Nur die Küsse zählen
schien, als hätte sie auch einige Vorstellungstermine und einen Agenten, der sich für sie interessierte.
Finn wusste, es war an der Zeit loszulassen. Sasha gehörte nicht länger nach South Salmon. Sein Bruder musste weiterziehen.
„Das ist es, was ich wirklich will“, schloss Sasha ernst. „Ich weiß, dass dich das enttäuscht.“
„Ein wenig“, gab Finn zu. „Aber ich bin nicht überrascht. Du entwickelst dich schon eine ganze Weile in diese Richtung.“
„Das klingt ja beinah so, als wärst du nicht wütend auf mich.“
„Das bin ich auch nicht. Ich werde nicht behaupten, dass ich mir genau dieses Ergebnis gewünscht hätte. Mir wäre es lieber, wenn du deinen Collegeabschluss machen würdest. Aber du musst deine eigenen Entscheidungen treffen und mit den Konsequenzenleben. Ich hoffe, dass sich für dich alles zum Guten wendet. Ich hoffe also, du wirst ein Fernseh- oder Filmstar.“
„Danke!“ Sasha klang glücklich und überrascht. „Ich dachte, du wärst furchtbar wütend.“
„Tja, du hast mich mürbe gemacht, Kleiner.“ Finn zog sein Portemonnaie aus der Hosentasche und zählte das Geld, das er am Morgen am Automaten gezogen hatte. „Hier sind dreihundert Dollar und ein Scheck über tausend. Such dir eine vernünftige Unterkunft. Und versuch, regelmäßig zu essen.“
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“ Sasha nahm das Geld. „Das weiß ich wirklich zu schätzen. Das Geld wird mich ein ganzes Stück weiterbringen.“
„Dein Bruder geht aufs College zurück. Und das Geld aus deinem Ausbildungsfonds ist auch immer noch da. Wenn du dich entschließt zurückzukommen, kannst du dein Studium jederzeit wieder aufnehmen.“
Es zuckte um Sashas Mundwinkel. „Du bist der beste Bruder, den man sich wünschen kann. Ich weiß, ich war echt anstrengend. Aber das war nicht mit Absicht.“
Finn merkte, wie es ihm die Kehle zuschnürte. „Die meiste Zeit schon.“
Sasha lachte. „Vielleicht fünfzig Prozent.“ Das Lachen verebbte. „Du hast das mit uns echt gut hinbekommen. Mom und Dad wären stolz auf dich. Ich habe jetzt endlich einen Plan. Du kannst also aufhören, dir Sorgen um mich zu machen.“
„Das wird nie passieren, aber ich bin bereit, dich gehen zu lassen.“
Sie gingen im gleichen Augenblick aufeinander zu. Einer kurzen Umarmung folgten ein paar ungeschickte Klapse auf den Rücken. Mehr Gefühl konnte keiner von ihnen zeigen. Dann steckte Sasha das Geld ein, winkte und ging davon.
Finn war nach Fool’s Gold gekommen, um seine Brüder zur Heimkehr zu zwingen. Er hatte geglaubt, der einzige Ort, an den sie gehörten, wäre das College oder South Salmon. Mit beidem hatte er danebengelegen. Keiner seiner Brüder kam nach Hause. Und seltsamerweise war das für ihn in Ordnung.
Am nächsten Morgen erschien Dakota bei der Arbeit mit einem brennenden Bedürfnis nach einem Kaffee und dem Versprechen an sich selbst, Finn noch vor Sonnenuntergang von dem Baby zu erzählen. Oder vielleicht bis zum Ende der Woche.
Sie wollte nicht feige sein oder ihm die Information vorenthalten. Sie war einfach nur so glücklich – und wollte dieses Gefühl noch eine Weile auskosten. Sie wollte sich Träumen über die Zukunft hingeben und so tun, als würde alles gut werden. Sie wollte sich ein Haus mit einem großen Baum im Garten vorstellen, in dem sie mit zwei Kindern und Finn lebte.
Denn sosehr sie dieses Baby wollte, so sehr wollte sie mit dem Vater des Babys zusammen sein. Die große Überraschung war im Grunde nicht, dass sie sich in ihn verliebt hatte, sondern dass sie so lange gebraucht hatte, um es sich einzugestehen.
Als sie zu ihrem provisorischen Büro in der Produktion ging, sah sie überrascht, dass davor große Trucks parkten. Im Näherkommen sah sie Männer in T-Shirts, die Kisten und Möbel in die Trucks verluden. Hätte Dakota es nicht besser gewusst, hätte sie gesagt, hier wurde zusammengepackt.
Die Produktionsassistentin Karen saß an einem Tisch, der mitten auf dem Bürgersteig stand.
„Was ist denn hier los?“ Dakota ging zu ihr und schaute sie fragend an. „Warum arbeitest du hier draußen?“
Karen sah zu ihr auf. Ihre Augen waren rot und geschwollen, als hätte sie geweint. „Es ist vorbei. Die Sendung ist abgesetzt worden.“ Sie schniefte. „Man hat es uns gestern Abend erzählt. Geoff hat mich vom Flughafen aus angerufen. Er ist schon wieder in L. A.“
„Abgesetzt? Wie kann das denn sein? Wir sind doch noch gar nicht durch. Wer hat denn
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