Nuke City

Drähten und einem kleinen Stecker aus. Während Quess das andere Ende von der kleinen Rolle in seiner Hand abtrennte, befestigte Douglas die Drähte an einem kleinen Kästchen. Ohne ein Wort miteinander zu wechseln, trat Quess zurück, und Douglas drückte einen Knopf auf dem Kästchen.
    Weder Licht noch Funken waren zu sehen, aber plötzlich stieg Rauch von dort auf, wo das Seil den Zaun berührte. Kyle wußte, daß der Strom, den das Kästchen lieferte, die Barriere zwischen zwei Substanzen in dem Seil beseitigte. Durch die Verbindung der beiden entstand Säure, die sich jetzt durch das dünne Metall des Zaunes fraß. Quess und Douglas, die klobige, übergroße Handschuhe trugen, hielten das Stück des herausgeätzten Zauns fest, so daß es nicht fallen konnte. Das tat es auch nicht, und als es sich durchbog, trennten sie es vorsichtig ganz heraus und legten es ins Gras.
    Der Gestank, der vom Zaun ausging, war fürchterlich, und von den Rändern des Loches stieg immer noch Rauch auf. Aber das Loch war da, und die Soldaten liefen rasch darauf zu.
    Plötzlich erklangen drei gedämpfte Schüsse. Kyle kannte das Geräusch aus Erfahrung, aber er fragte sich, wie viele andere sofort gewußt hätten, um was es sich handelte: Scharfschützen, die mit ihrer Hochgeschwindigkeitsmunition Einzelschüsse abgaben. Wenn er und die anderen, die sich durch das Loch im Zaun duckten, Glück hatten, waren jetzt drei der sechs Wachen tot. Die zweite Serie würde jeden Augenblick folgen, obwohl sie wahrscheinlich nicht schnell genug kam, um alle drei verbliebenen Wachen zu erwischen. Die Wahrscheinlichkeit sprach dafür, daß zumindest eine Wache um den Bus herum und in vermeintliche Deckung eilen würde - direkt vor den Lauf von Sergeant Vathoss' Gewehr.
    Während sie rasch und lautlos weitereilten, hörten sie die zweite Salve, doch Kyle sah keine Wache um den Bus rennen.
    »Sechs erledigt«, sagte Ravenheart in sein Ohr. Vathoss, der auf ein Knie niedergesunken war und sein Gewehr angelegt hatte, erhob sich rasch und übernahm die Rückendeckung des Teams.
    Sie waren keine hundert Meter mehr von den Bussen entfernt, und es bestand kaum ein Zweifel daran, daß die Königinnen und Nestmütter jetzt wußten, daß sie angegriffen wurden - sechs ihrer Art waren tot oder starben gerade.
    »Brut losgelassen!« sagte Ravenheart plötzlich, und Kyle richtete seine Aufmerksamkeit auf den Astralraum, wobei er sein Tempo verlangsamte, da seine Wahrnehmung der physikalischen Welt verschwamm. Die ›Brut‹ waren die Beobachter-Geister, und der Plan sah vor, sie loszulassen, wenn Seeks-the-Moon, der sich zwischenzeitlich bei Ravenheart aufhielt, Anzeichen dafür sah, daß die Insektengeister in den Tiefen des Kraftwerks reagierten.
    Aus vollen Hälsen brüllend und kreischend fielen die zehn Geister über das Gelände her. Sie kamen aus der Richtung der kleineren Gebäude im Osten, und selbst Kyle, der ungefähr hundertfünfzig Meter von ihnen entfernt war, fand sie sehr laut.
    Ein Dutzend Insektengeister, eine gemischte Gruppe summender Wespen und Fliegen sowie kreischender Ameisen und Schaben, rasten durch die großen Metalltore, die in das Kraftwerksgebäude führten. Augenblicklich änderten die Beobachter ihre Flugrichtung, wobei sie weiterschrien und in mindestens einem Fall aus vollem Halse sangen. Unsicher bezüglich der Stärke ihrer Angreifer, verteilten sich die Insekten. Die Beobachter waren klein und unglaublich schnell, aber den wesentlich mächtigeren Insektengeistern letzten Endes nicht gewachsen. Doch sie mußten auch nicht den Kampf gegen die Insekten, sondern nur Zeit gewinnen.
    Während Kyles Gruppe den Bussen entgegeneilte, sah er das schwache Leuchten eines Zaubers vor dem Gebäude. Wenn die Dinge immer noch nach Plan liefen, hatte Ravenheart soeben eine Energiemauer gewirkt, die den Zugang zur Kraftwerksanlage sperrte. Die Insekten würden die Barriere beseitigen können, aber auch dabei handelte es sich nur um einen Versuch, weitere kostbare Sekunden zu gewinnen.
    Nur im Astralraum sichtbar, schossen drei Wespengeister aus einem Oberlicht im Dach des Kraftwerksgebäudes. Kyle beobachtete, wie die ersten beiden rasch kehrt machten und zur Vorderseite des Kraftwerks flogen. Der dritte wirbelte jedoch mitten im Flug herum und machte Anstalten, sich auf das Angriffsteam zu stürzen.
    Wenn der Geist sie sah, dann sah er auch, daß Kyle ein Magier, astral aktiv und verwundbar gegen Angriffe aus dem Astralraum war. Kyle blieb