Nur die Küsse zählen
findest und heiratest und dann auf die altmodische Art mit ihm Kinder haben möchtest?“
Das haben wir doch schon tausend Mal durchgekaut, dachte Dakota. Und trotz der Ermahnungen ihrer Mutter hatte sie die entsprechenden Formulare ausgefüllt und war bereits von der Adoptionsvermittlungsagentur überprüft worden.
„Du weißt ja, dass meine Periode schon immer sehr schwer für mich auszuhalten war“, fuhr sie fort. Während ihre Schwestern diese Zeit im Monat ohne sonderliche Probleme hinter sich brachten, litt Dakota immer unter großen Schmerzen.
„Ja. Wir sind deswegen ein paar Mal zusammen beim Arzt gewesen.“
Ihr Hausarzt hatte immer gesagt, alles wäre in bester Ordnung. Er hatte sich geirrt.
„Letzten Herbst ist es schlimmer geworden. Ich bin zu meiner Frauenärztin gegangen, und sie hat ein paar Untersuchungen gemacht.“ Schließlich hob Dakota den Kopf und schaute ihre Mutter an. „Ich habe eine Form des polyzystischen Ovarialsyndroms und eine Beckenendometriose.“
„Was? Ich weiß, was eine Endometriose ist, aber das andere?“ Ihre Mutter klang besorgt.
Dakota lächelte. „Keine Panik. Es ist weder gefährlich noch ansteckend. PCOS ist ein hormonelles Ungleichgewicht. Ich bekomme es dadurch in den Griff, dass ich auf mein Gewicht achte und Sport treibe. Ich nehme außerdem ein paar Hormone. Für sich allein kann PCOS eine Schwangerschaft schon ziemlich schwierig machen.“
Denise runzelte die Stirn. „Okay“, sagte sie langsam. „Und die Endometriose? Was ist mit der? Wächst oder streut sie?“
„So in der Art. Dr. Galloway war überrascht, weil ich beides habe, aber sie sagt, das kann vorkommen. Sie hat alles aufgeräumt sozusagen, damit ich keine Schmerzen mehr habe.“
Ihre Mutter beugte sich vor. „Was sagst du da? Du bist operiert worden? Warst du im Krankenhaus?“
„Nein, es war eine ambulante Operation. Alles gut.“
„Warum hast du mir das nicht erzählt?“
„Weil das mein geringstes Problem gewesen ist.“
Dakota schluckte. Sie war so darauf bedacht gewesen, es niemandem zu verraten. Sie hatte kein Mitleid gewollt, hatte nicht hören wollen, dass alles gut würde, wenn sie doch wusste, dass es nicht stimmte. Sie hatte sich in einem Zustand befunden, in dem Worte alles nur noch schlimmer gemacht hätten.
Aber erst waren Wochen, dann Monate vergangen, und das alte Klischee, dass Zeit alle Wunden heilt, stimmte beinah. Dakota war noch nicht geheilt, aber sie konnte endlich die Wahrheit aussprechen. Das wusste sie, weil sie es seit Tagen in ihrem kleinen Haus geübt hatte.
Sie zwang sich, in die besorgten Augen ihrer Mutter zu blicken. „Das PCOS ist unter Kontrolle. Ich werde ein langes, gesundes Leben führen. Jede Diagnose für sich erschwert eine Schwangerschaft. Beide zusammen bedeuten, es ist höchst unwahrscheinlich, dass ich jemals auf altmodische Art schwanger werde, wie du es genannt hast. Dr. Galloway meint, die Chancen stehen ungefähr eins zu einhundert.“
Denise zitterten die Lippen. Tränen traten ihr in die Augen. „Nein“, flüsterte sie. „Oh, Honey, nein.“
Dakota hatte eher mit Vorwürfen gerechnet. Ein „Warum hast du es mir nicht früher erzählt“ oder Ähnliches. Stattdessen stand ihre Mutter auf, zog sie in ihre Arme und hielt sie fest, als wollte sie sie nie wieder gehen lassen.
Die Wärme der vertrauten Umarmung berührte die kalten, dunklen Stellen in Dakota. Sie hatte diese Teile von sich so tief vergraben, dass sie sich selbst kaum noch daran erinnerte.
„Es tut mir leid“, flüsterte Denise und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Du hast gesagt, du hättest es letzten Herbst erfahren?“
Dakota nickte.
„Deine Schwestern haben erwähnt, dass dich etwas beschäftigt hat. Wir dachten, es ginge um einen Mann, aber das stimmte nicht, oder?“
Dakota nickte wieder. Nachdem sie die Diagnose erhalten hatte, war sie zur Arbeit gegangen und vor ihrem Boss in Tränen ausgebrochen. Obwohl sie ihm den Anlass nicht verraten hatte, war ihre Trauer an sich doch nicht zu übersehen gewesen.
„Ich sollte nicht überrascht sein, dass du es für dich behalten hast“, sagte ihre Mutter jetzt. „Du warst immer schon diejenige, die alles erst für sich durchdenkt, bevor sie mit jemandem darüber spricht.“
Sie setzten sich wieder an den Tisch.
„Ich wünschte, ich könnte dir helfen“, gab Denise zu. „Ich wünschte, ich hätte mehr für dich getan, als du als Teenager diese Probleme bekommen hast. Ich fühle mich
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