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Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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nur noch ein leises Wispern.
    »Seb ist also Ihr Exfreund Troy? Lieber Gott!« Ich fühlte mich, als wäre ich gerade mit dem Kopf gegen eine Wand gerannt. »Haben Sie das der Polizei gesagt?«
    »Ja, natürlich.« Sie stand auf und ging ans Fenster, wobei der Saum ihres Kleides über den Teppich schleifte. »Es tut mir so leid, Maggie. Ich wusste ja, dass er nicht ganz … gesund war. Aber mir war nicht klar, wie weit er gehen würde.«
    »Und wann ist Ihnen das aufgefallen?« Nun wollte ich alles wissen. Ich musste unbedingt Teil für Teil des Puzzles aneinanderfügen. Ich fühlte mich, als spiele ein Kind mit meinem Gehirn Kreisel. »Warum haben Sie mich nicht schon früher gewarnt, wenn Sie doch wussten, dass er es war?«
    »Ich wusste nichts. Jedenfalls bis zu dem Nachmittag, an dem er losgefahren ist, um Sie fertigzumachen.« Fay zog gekonnt ihr Schmollmündchen. »Als ich mit ihm Schluss gemacht habe, ist er einfach verschwunden. Ich habe ihn nur einmal angerufen, weil ich seine neue Adresse brauchte, um ihm die Post nachzusenden. Und an diesem Tag begann er am Telefon herumzutoben, wie sehr Sie ihn verletzt hätten.« Sie setzte sich wieder. Wie ein Vögelchen kauerte sie auf der Sofakante. »Ich war wirklich schockiert, Maggie. Ganz ehrlich. Ich wusste nicht, dass ihr beide zusammen wart.«
    Ich sah auf meine Knie in dem gestreiften Pyjama, auf meinen bandagierten Fuß. Und ich entschied mich, wegen Fay keine Schuldgefühle zu haben.
    »Ich meine«, redete sie weiter, »als Troy Sie zum ersten Mal erwähnte, damals, als wir Schluss machten, sagte er nur, er hasse Sie. Er gab Ihnen die Schuld. Schließlich hatte er uns zusammen im Fernsehen gesehen. Ich habe eine Weile gebraucht, um mich in Gedanken daran zu gewöhnen. An Sie und ihn, meine ich.«
    Die großen violetten Scheinwerfer durchsuchten meinen Kopf. »Aber Sie müssen mir glauben, Maggie, ich wusste nicht, dass er hinter Ihnen her war. Wenn ich gewusst hätte, was er vorhatte, hätte ich Sie auf jeden Fall gewarnt. Aber ich dachte, das Schlimmste, was passieren könne, ist, dass er das Geschirr zerschmettert. Oder Sie in einen Schrank sperrt. Um Sie zu strafen …«
    »Um mich zu strafen«, wiederholte ich wie taub. Sebs Worte, die er mir in jener Nacht entgegengeschleudert hatte, hallten in meinem Krankenzimmer wider.
    »So drückte er sich immer aus. Wenn man ihm wehtat, musste er einen ›bestrafen‹. Er war leicht beleidigt, wissen Sie.«
    »Ganz offensichtlich«, meinte ich trocken.
    »Aber ich kann einfach nicht glauben«, jetzt mied mich ihr Blick, »dass er versucht hat, Sie zu töten. Er ist noch nie gewalttätig geworden. Mir gegenüber jedenfalls nicht.«
    »Nein«, meinte ich matt. »Aber ich habe nun mal so eine Wirkung auf Männer.« Ich hatte das Gefühl, als wolle die Luft über mir mich erdrücken. Alles, was ich zu wissen geglaubt hatte, ging wieder einmal in Flammen auf. Ich wollte einfach nur losschreien. Ein Ausbruch und dann das gnädige Vergessen. Stattdessen zupfte ich mit der Hand an meinem Verband.
    »Und daher bat ich Inspektor Fox, Ihnen diese Geschichte selbst erzählen zu dürfen«, meinte sie schnell. »Ich dachte, das bin ich Ihnen schuldig. Deshalb bin ich hier.«
    »Danke«, antwortete ich steif und versuchte, mich an diese neue Tatsache zu gewöhnen. Vor diesem Hintergrund erhielt die SMS, die Fay mir nach Pendarlin geschickt hatte, einen ganz neuen Sinn. »Sie wollten mich also im Hinblick auf Seb warnen? Ich dachte, Sie meinen Alex, als ich Ihre Nachricht las.«
    »Ich habe den ganzen Nachmittag versucht, Sie anzurufen, nachdem ich mit Troy gesprochen hatte, aber ich bin immer nur auf Ihrer Mailbox gelandet. Ich dachte, Sie hätten die Nachricht erhalten, aber am Ende habe ich doch Alex angerufen, weil ich mir solche Sorgen machte. Troy hatte sich echt total verrückt angehört. Alex war in Bristol, also fuhr er sofort los. Ich glaube zwar nicht, dass er mir geglaubt hat, aber immerhin rief er die Polizei vor Ort an.«
    Ich erinnerte mich an das Polizeiauto, an meine Stimme, die der Wind davontrug, als ich versuchte, den roten Rücklichtern nachzurufen, während ich im Stacheldraht festhing.
    »Leider hat mich Ihre Nachricht nicht mehr rechtzeitig erreicht«, sagte ich langsam, während meine Gehirnwindungen immer noch die merkwürdigsten Verrenkungen vollführten, um alles richtig einzuordnen. Mir wurde schlecht. »Fay, es tut mir leid, aber könnten Sie mir ein paar Minuten geben? Mir ist nicht gut.«

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