausgeglichenen Menschen, aber an diesem frühen Nachmittag stand er kurz davor, jemandem den Finger zu brechen. Wenn noch einer aufzeigte und ungläubig nachhakte, als wüsste Abuu nicht, was er referierte, würde er sich vergessen.
    Rasch wandte er der Gruppe den Rücken zu, damit sie nicht mitbekamen, dass er seine Zähne zusammenbiss, um nicht laut zu schreien. Die Tour durch die archäologische Zone des jüdischen Viertels entwickelte sich zum Albtraum! Aktuell standen sie im römischen Abwassertunnel des Museums Praetorium in der Kleinen Budengasse 2 und er fühlte sich von Ratten umgeben, obwohl kein Tier weit und breit zu sehen war. Sie waren bekanntlich intelligent, übertrugen aber Krankheiten. In diesem Fall handelte es sich um schlechte Laune.
    Alle, die eine Stadtführung inklusive dem ein oder anderen Museumsbesuch gebucht hatten und dann einem Farbigen gegenüberstanden, stutzten erst einmal. Das erwartete niemand. Sondern einen waschechten Kölner. Woran auch immer man die erkannte. Denn er war einer. Wenn Abuu ihnen jedoch in einwandfreiem Hochdeutsch sagte, dass er ebenso in Deutschland geboren und aufgewachsen war wie sie und seit dreiundsechzig Jahren in der

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