Nubila 05: Die letzte Schlacht
soll.“
Sie zeigte auf ihren kahlen Kopf. Swana schnalzte mit der Zunge.
„Nun. Du wolltest ja keine Perücke aufsetzen.“
„Das würde früher oder später herauskommen“, stellte Laney klar. „Eine Perücke kann verrutschen. Ach verdammt. Ich will nicht, dass alle von meiner Bestrafung in Island erfahren, aber ich denke nicht, dass meine Familie mir die Glatze als Typveränderung abkaufen wird.“
Swana schaute einen Moment nachdenklich drein und drehte sich dann zu Johanna herum.
„Amma, wohnt nicht Hildis in New York?“
Johanna öffnete überrascht die Augen.
„Ich glaube schon. Willst du etwa …?“
„Es wäre doch eine gute Lösung.“
Johanna zuckte mit den Schultern und schloss wieder die Augen.
„Macht doch was ihr wollt“, grummelte sie.
„Wer ist Hildis?“, fragte Laney neugierig.
„Eine Frau aus unserem Dorf. Sie ist vor Jahren fortgegangen, hat aber immer Kontakt gehalten, damit die Jungvampire sie besuchen können, sobald sie alt genug dazu sind.“
Als Laney sie mit großen Fragezeichen in den Augen ansah musste Swana lachen.
„Sie könnte dir helfen“, erklärte sie. „Ihre Gabe ist ganz außergewöhnlich. Die Frage ist nur: Was bist du bereit zu tun, um ein paar von deinen Haaren wieder zu bekommen?“
Laney straffte die Schultern. Was würde sie alles tun, um ihrem Vater nichts von der Bestrafung in Island erzählen zu müssen? Die Frage war wohl eher, was würde sie nicht tun.
„Ich würde so einiges tun“, sagte sie. „Warum?“
„Weil es sich dann auf jeden Fall lohnen wird, Hildis zum Flughafen zu bestellen.“
Drei Stunden Verspätung. Jason konnte es nicht fassen. Der Flug seiner Tochter hatte drei Stunden Verspätung. Und das, nachdem er sie fast anderthalb Jahre nicht gesehen hatte. Nach einer so langen Zeit sollten die paar Stunden eigentlich keinen Unterschied mehr machen, aber Jason hatte das Gefühl, als hätte man ihm soeben mitgeteilt, das Flugzeug würde erst im kommenden Jahr landen.
„Jason, bitte. Du machst mich noch völlig verrückt, wenn du weiterhin so nervös auf und ab läufst“, warf Kathleen ihm vor. „Der Flug hat nur Verspätung. Das Flugzeug ist nicht abgestürzt.“
Sofort bekam Jason schwitzige Hände. Bei dem Gedanken daran, was alles mit seiner Tochter hätte passieren können, wurde ihm ganz übel. Aber Kathleen hatte natürlich wie immer Recht. Mit seiner Nervosität steckte er sie nur an und brachte Laney trotzdem nicht dazu, eher in Buffalo aufzutauchen.
„Ich weiß, ich weiß“, gab Jason zu. „Aber ich kann einfach nicht anders. Ich habe sie ewig nicht gesehen.“
Kathleen streckte wortlos die Hände nach ihm aus, und er ließ sich ergeben neben sie auf eine der Wartebänke ziehen.
„Es geht ihr gut“, versicherte Kathleen.
„Ich weiß, aber …“
„Nein. Du weißt es nicht. Das kann ich fühlen.“
Sie nahm sein Gesicht in ihre Hände und sah ihn intensiv an.
„Es geht ihr gut“, wiederholte sie. „Und sie kommt, weil sie bei uns sein will. Und das ist absolut in Ordnung so. Du musst aufhören, dir deswegen den Kopf zu zerbrechen.“
Jason blickte in Kathleens hellblaue Augen, und ganz automatisch begannen ihre Ruhe und ihr Vertrauen in Laney sich auf ihn zu übertragen. Erleichtert atmete Jason aus und entspannte sich. Ihm war gar nicht klar gewesen, wie sehr die Sorge um seine Tochter ihn verkrampft hatte. Aber zum ersten Mal, seitdem er wusste, dass Laney auf dem Weg nach Buffalo war, glätteten sich die Sorgenfalten auf seiner Stirn und seine Schultern entspannten sich.
„Ich weiß“, sagte Jason. „Ich weiß es wirklich. Ich musste es nur noch mal hören. Danke, Kath. Was würde ich nur ohne dich machen?“
Er zog Kathleen zu sich heran und umarmte sie zärtlich. In all diesem Chaos war Kathleen für ihn wie ein Fels in der Brandung. Sie war der Grund für ihn, nicht alles hinzuschmeißen und mit dem Rest seiner Familie nach Afrika oder Asien zu fliehen. Natürlich war er auf Seiten der Kaltblüter, was die kommende Schlacht anging. Aber ihm war auch bewusst, dass er niemals so sehr zwischen die Fronten geraten wäre, wenn er Laneys Mutter nicht verloren hätte. Vermutlich wäre alles anders verlaufen, wenn Kara nicht gestorben wäre.
Kathleen, die ihren Kopf an Jasons Schulter gelehnt hatte, sah auf.
„Du denkst wieder an Kara, habe ich Recht?“, sagte sie und ließ dabei durchscheinen, dass es keine Frage, sondern eine Feststellung war.
Jason zuckte leicht zusammen. Der
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