Nur ein einziges Wort
Hand ihrer sonst so geliebten ‚Oma Anni‘ los. Mit einem herzzerbrechenden Weinen, schrie sie nur immer wieder und wieder:
„Ich will eine Mama, ich will eine Mama, alle anderen Kinder haben eine Mama, ich will meine Mama.“
Max und Anni gaben sich alle nur erdenkliche Mühe, das in seinen Gefühlen aufgewühlte Kind zu beruhigen. Während dieser kritischen Situation versagte Fabian Bauer, vielleicht das erste und auch einzige Mal, total.
Hilflos lief er auf der großen Terrasse vor dem Haus hin und her, immer wieder schreiend:
„Ich will das Wort ‚Mama‘ nie wieder hören, Stefanie, hörst du mich, ich verbiete dir das Wort ‚Mama‘ jemals wieder in den Mund zu nehmen!“
Total aufgeregt und gefühlsmäßig an einer Grenzlinie angelangt, lief er ins Haus, rannte so schnell ihn seine Füße tragen konnten, ins Obergeschoß und schloss sich für die nächsten Stunden in seinem Zimmer ein. Erst am Abend, etwa gegen neun Uhr, stieg er kreidebleich die Treppe herunter. Für eine lange Weile blieb er auf der untersten Treppenstufe sitzen und starrte wie versteinert auf die gegenüberliegende Hallenwand.
Nachdem Anni die kleine Stefanie zu Bett gebracht hat, versuchte sie zusammen mit Max, Fabian zum Sprechen zu bringen, jedoch ohne jeglichen Erfolg. Erst der kommende Morgen mit seinem strahlenden Sonnenschein, brachte auch eine Lösung in das Dunkel über Fabians Verhalten und die ihn befallene Verzweiflung des verflossenen Abends.
Es war erst sechs Uhr morgens, als Max und Anni, fast eingeschüchtert wirkend, die Küche betraten. An dem kleinen Tisch mit dem Blick zum Garten hin, saß Fabian bereits eine Tasse mit frisch gebrühtem Kaffee in be iden Händen haltend. Seine Augen noch rot gerändert, erhob er sich beim Eintritt der Beiden. Er war sich sichtlich darüber im Klaren, wie groß sein Versagen gestern war und seine Entschuldigung fiel auch dementsprechend aus. Ohne Vorwarnung schritt Max auf ihn zu und was er vorher noch nie getan hatte oder es sich gewagt hätte zu tun, trat nun ein. Er schloss seine starken Arme um Fabian, schaute ihm kerzengerade in die Augen, bevor er zu sprechen begann:
„Fabian, du bist der Sohn, den ich mir immer gewünscht habe und meine Anni denkt genau wie ich. Deine G efühle haben dir gestern nur nochmal gezeigt, dass du auch nicht immun dagegen bist. Wenn Stefanie gleich aufwacht, musst du aber derjenige sein, der alles wieder ins Gleichgewicht bringt. Anni und ich werden dir nur eine Hilfestellung geben können.“
„Ja Max, es tut mir so schrecklich leid, ich werde das in Ordnung bringen. Du weißt, dass nach Gabis Tod etliche Frauen versuchten, sich in mein Leben zu drängen, aber keine war die Richtige. Deshalb möchte ich unter allen Umständen vermeiden, dass sich irgendeine weibliche Person in das Herz meines Kindes einschleicht, sich ihr Vertrauen erwirbt und das Kind sie sogar ‚Mama‘ nennen wird. Bitte nehmt mir das nicht übel, aber wenn und ob sie jemals jemanden wieder mit ‚Mama‘ ansprechen darf, das will ich ganz alleine entscheiden. Wenn die Liebe zu einer Person des anderen Geschlechts nochmals mein Herz erreichen kann, wird es mein Kind auch instinktiv erkennen.“
Dabei blieb es und auch Stefanie spürte bereits in ihrem kindlichen Gemüt, dass es im Leben unüberwindliche Hürden gab, die man einfach auch respektieren musste.
Wie aus einem bösen Traum erwachend, schreckt ‚Oma Anni‘ auf, als die kleine Stefanie nach ihrer Hand greift, mit ihren blitzblauen Augen zu ihr hochschaut und mit einem strahlenden Lachen ruft:„ In wenigen Minuten sind der Papa und ‚Opa Max‘ da!“
Kapitel 3: Die Geburtstagsfeier
Glücklicherweise liegt das alles nun fast zwei Jahre zurück. Gerade fährt Max von der Landstraße #100 in den Waldweg ein, der zur ‚Bauer Residenz‘ führt und stoppt die Limousine zentimetergenau vor der Toröffnung, die den mit Blumen und Ziersträuchern flankierten Zufahrtsweg zum Haus absperrt.
Mit einem Knopfdruck auf seine Fernbedienung schiebt sich das schmiedeeiserne Eingangstor zur Seite und gibt den Weg zum Haus und der seitlich angrenzenden Garage frei.
Direkt vor der Garageneinfahrt steht bereits seit einigen Minuten die kleine Stefanie, ihre langen blonden Haare zu einem Zopf zusammengeflochten und sehnsüchtig auf ihren Vater wartend. In beiden Händen hält sie einen eigenhändig gepflückten Blumenstrauß aus Feldblumen als sie vor ihrem Vater steht und mit einem kleinen Knicks ihre
Weitere Kostenlose Bücher