Nubila 05: Die letzte Schlacht
dir unbedingt die Halbschwester von Darrek vorstellen.“
„Die Halbschwester von … Moment, Moment. Schluss jetzt mit diesen ganzen Ablenkungsmanövern, Laney.“
Streng betrachtete Jason seine erstaunlich erwachsen wirkende Tochter. Sie hatte sich in den letzten anderthalb Jahren verändert. Das spürte er sofort. Sie war nicht mehr das junge Mädchen von damals. Aber er wusste trotzdem instinktiv, dass sie versuchte, von etwas Wichtigem abzulenken. Und er wollte verdammt noch mal wissen, was das war.
„Was ist mit deinen Haaren, Laney?“, fragte Jason sichtlich beunruhigt. „Hör auf, drum herum zu reden.“
Laney stieß einen tiefen Seufzer aus und warf Swana einen hilfesuchenden Blick zu. Diese zuckte jedoch nur mit den Schultern, um anzudeuten, dass sie sich auch keinen Rat wusste.
„Nun gut, Daddy“, begann Laney schließlich. „Es ist folgendermaßen. Ich habe eine neue Frisur, die sehr … anders ist.“
Kathleen gab Swana ihr Baby zurück und stellte sich neben Jason, als wüsste sie bereits, dass er gleich ihre Unterstützung benötigen würde. Aber Laney konzentrierte sich weiterhin nur auf ihren Vater. Sie wusste, dass Kathleen Verständnis für ihr Handeln haben würde. Bei Jason hingegen war sie sich dessen ganz und gar nicht sicher.
„Komm auf den Punkt, Laney“, forderte Jason aufgebracht. „Wenn du eine neue Frisur hast, dann steh auch dazu und zeig sie mir.“
Laney verdrehte die Augen und griff dann nach ihrem Haartuch. Bevor sie es herunterzog, sah sie ihrem Vater aber noch einmal tief in die Augen.
„Bedenke, dass es meine Haare sind, Papa. Es war meine Entscheidung. Und du musst sie akzeptieren. Glaub mir, ich hatte meine Gründe.“
Jason nickte leicht und hielt dann die Luft an, während Laney das Tuch mit einem Ruck von ihrem Kopf zog.
Laney hielt den Atem an, als das Haartuch ihren Kopf freigab. Jason und Kathleen wirkten überrascht, aber nicht schockiert, was sie ganz allein Swana und Hildis Gabe zu verdanken hatte. Laney warf der Outlaw einen kurzen Blick zu und diese nickte aufmunternd. Hildis wäre auch bereit gewesen, Laneys alte Haarlänge komplett wieder herzustellen, aber der Preis dafür war Laney eindeutig zu hoch erschienen. Sofort sah sie wieder ihre Eltern an.
„Ich dachte, es wird Zeit für eine Typveränderung“, erklärte Laney und fuhr sich durch das kurze neue Haar, das ihr bis zu den Ohren reichte.
Es fühlte sich noch ungewohnt an, und ihre Kopfhaut kribbelte von dem Wachstumsschub, den Hildis ihr verpasst hatte, aber sie würde sich wohl noch daran gewöhnen.
„Nun. Es ist … anders“, sagte Kathleen lächelnd und berührte Laney aufmunternd am Kinn. „Eine eindeutige Abgrenzung zu deinem früheren Ich. Aber es steht dir sehr gut. Kurze Haare kann nicht jeder tragen.“
Laney lächelte ihre Ziehmutter dankbar an und wartete dann darauf, wie Jason reagieren würde. Doch dieser bewegte sich erst, als Kathleen ihm etwas zuflüsterte. Er räusperte sich und die Überraschung wich langsam aus seinem Gesicht.
„Ähm. Ja. Anders. Das trifft es auf jeden Fall gut. Was immer du für Gründe gehabt haben magst, dein Äußeres zu verändern … Ich hoffe wirklich, dass es sich gelohnt hat.“
„Das hat es“, versicherte Laney ihm. „Das hat es auf jeden Fall.“
Jason nickte und zog Laney dann wieder in seine Arme.
„Ich liebe dich, Laney“, versicherte er ihr. „Egal, ob du dir die Haare schneiden lässt oder ob du mit lauter Tattoos und Pircings auftauchst … Ich werde dich immer lieben und versuchen, deine Entscheidung zu respektieren.“
Laney lächelte und war überaus froh, dass sie ihrem Vater nichts von den Vorfällen in Island würde erzählen müssen. Er wäre vielleicht bereit gewesen, ihre Glatze zu akzeptieren, aber dafür hätte er eine Erklärung verlangt. Und Laney war sich sicher, dass er die Outlaws nicht mit offenen Armen empfangen hätte, wenn er die Wahrheit wüsste.
„Danke, Dad“, sagte sie. „Ich bin so froh, dass ich wieder hier bin.“
Jason ließ sie wieder los und sah sie dann neugierig um.
„So. Na dann erzähl mal. Wo ist denn diese geheimnisvolle Schwester von Darrek, die du mir vorhin vorstellen wolltest?“
Kapitel 2
Alte Bekannte
Als Cynthia aus dem Herrenhaus kam, entdeckte sie sofort ihren Bruder Greg und ging zielstrebig in seine Richtung. Es war ganz eindeutig, dass er sehr nervös war. Seit über einer Stunde schon saß er draußen auf der Treppe, um auf Laney zu warten. Jedes Mal,
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