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Nur Blau - Roman

Nur Blau - Roman

Titel: Nur Blau - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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sagte Mosca leise.
    Er war müde. Er konnte sich kaum noch rühren. Seine Kraft war klein geworden. Er wollte jetzt schlafen, er spürte den Alkohol. Er stand auf und spürte, wie schwer sein Körper plötzlich war, wie schwach sein Herz, so schwach, dass es ihn kaum noch tragen konnte in dieser Nacht. Er nahm ihre Hand.
    Können Sie mir helfen, bitte, ich muss mich hinlegen. In dieses Zimmer bitte.
    Dann legte er sich hin und schlief. Anna deckte ihn zu.
    Sie hatte eben erst begonnen sich umzusehen, im Ansatz zu begreifen, wo sie hier war, was sie hier sah, da schleppte sie schon wieder. Sie half Mosca aus dem riesigen Wohnraum in das Schlafzimmer. Sie zog ihm gegen seinen Willen die Schuhe aus und nahm ihm das Sakko aus der Hand. Dann deckte sie ihn zu.
    Er lag angezogen im Bett, sein Hemd war nass. Er konnte nichts mehr. Nicht reden, nicht wach sein, sich nicht ausziehen. Er machte die Augen zu und schlief. Anna ging aus dem Zimmer.
    Sie setzte sich dorthin, wo er gesessen war, und begann, die Bilder anzuschauen. Sie legte den Kopf nach hinten in das weiche Leder und tauchte ein. Es war gar nichts anderes möglich. Über eine Stunde saß sie nur da und schaute. Es war taghell in dem Wohnzimmer. Überall war Licht, alles war weiß, überall war dieses Blau.
    Eine Stunde nach Mitternacht ging sie in die Küche und machte den Kühlschrank auf. Es war alles da, was sie mochte. Sie nahm es sich und machte eine Flasche Rotwein auf. Er wird mich schon nicht umbringen, dachte sie. Gierig biss sie in ein belegtes Brot und kaute. Immer den Blick auf den Bildern, auf Moscas Schreibtisch, auf der Fotografie, die zwischen Küche und Wohnraum hing.
    Ein Mann im Anzug, wie er sprang.
    Das Foto war riesig, zwei Meter hoch, einen breit. Sie stand lange davor und kaute. Wie er seine Hände ausbreitete, wie er aufstieg, wie bedrohlich die Straße unten war und wie unwichtig zugleich, wie dieser Mann einfach zu fliegen begann. Seine Hände waren Flügel irgendwie. Es gefiel ihr. Das Foto. Die Wohnung. Der Mann im Schlafzimmer.
    Anna schüttelte kurz den Kopf, so, wie es Ben immer getan hatte. Sie wollte ihre Gedanken ordnen. Hier war alles Kunst. Diese Wohnung war wie eine Galerie, ein Museum mit einer Designerküche mittendrin.
    Mit dem Weinglas in der Hand ging sie durch den Raum. Sie hatte sich ihre Sandalen ausgezogen. Der Marmorboden war warm. Fußbodenheizung.
    Das gefällt mir, flüsterte sie in sich hinein.
    Sie ging in Kreisen im Raum herum, schaute immer wieder ins Schlafzimmer und hörte ihn atmen. Sie ging und blieb stehen, trank und ging weiter.
    Dann machte sie die Tür auf. Sie wollte es nicht, aber sie konnte nicht anders. Die Neugier wurde immer größer, je öfter sie an der verschlossenen Tür vorbeiging. Sie drückte den Griff nach unten. Sie war offen. Es war dunkel. Sie suchte den Lichtschalter hinter der Tür und fand ihn. Seit einem Jahr wünschte sich Anna einen Raum, in dem sie zeichnen konnte, einen kleinen Platz, an dem sie alles liegen und stehen lassen konnte, ein bisschen Platz für ihre Kunst. Und seit einem Jahr wusste sie, dass sie diesen Platz nicht bezahlen konnte. Sie träumte von einem eigenen Atelier, von einem Platz für ihre Bilder, von einem kleinen Platz. Was sie hier sah, war mehr, als sie träumen konnte.
    Es war ein Atelier, eigentlich eine Werkstatt, beides, ein riesiger Raum mit großen Fenstern nach unten, weißer, warmer Marmor am Boden und überall Bilder und Farben, blaue Bilder und blaue Farben, Schwämme, Holz, Notizbücher, Waagen, Reagenzgläser, Kanister, Staffeleien, und überall gestapelte Bilder. An die weißen Wände gelehnt.
    Anna stand in der Tür mit dem Weinglas in der Hand und dachte an ihre Zeichnungen, an den Kunstband, an ihr Zimmer und wie sie am Boden hockte zwischen den Wänden mit dem Bleistift in der Hand. Sie trank und träumte, wie sie sich hier hinlegte, wie sie den Raum für sich eroberte, wie sie all ihre Zeichnungen auf dem Boden ausbreitete und zwischen ihnen herumging, auf sie hinunterschaute, sie ordnete und wieder durcheinanderbrachte. Sie könnte hier atmen, tagelang nicht nach draußen gehen, am Fenster stehen und die Welt sehen, unten. Jeden Winkel dieses Raums spüren, malen. Glücklich sein.
    Die Rollen waren sauber ausgewaschen. Die Pigmente in Gläsern eingeschlossen. Alles war sauber. Auch das Atelier war eine Ausstellung. Alles war an seinem Platz und bereit, benutzt zu werden. Ob er wohl der Maler war.
    Sie hatte nur seine Sachen gesehen,

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