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Nullpunkt

Nullpunkt

Titel: Nullpunkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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entfernt – und damit den fundamentalen Oberton verstärkte. Ich hatte gehofft, dass wir auf diese Weise ein genügend schmerzhaftes Klangmuster fänden, um die Kreatur aus der Basis zu vertreiben.»
    «Die Wirkung war viel stärker als erwartet», sagte Logan.
    Marshall nickte. «Es ist interessant. Fische und Wale haben Schwimmblasen, die durch Sonar zum Platzen gebracht werden können. Manche Wissenschaftler glauben, dass Dinosaurier über Organe verfügten, die ihnen ermöglichten, unglaublich laute, trompetenartige Geräusche auszustoßen, die über viele Kilometer zu hören waren. Ich wäre nicht überrascht,wenn diese Kreatur auch so ein Organ in der Schädelhöhle hatte – zur Kommunikation mit Artgenossen, für Paarungsrufe oder was weiß ich. Ich denke, die hohen Frequenzen, in unserem Fall eine Kaskade perfekter Quinten, haben eine sich selbst aufschaukelnde Resonanz in diesem Organ erzeugt und es letzten Endes zum Platzen gebracht.»
    «Ich bin Historiker, nicht Naturwissenschaftler», sagte Logan. «Ich habe noch nie von so etwas wie einer sich selbst aufschaukelnden Resonanz gehört.»
    «Denken Sie an ein Glas, das zersplittert, wenn eine Sopranistin einen hohen Ton singt. Es gibt eine natürliche Frequenz, in der dieses Glas vibriert. Wenn die Sopranistin diesen Ton trifft, addiert sie quasi ständig Energie zu dieser Vibration. Irgendwann ist ein Punkt erreicht, an dem das Glas die Energie nicht mehr schnell genug verteilen kann, und es zerbricht.» Marshall drehte sich um und sah zum Eingang der Basis. «Ich glaube allerdings nicht, dass wir es je erfahren werden.»
    «Zu schade.» Logan wandte sich an Faraday. «Und was haben Sie unseren uniformierten Freunden erzählt?»
    Faraday sah ihn mit seinem ewig verblüfften Gesichtsausdruck an. «Ich habe versucht, eine rein biologisch-wissenschaftliche Erklärung zu liefern. Wie die beiden Wesen beim gleichen Naturereignis, einer atmosphärischen Inversion mit einer superkalten Luftströmung, unabhängig voneinander schockgefroren wurden, bevor sich Eiskristalle in ihren Zellen bilden konnten, wodurch sie in eine Art Kälteschlaf fielen. Wie das Eis, Eis-XV, aufgrund seines einzigartigen Aggregatzustandes ein paar Grad unterhalb des Gefrierpunkts schmelzen konnte. Ich habe das zweite verursachende Phänomen erklärt, die ungewöhnlich warme Luftströmung, die dazu geführthat, dass die Kreatur aus ihrem Kälteschlaf erwachte, und dass diese Luftströmung möglicherweise der Auslöser für die bizarren roten Nordlichter war, die Usuguk so sehr in Angst und Schrecken versetzt haben. Ich habe das Beresowka-Mammut als Beispiel genannt.»
    «Was haben Sie über die Kreatur selbst gesagt?», wollte Logan wissen.
    «Ich habe vom Callisto-Effekt gesprochen und davon, dass es sich bei den beiden Wesen möglicherweise um genetische Mutationen handelte – oder möglicherweise auch einfach um eine bis dahin unbekannte Spezies. Ich habe ihnen von den unglaublich hochentwickelten weißen Blutkörperchen erzählt, die quasi Instantheilung bewirken können, ich habe ihnen von dem schlangenartig geschuppten Exoskelett unter dem Fell erzählt, das ihr schnelle und geschmeidige Bewegungen ermöglichte … und Kugeln abgelenkt hat. Und von ihrer einzigartigen neurologischen Beschaffenheit – selbst Starkstrom war nicht imstande, ihr Nervensystem zu stören oder ihre Herzkammern zum Flimmern zu bringen. Und ich habe ihnen erzählt, dass ausgerechnet Schall – von einer bestimmten Amplitude und Frequenz – tödlich war, möglicherweise unterstützt durch eine gewisse Schwäche als Folge des jahrtausendelangen Hungerns.»
    «Damit wäre also alles erklärt», sagte Logan.
    «Alles – und nichts», entgegnete Faraday.
    Logan runzelte die Stirn. «Wie meinen Sie das?»
    «Alles, was ich Ihnen soeben erzählt habe – bis auf die Sache mit den Blutkörperchen –, ist nichts als Spekulation und Theorie. Tatsache ist, dass ein so seltener Aggregatzustand wie Eis-XV einen sehr hohen Druck zu seiner Entstehung benötigt. Tatsache ist, die Kreatur hat, eingefroren in Eis, jahrtausendelangüberlebt. Sie war unfassbar stark. Sie war unempfindlich selbst gegen stärkste Stromschläge …» Faraday zuckte die Schultern.
    Marshall sah ihn gedankenverloren an. Der Biologe hatte soeben eine plausible Erklärung für alles abgeliefert – nur um ihr im nächsten Moment den Teppich unter den Füßen wegzuzerren. «Vielleicht hatte Usuguk am Ende doch recht», sinnierte er.
    Die beiden

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