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Nur Blau - Roman

Nur Blau - Roman

Titel: Nur Blau - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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leben begann neben ihm, sich bewegte, sprach. Eine Frau lag in seinem Bett. Sie hatte ihm geholfen, aber er wollte niemanden in seiner Nähe, er wollte mit sich allein sein, er wollte seine Finger bewegen, seine Brust spüren, sein Herz.
    Er wollte aufspringen und aus dieser Nähe gehen. Und er wollte liegen bleiben. Er wollte sich nicht bewegen. Er wollte wissen, ob sein Körper wieder ganz war, hinhören, ob alles wieder in Ordnung war. Still sein, hören, wie sein Herz war. Er wollte sich spüren.
    Vor allem anderen.
    Anna schlief friedlich. Kein Teil von Mosca bewegte sich. Nur die Augen. Er genoss es, seinen Körper zu kontrollieren, jeden Teil für sich wahrzunehmen.
    Zuerst immer die Augen, wie sie aufgingen und zu, schnell, langsam, wie er sie zusammenpresste und so leicht schloss, dass sich die Lider kaum berührten. Sie beachten bei allem, was sie taten. Dann seine Brust.
    Er wollte sie leicht heben und tief atmen, sein Herz spüren, da bewegte sie sich.
    Ein kleiner, sanfter Ton kam aus ihrem Mund. Etwas Verschlafenes. Sie räkelte sich, griff kurz in seine Haut, berührte ihn sanft, streichelte ihn fast. Dann schoss sie nach oben. Anna sprang aus dem Bett und blieb vor Mosca stehen.
    Verzeihen Sie, kam es schnell aus ihr heraus, ich bin eingeschlafen, ich wollte nicht.
    Lassen Sie, flüsterte Mosca. Würden Sie Kaffee für uns machen, ich komme gleich.
    Anna rieb sich die Augen. Der Mann vor ihr bewegte sich nicht, keinen Zentimeter, nur seine Augen waren offen. Geht es Ihnen gut, was ist mit Ihrem Herz, können Sie sich bewegen, soll ich Ihnen helfen.
    Annas Stimme war besorgt.
    Ich fühle mich sehr gut, danke, ich muss nur noch aufwachen, dann komme ich.
    Anna schaute noch einmal mit verwunderten Augen zu ihm hin, ging in den Wohnraum und machte Kaffee. So, als hätte sie es schon hundertmal getan.
    Mosca spürte den eingetrockneten Schweiß auf seiner Haut, wie das Hemd in seiner Achselhöhle rieb, wie seine Füße beinahe keine Luft bekamen unter den Socken. Er spannte seine Brustmuskeln und ließ sie wieder los. Nichts tat weh. Er hielt lange die Luft an und presste sie wieder in seine Lungen. Er hechelte, nichts schmerzte. Er lächelte. Ich fühle mich sehr gut, sagte er mit kräftiger Stimme vor sich hin. Dann stand er auf und lief ins Bad. Er hätte den Dreck auf sich keine Sekunde länger ertragen.
    Anna hörte zu, wie der Kaffee in die Kanne tropfte und wie das Wasser auf seine Haut kam. Draußen wurde es hell. Mosca wusch sich lange und gründlich. Er genoss das Wasser auf sich, wie es an alle Stellen seines Körpers kam. Es war zuerst heiß, dann eiskalt. Er spürte, wie er wach wurde, wie das Leben in ihm schrie, wie es herauswollte. Er fühlte sich gesund, bereit für alles, was er noch tun wollte an diesem Tag.
    Er drehte den Wasserhahn zu und stieg aus der Dusche. Im Spiegel sah er, wie es an ihm hinuntertropfte. Er liebte es, Wasser auf sich trocknen zu spüren. Er beobachtete, wie seine Haut es aufnahm, wie es verdunstete. Mosca liebte sich. Er war zufrieden mit dem, was er war, er wollte kein anderer sein.
    Er beobachtete sich im Spiegel, seine Zähne, wie der Schaum der Zahnpasta auf ihnen arbeitete, wie die Borsten ihn in jeden Winkel in seinem Mund brachten. Er liebte es, sich wahrzunehmen, auf der Welt zu sein. Mosca war zufrieden an diesem Morgen. Er hatte überlebt. Er fühlte sich gesund wie immer. Er konnte jetzt hinaus in den Tag gehen.
    Anna war da draußen, die Frau, die ihn hergebracht hatte. Er würde noch einen Kaffee mit ihr trinken und sie dann verabschieden. Er war ihr dankbar, für ihre Nähe in dieser Nacht, dass sie bei ihm geblieben war. Er würde sich bei ihr dafür erkenntlich zeigen. Im Bademantel ging er in den Wohnraum.
    Danke für den Kaffee, sagte er und nahm die Tasse, die sie ihm hinhielt. Mosca sah gut aus. Frisch aus dem Ei gekrochen, seine Haut roch schön. Der Geruch kam in Annas Nase. Ihre Augen suchten verstohlen den Blick auf seinen Körper, auf seine Haut, die zwischen dem weichen Stoff herausschaute.
    Mosca setzte sich in das Sofa.
    Sie können das Gästebad benutzen, eine Zahnbürste finden Sie dort.
    Danke, sagte Anna, ich habe sie bereits gefunden. Es ist erstaunlich, dass Sie eine Gästezahnbürste haben. Werden Sie oft von Fremden nach Hause gebracht.
    Anna lächelte ihn an.
    Das ist Jos Idee gewesen.
    Mosca trank.
    Hat er die Bilder gemalt.
    Ja, sagte Mosca.
    Anna freute sich, dass sie Recht behalten hatte. Ein anderer hatte diese Bilder

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