Nur die Küsse zählen
nur einen Blick auf die beiden und deutete auf eine Tür zu ihrer Linken.
„Vivian bringt Sie gleich ins Behandlungszimmer.“
„Okay. Danke.“
Dakota schaute Finn an. „Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll“, sagte sie über das Weinen des Kindes hinweg. „Du musst nicht warten. Ich rufe meine Mom an, damit sie uns abholt.“
Finn strich ihr mit den Fingern über die Wange. „Geh nur. Ich warte. Ich werde dich jetzt nicht alleinlassen. Ich muss doch sehen, wie alles zu einem guten Ende kommt.“
„Du bist ein toller Mann. Ehrlich. Ich werde mit jemandem reden, damit du eine Medaille bekommst.“
Er lächelte schief. „Aber keine zu große. Du weißt, ich habe einen erlesenen Geschmack.“
Trotz allem gelang ihr ein Lächeln. Dann drehte sie sich um und folgte der Arzthelferin ins Behandlungszimmer.
12. KAPITEL
D er Schlüssel zum guten Elternsein liegt darin, weiter zu atmen“, erklärte Dr. Silverman. „Ehrlich, wenn Sie ohnmächtig werden, helfen Sie niemandem.“ Die Kinderärztin, eine zierliche Blondine Ende dreißig, lächelte.
Dakota wollte sie anschreien. Fand die Ärztin das etwa lustig? Das war es nämlich nicht. Die Situation war entsetzlich und vielleicht sogar lebensbedrohlich, aber auf keinen Fall lustig.
Sobald Dr. Silverman das Behandlungszimmer betreten hatte, hatte Hannah aufgehört zu weinen. Ohne einen Laut hatte sie die Untersuchung über sich ergehen lassen und lag nun schlaff und heiß in Dakotas Armen.
„Sie ist erschöpft“, sagte die Ärztin. „Diese Reise wäre für niemand leicht gewesen. Ich bin sicher, sie hat Angst und ist verwirrt. Ihr bisheriges Leben war nicht einfach. Dazu kommen noch ein paar andere Probleme.“
Dakota rüstete sich für das Schlimmste. „Und das Fieber?“
Die Ärztin nickte. „Sie hat in beiden Ohren eine Infektion, und außerdem zahnt sie. Sie ist viel zu klein für ihr Alter, was unter den gegebenen Umständen nicht überrascht. Mir gefällt auch nicht, was für eine Nahrung man ihr gegeben hat.“
Sie schaute sich die Dose mit dem Pulver noch einmal an, die Dakota mitgebracht hatte. Es war eine von denen, die Schwester Mary für Hannah eingepackt hatte.
„Okay“, fuhr die Ärztin nach kurzem Überlegen fort. „Wir werden sie mit einem Antibiotikum behandeln. Ich setze das bei Ohrentzündungen eigentlich nicht so gern ein, aber sie braucht einen kräftigen Schubs, damit es ihr bald besser geht.“
Dr. Silverman erklärte, wie das Medikament zu verabreichen war und welche Folgen die Kombination aus Ohrenschmerzen, erstem Zahn und aufgrund der Nahrung vermuteten Magenschmerzen haben konnte. Sie besprachen, wie Hannah am besten langsam an eine etwas leichter verdauliche Nahrung gewöhnt werden könnte und wie oft und mit welchen Mengen sie gefüttert werden sollte.
„Normalerweise kann man mit sechs Monaten schon anfangen, festere Nahrung zu geben, aber ich möchte, dass Sie damit noch mindestens drei Wochen warten. Sie soll erst einmal gesund werden und an Gewicht zulegen. Dann sehen wir weiter.“ Dr. Silverman erklärte auch, wie Dakota sicherstellte, dass Hannah nicht dehydrierte.
„Haben Sie jemanden, der Ihnen hilft?“, wollte die Ärztin schließlich wissen. „Die ersten paar Tage werden die schwierigsten.“
„Meine Mutter hilft mir.“ Dakota schwirrte der Kopf von all den Informationen, die sie erhalten hatte. „Außerdem habe ich Schwestern und Freunde.“ Ganz zu schweigen von den Frauen in der Stadt, die ihr mit Freude zur Hand gehen würden.
„Gut.“ Die Ärztin nahm eine Visitenkarte aus der Tasche ihres weißen Kittels. „Ich habe dieses Wochenende Notdienst. Wenn Sie mich brauchen, können Sie das unter dieser Nummer angeben.“
Dakota nahm die Karte und seufzte. „Danke. Kann ich irgendetwas tun, um Sie zu überzeugen, die nächsten paar Jahre bei mir einzuziehen?“
Dr. Silverman lachte. „Ich schätze, mein Ehemann hätte etwas dagegen, aber ich kann ihn ja mal fragen.“
„Vielen, vielen Dank für Ihre Hilfe.“
Die Ärztin strich Hannah über den Kopf. „Soweit ich das beurteilen kann, ist sie grundlegend gesund. Sobald ihre Ohren frei und die Zähnchen durchgebrochen sind, wird sich Ihr Leben merklich beruhigen. Versuchen Sie, entspannt zu bleiben und zu schlafen, sobald sich eine Gelegenheit bietet. Oh, und vergessen Sie nicht zu atmen.“
Sie machten einen Termin für eine Nachuntersuchung aus, besprachen, in welchen Fällen ein Notruf bei der Ärztin angebracht war und auf
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