Nur Der Tod Kann Dich Retten
gefragt.
Wobei man sich, wenn man nach Arsch und Titten suchte, natürlich immer an Terri Franklin halten konnte.
John schüttelte den Kopf und versuchte, das Bild der üppigen Blondine zu verdrängen, die sich unter ihm wand und mit ihren obszön vollen Lippen seinen Namen rief. Ihre Affäre, eingeschoben zwischen Ehemann Nummer zwei und drei, hatte nur ein paar Monate gedauert, obwohl sie nach dem Abgang von Ehemann Nummer drei kurz wieder aufgelebt war. Das war nach ihrer Augenoperation, aber noch vor der jüngsten Runde von Implantaten und auf jeden Fall, bevor Ian Crosbie auf der Bildfläche erschienen war. John fragte sich, ob es eine weitere leidenschaftliche Wiedervereinigung geben würde, wenn der gute Doktor zur Vernunft kommen und zu seiner Frau zurückkehren würde. Er fragte sich, wie es sich anfühlte, Silikon-Brüste und aufgespritzte Lippen zu haben. Er fragte sich, warum Frauen sich solche schrecklichen Dinge antaten, warum sie bereit, ja beinahe erpicht darauf waren, sich in lebende Karikaturen zu verwandeln.
Skelette und Karikaturen, dachte John, als das Telefon klingelte. »Weber«, sagte er ohne ein Hallo.
»Gut, dass du noch da bist«, sagte seine Frau.
John lächelte. Endlich, dachte er, etwas, worin sie sich einig waren. »Was gibt’s?«
»Ich wollte fragen, was du zu Abend essen möchtest.«
John hatte sofort Schuldgefühle – weil er schlecht über seine Frau gedacht hatte, wegen seiner Affäre mit Kerri Franklin und der Vorwände, die er sich ausdachte, um nicht nach Hause zu kommen. »Ich weiß nicht. Vielleicht -«
»Ich dachte, du könntest vielleicht was von McDonald’s mitbringen. Sie haben den ganzen Nachmittag die Werbung für die McChicken-Sandwiches gezeigt, und das hat mir richtig Lust darauf gemacht.«
John rieb sich die Nase, kratzte seinen lichter werdenden Haaransatz und atmete tief aus. »Ich weiß noch nicht genau, wann ich nach Hause komme«, begann er und beobachtete dankbar, wie ein weißer Cadillac, neueres Modell, auf den Parkplatz fuhr. Heraus stiegen mit einem Ausdruck grimmiger Entschlossenheit Howard und Judy Martin. Irgendwas war offensichtlich nicht in Ordnung. Deshalb würde er ebenso offensichtlich noch bleiben und herausfinden müssen, worum es sich handelte. »Sieht so aus, als könnte ich hier noch eine Zeit lang aufgehalten werden -«
Die Verbindung war beendet worden.
»Vielen Dank für dein Verständnis«, fuhr John fort und winkte die Martins in sein Büro. »Howard... Judy«, sagte er, stand auf und wies auf die beiden braunen Stühle mit den hohen Lehnen vor seinem Schreibtisch. »Gibt es ein Problem?« Er erkannte, dass das ein dumme Frage war, nahm wieder Platz und bemerkte Howards steife Pose, das nervöse Rascheln des Taschentuchs in Judy Martins manikürten Fingern und die Angst in ihren blauen Augen. Sie waren das attraktive Traumpaar der Highschool gewesen und zwei Mal zum König und zur Königin des Schulballs gewählt worden, eine bis heute einmalige Ehre. Judy hatte anschließend noch eine Reihe lokaler Schönheitswettbewerbe gewonnen – Miss Broward County, Miss Zitrusfrucht, Dritte bei der Wahl zur Miss Florida -, bevor sie Howard geheiratet hatte. Ihr hochgestecktes braunes Haar hatte immer ausgesehen, als warte es auf ein Diadem. Aber auch mit zu viel Make-up – John versuchte
sich zu erinnern, ob er sie je ohne gesehen hatte – war sie eine schöne Frau.
Howard, groß, schlank und immer noch auf eine jungenhafte Art attraktiv, ergriff die Hand seiner Frau und umklammerte ihre zitternden Finger. »Es geht um Liana. Sie ist verschwunden.«
»Verschwunden. Seit wann?«
»Seit gestern.«
»Seit gestern?«
»Offenbar ist sie nach der Schule nicht heimgekommen.«
»Offenbar?«, wiederholte John in der Annahme, dass es sich um ein Missverständnis handelte. Howard und Judy Martin waren engagierte und treu sorgende Eltern. Warum hatten sie bis jetzt gewartet, wenn eins ihrer Kinder tags zuvor nicht aus der Schule nach Hause gekommen war?
»Wir waren in Tampa«, erklärte Judy leise, als könnte sie seine Gedanken lesen. »Howard hatte geschäftlich dort zu tun, und Meredith hat an einem Junioren-Schönheitswettbewerb teilgenommen. Wir dachten, wir könnten es miteinander verbinden...« Ihre Stimme verlor sich. Sie starrte aus dem Fenster hinter Johns Kopf.
»Wir haben gestern Abend zu Hause angerufen«, fuhr Howard fort, »aber die Jungs haben kein Wort davon gesagt, dass Liana nicht da war. Sie haben offenbar
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