Nur die Nacht war Zeuge (Mord Azur) (German Edition)
überprüfte alle Parkplätze und versteckte ihr Auto hinter den Mülltonnen die sich gegenüber der Einbuchtung befanden.
Es waren, wie vorauszusehen war, fast immer dieselben Autos, die hier parkten. Um sechs Uhr abends kam der kleine Fiat und platzierte sich am oberen Ende der Parkreihe, hinter dem Citroen, der meist den größten Teil des Tages über hier stand, dann kam entweder der blaue Ford oder der rote Peugeot. Als letzter erschien ein alter Mercedes, oft erst nach zehn Uhr. Vor zehn Uhr war hier also meist eine Parklücke zu haben, hatte der Mörder sie genutzt, wähnte er sich weit genug entfernt vom Haus und der Domaine von Piet Drachmann, wähnte er sich hier in Sicherheit?
Am dritten Abend der Beschattung wagte Irina Honig es, den Mercedes-Fahrer zu befragen. „Entschuldigen Sie, sind diese Parkplätze hier privat? Oder könnte ich mich hier hinstellen, wenn ich meine Freunde da oben besuchen will.“
Der Mann druckste ein wenig herum. „Privat kann man nicht direkt sagen, aber die Leute hier haben so ihre Gewohnheiten, da stört es doch sehr, wenn Fremde hier parken und ihnen die Plätze sozusagen wegnehmen.“
„Stehen hier öfter fremde Fahrzeuge und nehmen Ihnen ihren Platz weg?“
„Das passiert ab und an. Ich komme müde von der Arbeit nach Hause und soll dann noch auf Parkplatzsuche gehen.“
Irina Honig stellte sich dem Mann vor und die Absicht ihrer Fragen,
anderweitig hätte sie keinen Grund für ihre weitere Befragung gehabt. „Sicherlich haben Sie von dem Mord oben in den „Jardins de Mandelieu“ gehört. Ich ermittle in dieser Angelegenheit und nehme an, dass der Mörder außerhalb der Domaine sein Auto abgestellt hat.“
„Von dem Mord habe ich gehört, das macht Angst, wenn ein Mord in solcher Nähe passiert“, sagte der Mann und legte seine Stirn in Falten. „Wann war der Mord noch mal?“
„Am Montag, am Montag den 25. Juni.“
Der Mann überlegte, dann erinnerte er sich. „Ich arbeite in der Gastronomie und komme deshalb spät nach Hause, wie ich am Montag nach Hause kam, stand auf meinem, Sie wissen schon, wie ich das „meine“ meine, also da stand auf meinem Parkplatz ein grauer Polo, ein neues, sehr gepflegtes Auto, das Auto habe ich hier noch nie gesehen. Natürlich habe ich mich geärgert.“
„Können Sie sich vielleicht an das Nummerschild erinnern, das würde enorm weiterhelfen.“
„Es war eine 06 Nummer, also hier aus den Alpes Maritimes, ich erinnere mich aber nur an einen Teil der Nummer und das war AHA. Aha, hatte ich gesagt und meinte das ganz ironisch. Aha, da steht wieder einer.“
Irina Honig bedankte sich ausgiebig. Der Mann hatte ihr einen wichtigen Schritt weiter geholfen. Das Auto war gepflegt, gut möglich, dass es ein Leihwagen war. Jetzt musste sie nur noch alle Leihwagenfirmen der Côte d’Azur abklappern, aber das war eine überschaubare Aufgabe.
69.
Schon bei ihrem ersten Fall, dem Mord an Max Winter, ihrem Nachbarn, hatte Irina Honig eins der Gästezimmer in ihr Arbeitszimmer verwandelt. Sie war mit neuester Technik ausgerüstet und hatte ein paar Stunden genommen, um sie bedienen zu können, schlecht und recht. Heute saß sie ohne Ohrringe und vor allem ohne Armreife an ihrem PC und formulierte die Ermittlungsanzeige für alle Leihwagenvermieter von Nizza, Cannes und Umgebung.
Ermittlung im Mordfall Piet Drachmann vom 25. Juni 2012
Piet Drachmann ertrank am Montag, den 25. Juni, in seinem Swimmingpool, der Domaine Jardins de Mandelieu. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich dabei nicht um einen Unfall, sondern um Mord. Der Täter hat den Ermordetet am 25. Juni, am Montagabend, in dessen Haus aufgesucht, es wird vermutet, dass er sich einen grauen Polo in einer der Leihwagenunternehmen der Gegend geliehen hat. Der graue Polo trug eine 06 Nummer, vom Kennzeichen sind nur die Anfangsbuchstaben AHA bekannt. Der graue Polo war ein neues Fahrzeug und sah sehr gepflegt aus.
Für Hinweise, wer das Auto gemietet hat ist eine Belohnung von 1000 Euro ausgesetzt. Hinweise bitte an die Nummer 06 28 35 16 59 oder die Polizei von Mandelieu.
Irina Honig war zufrieden mit ihrem Schreiben, sie schaltete den Computer nicht ab, um alle eingehenden Mails sofort lesen zu können.
Auch am nächsten Tag blieb sie zuhause, doch niemand meldete sich. Juliette tröstete sie, die Angestellten haben alle unterschiedliche Dienstzeiten, du wirst jeden Morgen und Abend deine Mail raussenden müssen, um die Personen
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