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Nr. 799 (German Edition)

Nr. 799 (German Edition)

Titel: Nr. 799 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yuna Stern
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eine tiefe Stimme, die erneut in dieser mir unbekannten Sprache kommunizierte.
    »Ah.« Ein gleichzeitiges Raunen von allen Seiten erklang, als hätte die Stimme eine langersehnte Lösung geboten und mein Verhalten ausreichend erklärt.
    Wieder spürte ich eine Hand auf meiner Schulter, die mich diesmal jedoch vorsichtig tätschelte. »Ist schon gut«, sagte die Frau mit einem tröstenden Tonfall in der Stimme. »Sie brauchen keine Angst zu haben.«
    Angst? Warum sollte ich Angst haben, wenn ich doch nur nackt auf dieser Liege thronte und von allen Seiten befummelt wurde? Nein, ich hatte keine Angst. Überhaupt keine.
    Das wiederholte Räuspern des Bosses – jedenfalls nahm ich an, dass er es war – ließ mich zusammenzucken. Er sprach kurz, woraufhin aus jeder Ecke des Raums wie im Kanon ein knappes »Ja!« zu hören war. Ich schielte rüber und konnte gerade noch sehen, wie sich die schwarzen Umhänge zurückzogen. Einer nach dem anderen verschwand aus dem Zimmer. Geräuschlos, als wäre die ganze Truppe nie dagewesen. Nur die blonde Frau blieb zurück, mit ihrem Klemmbrett in den Händen, das sie nun fester umklammerte, als wäre es ein Rettungsanker. Ihre Augen quollen aus ihren Höhlen hervor, als sie alleine mit mir zurückblieb und mich anblickte. Ein wenig verloren schaute sie sich um, runzelte die makellos glatte Stirn und hüstelte. Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf mich.
    Blitzartig drehte ich mich weg und schloss meine Augen.
    »Nummer Siebenhundertneunundneunzig«, sagte sie nun schroffer, »bitte konzentrieren Sie sich jetzt auf mich. Dies ist eine wichtige Angelegenheit, über die ich Sie aufklären muss.«
    »Meine Eltern haben mich schon früh aufgeklärt«, zischte ich. Das nahm ich ebenfalls nur an. Ich konnte mich nicht an sie erinnern. An niemanden. Nicht einmal an mich selbst. Ich war nur noch eine nackte Hülle – ohne Vergangenheit. AUFWACHEN!
    »Hm, ach ja? Das muss ich einmal nachsehen.« Ich hörte Papiere rascheln, das mehrfache »Hm!« der Frau und – ja, auch das – das Klopfen meines eigenen Herzens. »Mit vier Jahren, genauer – am siebten August des Jahres Neunzehnhundertvierundneunzig. Ja, stimmt, das ist im Gegensatz zu anderen Kindern früh. Doch ich muss Sie in einer anderen Angelegenheit aufklären, Nummer Siebenhundertneunundneunzig.«
    AUFWACHEN!
    Die Frau trippelte mit offenbar hochhackigen Schuhen davon – das Klick und Klack ließ mich flüchtig aus meinem Widerstand aufschrecken. Ich blickte ihr neugierig hinterher und entdeckte einen Schrank aus Aluminium, der eine ganze Wand auf der hinteren Seite des Raums einnahm. Sich absichernd, drehte die Frau ihren Kopf zu mir um – als könnte ich mich einfach so wegschleichen –, dann zog sie aus ihrer Hosentasche einen klappernden Schlüsselbund.
    Sie öffnete die rechte Schranktür. Ich konnte nun wieder scharf sehen und bemerkte, dass sich hinter der Schranktür eine Armee aus Kleidungsstücken verbarg. Wieder durchforstete sie ihre Unterlagen und murmelte: »Größe Null.« Anschließend zog sie einen Kittel hervor, der aus einem Krankenhaus zu stammen schien. Blassblau. Mit freiliegendem Rücken.
    »Ahem. Genau. Hm.« Sie nickte sich selbst zu, hielt den Kittel zwischen Zeigefinger und Daumen, wie eine übelriechende Kakerlake, während sie zurück zu mir eilte. »Hier. Ziehen Sie das an, Nummer Siebenhundertneunundneunzig.«
    Ich starrte den Kittel an und schüttelte langsam den Kopf. »Sie sind ja wohl irre, oder?«, flüsterte ich. »Wie soll ich mich anziehen, wenn meine Hände festgebunden sind?«
    »Festgebunden?« Zum ersten Mal breitete sich ein verschmitztes – ehrliches – Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Sie zuckte mit den Schultern und wies mit dem Kinn auf meine Hände. »Ich sehe da keine Fesseln.« Ihre Stimme hüpfte weiter in die Höhe. Amüsiert. Scheiße, sollte sie sich doch ihren Humor in den ...
    Ich warf einen perplexen Blick auf meine Handgelenke. Es waren tatsächlich keine Fesseln zu sehen. Nur Fingerabdrücke, die allmählich verblassten und das unangenehme Gefühl hinterließen, dass mich etwas – oder nein, jemand – festgehalten hatte. Und noch etwas war zu sehen: eine Nummer. Ein Barcode? Da stand: 654-375-020- 799 . Ich rieb mit meinen Fingern darüber, versuchte die Nummer abzukratzen, jedoch ohne Erfolg. Sie blieb an meiner Haut haften. Wie eine Narbe.
    »Sie haben Ihre wahre Nummer entdeckt, wahnsinnig spannend, nicht wahr? So viele von uns gibt es tatsächlich

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