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Nur Der Tod Bringt Vergebung

Nur Der Tod Bringt Vergebung

Titel: Nur Der Tod Bringt Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
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bis wir dort angekommen sind?»
    Der alte Kapitän zuckte mit den Schultern. «Vielleicht eine Stunde. Das hängt ganz vom Wind und der Flut ab. In der Nähe der Hafeneinfahrt gibt es ein tückisches Riff, das fast eine Meile weit ins Meer hinausragt. Nichts Gefährliches – wenn man ein guter Seemann ist …»
    «… wie ich», verkniff er sich hinzuzusetzen, doch Eadulf verstand die versteckte Andeutung.
    Zögernd wandte Eadulf den Blick von der felsigen Küste ab.
    «Dann werde ich jetzt wohl Seine Gnaden benachrichtigen müssen.»
    Er geriet ein wenig ins Taumeln, als er sich umdrehte, und biß sich auf die Lippe, um den Fluch zu unterdrücken, der ihm fast entfahren wäre. Allmählich kam er sich selbst schon vor wie ein alter Seemann. Hatte er nicht bereits zweimal das große Meer zwischen Britannien und Éireann überquert, und war er nicht erst kürzlich auf der Rückkehr von seiner zweijährigen Pilgerreise nach Rom von Gallien nach Britannien gesegelt? Und dennoch hatte er feststellen müssen, daß er sich bei jeder Seereise erst wieder erneut an das Schwanken des Schiffes gewöhnen mußte. Von den drei Tagen, an denen sie jetzt vom Königreich Kent bis Northumbrien gesegelt waren, hatte Bruder Eadulf einen ganzen Tag lang krank auf seinem Strohsack gelegen, gestöhnt und sich erbrochen, bis er dachte, vor Übelkeit und Erschöpfung sterben zu müssen. Erst jetzt, am dritten Tag, konnte er aufrecht stehen, ohne daß es ihm den Magen umdrehte, konnte sich den frischen Seewind um den Kopf und in die Lungen blasen lassen, so daß ihm ganz allmählich wieder etwas menschlicher zumute war. Trotzdem brachte ihn gelegentlich eine vorwitzige Welle noch immer ins Schwanken – sehr zur Belustigung von Kapitän Stuf und seinen Matrosen.
    Stuf streckte eine braune, schwielige Hand aus, um den jungen Mönch zu stützen, der fast das Gleichgewicht verloren hätte.
    Bruder Eadulf lächelte dankbar und verlegen, dann drehte er sich um.
    Stuf sah ihm grinsend nach, während Bruder Eadulf sich unsicheren Schrittes entfernte. Noch eine Woche, und der junge Mönch würde einen ganz passablen Seemann abgeben, dachte er. Die tägliche Arbeit würde seine Muskeln rasch wieder kräftigen. Durch die vielen Jahre des Gebets hinter dunklen Klostermauern und ohne Sonnenlicht waren sie schlaff geworden. Der junge Mann hatte den Körperbau eines Kriegers. Stuf schüttelte mißbilligend den Kopf. Das Christentum hatte die sächsischen Krieger in Schwächlinge verwandelt.
    Der alte Kapitän war die Küste schon mit unzähligen Frachten abgefahren, doch dies war das erste Mal, daß er Christen an Bord hatte. Wahrhaft seltsame Passagiere, beim Odem Wotans! Stuf machte kein Geheimnis daraus, daß er es vorzog, die alten Götter zu verehren, die Götter seiner Väter. Ja, sein eigenes Land, das Königreich Südsachsen, hatte gerade erst angefangen, widerstrebend jene Männer ins Land zu lassen, die von einem Gott predigten, der keinen Namen hatte und dessen Sohn sie Christus nannten. Stuf hätte es lieber gesehen, wenn der König Südsachsens es ihnen auch weiterhin verboten hätte. Er hatte nicht viel übrig für die Christen und ihre Lehren.
    Wenn seine Zeit gekommen war, wollte er wie alle gefallenen Helden mit dem Schwert in der Hand nach Walhall streben und dabei den heiligen Namen Wotans rufen, wie es seine Vorfahren schon seit Generationen getan hatten, anstatt in der absonderlichen Sprache der Römer den Namen eines fremden Gottes zu wimmern und friedlich in einem Bett zu sterben. So ging kein sächsischer Krieger ins Jenseits. Nein, einem wahren Sachsen blieb das Leben nach dem Tod verwehrt, wenn er sich nicht mit dem Schwert den Weg nach Walhall erkämpfte.
    Soweit Stuf es verstanden hatte, war dieser Christus ein Gott des Friedens, ein Gott der Sklaven, der alten Männer und der Frauen.
    Da war ihm ein männlicher Gott schon lieber, ein Gott der Krieger wie Tyr oder Wotan, Donar oder Freyr, der seine Feinde strafte, die Krieger an seiner Tafel willkommen hieß und die Schwachen und Kraftlosen verachtete.
    Aber Stuf verstand sich auch aufs Geschäft. Sein Lebensunterhalt war sein Schiff. Und das Gold der Christen war ihm ebenso recht wie das irgendwelcher anderer Reisender. Also scherte er sich nicht weiter darum, daß seine Ladung diesmal aus ein paar christlichen Geistlichen bestand.
    Er drehte dem Wind den Rücken zu, spuckte über die Reling und hob die hellen, fast farblosen Augen zum Großsegel, das über ihm flatterte. Es

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