Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)

war, sie sofort nach oben gebeten.
    Harry Miller wurde in Handschellen abgeführt. Er war kreidebleich, sein Gesicht eine Maske.
     
     
     
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    „Frédéric weiß immer, wen er fragen muss“, sagte Juliette nicht ohne Stolz in der Stimme. Er hat außer Drachmanns Konto, auch die Konten von „Brunnen für die Welt“ durchforsten lassen. Da hat er wilde Transferaktionen entdeckt, was wir schon ahnen konnten. Eigenartig jedoch ist, oder vielleicht doch nicht eigenartig, von 2002 wurden Gelder der Hilfsorganisation, in das jeweilig Land, wo das Projekt vorgesehen war überwiesen, die Projekte wurden natürlich nicht realisiert, sondern gingen auf zwei Konten in Monte Carlo. 10% auf ein Konto von Piet Drachmann, 90 % auf ein Konto von Harry Miller. Dieses Vorgehen wurde sieben Jahre lang praktiziert, dann gingen keine Gelder mehr ein. Harry Millers Vermögen war anscheinend wieder hergestellt. Die Hilfsorganisation konnte wieder auf legale Weise funktionieren. “
     
    Harry Miller und Piet Drachmann hatten sich nicht erst in New York kennengelernt, sondern schon in Brüssel und das Ende 2001 oder Anfang 2002. Piet Drachmann war am Boden zerstört, weil er gerade von seiner Agentur entlassen worden war. Harry Miller war am Boden zerstört, weil er der größte Teil des Geldes, das er von seinen Eltern geerbt hatte, beim Börsencrash verloren gegangen war. Seine Eltern besaßen aber nicht nur Aktien und Immobilien, sondern auch eine Hilfsorganisation „Brunnen für die Welt“. Um diese Organisation anzuzapfen brauchte Harry einen Helfershelfer. Piet Drachmann war der rechte Mann am rechten Ort, zur rechten Zeit, sie hatten sich in einer Bar in Brüssel kennengelernt. Er setzte Piet Drachmann in New York ein, zunächst als Assistent, um das Metier zu erlernen. Dann feuerte er den damaligen Direktor und machte Piet zum Direktor der Organisation. Innerhalb von 7 Jahren hatte Harry Miller sein Vermögen wieder hergestellt und die Hilfsorganisation arbeitete danach wieder für den ursprügnglichen Zweck. Dass keinerlei Hilfe geleistet wurde, wurde meisterlich vertuscht.
     
    „Was für eine Moral“, Juliette wiegte nachdenklich ihren Kopf. „Er verzockt das Geld seiner Eltern, dann veruntreut er das Geld der Sponsoren und nachdem seine Kassen wieder aufgefüllt sind, arbeitet die Hilfsorganisation weiter, als ob kein Wässerchen getrübt worden wäre.“
     
    „Dass die Hilfsorganisation von Mr. & Mrs Edward Miller, das heißt  Harry Millers Eltern, gegründet worden war, habe ich von Mr. Kennedey im Nachhinein erfahren“, sagte Irina Honig und schien noch heute wütend darüber zu sein, dass sie in New York die Frage nach den Gründern der Organisation nicht gestellt hatte.
     
     
     
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    „Drachmann war durchgedreht, als er erfuhr, dass Harry Miller das gemeinsam geplante Unternehmen, die gemeinsame Werbeagentur, abgeblasen hatte, weil er für sich eine bessere Lösung gefunden hatte“, überlegte Juliette Lambert, die Irina Honig wie schon in den Fällen zuvor, zur Abschiedsfeier des dritten Falls auf ihre Terrasse gebeten hatte.
    „Drachmann hatte eine Tendenz zum Durchdrehen. Anne-Sophie Marrais hatte mir von der Gehaltskürzungskonferenz erzählt, da wäre er völlig aus dem Häuschen gewesen, weil sie und Bernard nicht mitmachen wollten. Er wäre ausgerastet, hätte getobt, ja sogar Schaum vor dem Mund gehabt“, wusste Irina Honig. „Sicherlich hat er Miller gedroht, alles dem Oberboss, diesem Kaybody zu verraten. Schlimmer noch, vielleicht wollte er ihn fertig machen, sein Leben ruinieren, ihn als Schwulen outen.“
    „Aber er war doch nicht schwul, dieser Harry.“
    „Nein er schwebte gerade im Glück, mit neuer Frau, der vierten, einem neuen, noch wichtigeren, internationalen Posten, einer dicken Beteiligung an der Smith, Henderson. Aber das Schlimmste für das Pillhuhn, wie Ken Bernstein ihn immer zur Belustigung aller nannte, war, dass Drachmann, diesen geliebten Mann nicht mehr sehen würde, nicht in einer gemeinsamen Agentur mit ihm sitzen würde.“
     
    Irina Honig nahm einen wohlverdienten Schluck Dom Pérignon. Juliette verstand es, Siegen den richtigen Rahmen zu geben.
    „Vielleicht hätte er sich bei der Anmietung des Autos rausreden können, mit Anwälten wie O.J. Simpson sie hatte, hätte er etwas drehen können, aber die Veruntreuung der Gelder der Hilfsorganisation, kann er nicht aus der Welt schaffen, da gibt es zu viele Beweise. Er hat Piet Drachmann umgebracht, weil