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Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden

Titel: Nun ruhe sanft und schlaf in Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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Bel, du bist doch nicht etwa … So bald schon?«
    »Ja, doch. Ich bin schwanger. Ich bin zwar noch nicht lange drüber, aber bitte überleg’s dir noch mal: Willst du nicht doch kommen?«
    »Mit anderen Worten, du brauchst einen Babysitter. Das ist ja toll, Bel. Gratuliere!« Ich freute mich wirklich für sie. Andererseits war da dieses leise Kneifen in meinem Inneren, der Neid auf jene ruhige Wohlgeordnetheit, nach der ich mich so sehr sehnte. Doch ich kämpfte ihn tapfer nieder.
    »Wenn du kommst, mache ich für dich reihenweise Termine für Vorstellungsgespräche aus.« Dem Himmel sei Dank für Bels Vergesslichkeit. »Mit den richtigen Leuten, meine ich.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich weiter beim Fernsehen arbeiten möchte, Bel.« Ich zeichnete ein Kästchen. »Ich überlege, ob ich nicht etwas anderes machen könnte.«
    Nur was? Am besten gebe ich einen Intensivkurs in missglückter Partnerwahl.
    »Mag, nur weil die Dinge bei Double-decker nicht so gelaufen sind, wie du dir das vorgestellt hast, heißt das noch nicht, dass das Fernsehen an sich schlecht ist. Und dass alles, was du in deinem Leben bislang gemacht hast, wertlos ist. Das ist dir doch wohl hoffentlich klar?«
    »Im Moment ist mir gar nichts klar, Bel.« Ich ließ mich wieder aufs Bett fallen. »Ich traue meinem Instinkt nicht mehr.«
    »Du hattest einfach ein schlechtes Jahr, das ist alles. Daher solltest du zusehen, dass du mal rauskommst. Versprich mir wenigstens, dass du darüber nachdenkst, hey.«
    »Mein Gott, du hörst dich schon an, als wärst du in Australien geboren.« Ich bemühte mich zu lachen, als ich zur Decke starrte und mir die goldenen Strände, die Sonnenuntergänge, die Grillpartys und Opernhäuser vorstellte. Einen Augenblick lang wurde mir leicht ums Herz. »Gut. Ich denke darüber nach. Ich versprech’s dir.«
    »Du bist doch ein braves Mädchen«, scherzte Bel. »Nun gut, ich muss jetzt auflegen, Liebes. Eigentlich bin ich um diese Zeit schon längst im Bett. Und du gehst jetzt ins Internet und suchst ein paar Flüge heraus, in Ordnung? Du musst den Stier bei den Hörnern packen, Mag.«
    Hatte ich das nicht schon getan? Nur dass sich der Stier als ausgesprochen durchgeknallt erwiesen hatte. Und als ziemlich bösartig. Nein, ich würde wohl noch eine Zeit lang hierbleiben. Zumindest bis zu Sebs Verhandlung.
     
    Am Tag, nachdem ich ins Port Isaac Hotel kam, war eine recht gedämpfte Fay zu Besuch gekommen.
    »Willst du, dass ich bleibe?«, fragte mein Vater diskret. Ich war ehrlich gesagt eher erleichtert, dass sie allein war. Ich schüttelte den Kopf, und so verschwand er in den nachmittäglichen Nieselregen, um mit Jenny einen Spaziergang zu machen.
    Fay und ich saßen unbehaglich schweigend da, bis die Hotelbesitzerin, eine rundliche Matrone, uns Tee eingegossen und uns mit Gebäck versorgt hatte. Sie stellte das Gedeck auf den Tisch in meinem kleinen Zimmer, der voller Blumen stand - von »Charlie und der Bande«. Ich blickte über die dampfende Teekanne hinweg aus dem Fenster und beobachtete die moosgrüne »Hope of Port Isaac« beim Einlaufen in den Hafen, während ich darauf wartete, dass Fay mir ihren Besuch erklärte.
    »Ich fühle mich so schuldig«, sagte sie schließlich. Ich goss ihr Tee ein, damit ich mir wenigstens den Anschein von Beschäftigtsein geben konnte, solange ich gegen die Bilder ankämpfte, die sich vor meinem inneren Auge auftaten: sie und Alex. Zusammen. Sie sah nicht ganz so glamourös aus wie sonst, sondern eher jung und verletzlich in ihrem übermäßig weiten Gypsykleid. Die Farbe wuchs aus ihrem Haar heraus, das sie jetzt in kurzen Locken trug. Der Ansatz war schon wieder schwarz.
    »So etwas passiert nun mal, Fay. Es gehören immer zwei dazu.«
    Ein heißer Teetropfen landete auf meiner Hand, und ich verzog vor Schmerz das Gesicht.
    »Maggie …« Sie sah mich nicht an. Ich wartete geduldig. Schließlich hatte ich jetzt ja alle Zeit der Welt.
    »Ich glaube, ich habe ihn zu Ihnen geführt.« Ihre Stimme war ganz schüchtern. Ihre Hände klammerten sich im Schoß aneinander.
    »Alex?« Ich starrte sie an, bis der heiße Griff der Teekanne in meiner Hand zu schmerzen begann. »Ich verstehe Sie nicht.« Ich stellte die Teekanne wieder auf den Tisch.
    »Nicht Alex«, murmelte sie. »Troy.«
    »Troy? Was soll denn das …« Dann sahen wir einander an. Verdutzt riss ich die Augen auf. »Troy? Sie meinen doch nicht etwa, dass Troy … Seb ist? Sie sind eine Person?«
    »Ja.« Ihre Stimme war

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