Nur die Küsse zählen
gewonnen?“
„Niemand“, erwiderte Karen ausdruckslos. „Es interessiert auch niemanden. Die Einschaltquoten waren miserabel. Es hat ganz gut angefangen, aber in der dritten Woche sind wir abgestürzt. Es ist ein einziges Desaster.“
Dakota hatte Schwierigkeiten, die Informationen zu verarbeiten. „Was passiert mit den Teilnehmern?“
„Die fahren nach Hause.“
„Und du?“
Karen stiegen Tränen in die Augen. „Ich arbeite für Geoff. Im Moment ist das nicht so gut. Ich habe viele Freunde in der Branche, die mir helfen werden. Ich muss bei einem anderen Produzenten oder einer anderen Produktionsfirma Arbeit finden.“ Sie seufzte. „Zum Glück habe ich ein paar Ersparnisse. So etwas passiert andauernd. Wenn man in diesem Geschäft überleben will, muss man darauf vorbereitet sein, auch mal längere Phasen der Arbeitslosigkeit zu überstehen. Aber das ist kein Spaß, und ich weiß, die Leute fragen sich, ob ich es gewusst habe. Habe ich nicht. Nur interessiert das leider niemanden.“
„Das tut mir leid.“ Dakota fühlte sich nicht wohl in der Situation. Sie wusste nicht, was sie noch sagen sollte. Wie man so viel Geld in eine Sendung investieren und diese dann nach wenigen Wochen absetzen konnte, verstand sie einfach nicht.
„Wenn du ein Empfehlungsschreiben oder irgendetwas anderes brauchst, sag mir Bescheid“, sagte sie zu Karen.
„Danke.“ Die Produktionsassistentin schaute auf ihre Uhr. „Falls du noch irgendwelche privaten Sachen da drin hast, solltest du sie jetzt lieber rausholen. Dein Büro wird um neun Uhr abgebaut.“
„Okay, das mach ich.“ Dakota stand noch einen Augenblick unschlüssig da, aber Karen hatte sich schon wieder ihrer Arbeit zugewandt.
Auf dem Weg zu ihrem kleinen Eck im Produktionsbüro holte Dakota ihr Handy aus der Tasche und hinterließ der Bürgermeisterin eine Nachricht. Sie vermutete, dass sich die Neuigkeiten schon in der Stadt verbreitet hatten. Vor der Tür wurden gerade die Kameras in die Lkws geladen. Menschen stiegen in ihre Autos und fuhren davon. Die Fernsehsendung hatte versucht, die Stadt zu übernehmen. Doch Dakota hatte das Gefühl, in einigen Stunden wäre es, als hätte die Sendung nie stattgefunden. Vielleicht lag das in der Natur des Fernsehens. Es war alles nur eine Illusion, und nichts hielt für immer.
Zu Mittag war Dakota wieder in ihrem alten Büro, bereit, sich mit dem Lehrplan zu beschäftigen, für dessen Erstellung sie eingestellt worden war. Sie hatte ein kurzes Treffen mit Raoul Moreno, auf dem sie den Schlachtplan besprachen, wie er es nannte. Dakota ließ diese Bezeichnung aus zwei Gründen durchgehen. Zum einen weil er ein ehemaliger Quarterback der NFL war und Begriffe aus dem Sport ihn glücklich machten. Zum anderen weil er ihren Gehaltsscheck unterschrieb.
Bevor sein Sommercamp vorübergehend in eine Grundschule verwandelt worden war, hatte er den Traum verfolgt, eine Einrichtung für Mittelstufenkinder zu errichten. Der Schwerpunkt sollte auf Mathematik und Naturwissenschaften liegen. Die Kinder würden für drei bis vier Wochen am Stück kommen, Intensivunterricht in Mathematik oder Naturwissenschaften erhalten und – so die Theorie – von den Möglichkeiten, die sich ihnen boten, begeistert an ihre normalen Schulen zurückkehren. Da die Grundschule das Camp noch für mindestens zwei Jahre benötigte, blieb ihnen mehr als ausreichend Zeit, den Lehrplan zu entwickeln.
Um Punkt zwei Uhr kam Montana zu ihr ins Büro. In der einen Hand hielt sie eine Leine, mit der anderen schob sie den Buggy. Buddy, der besorgte Labradoodle, lief neben dem Buggy her. Alle paar Sekunden schaute er nach Hannah, als wollte er sicherstellen, dass mit ihr alles in Ordnung war.
„Ich weiß nicht, ob Buddy ein guter Vater wäre, wenn er ein Mensch wäre“, sagte Montana, „oder ob er die Hälfte des Tages unter Beruhigungsmitteln stünde.“
„Er ist ein ziemlich gut aussehender Kerl.“ Dakota stand auf und kam um den Tisch herum. „Er würde vermutlich das weibliche Geschlecht für sich entdecken und vergessen, seine Kinder aus der Kita abzuholen.“
Montana beugte sich vor und streichelte den Hund. „Hör nicht auf sie, Buddy. Das stimmt nicht. Du würdest niemals vergessen, deine Kinder abzuholen. Wer ist mein hübscher Großer? Ja, du bist das. Wir ignorieren meine gemeine Schwester einfach.“
Dakota lachte. „Tut mir leid, Buddy. Ich hab nur Witze gemacht.“Sie nahm Hannah aus dem Buggy und drückte sie an sich. „Wie geht
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