Nur ein einziges Wort
selbstgebastelten Geburtstagsgrüße vorträgt. Fabian Bauer lauscht andächtig ihren Worten. Irgendwie scheint es ihm unmöglich, seine Augen von ihren lieblichen Gesichtszügen zu lösen. Doch dann bückt er sich, hebt sie hoch und drückt ihr zierliches Gesicht fest an seine Wangen. Anni entgeht nicht, dass seine Augenlider einen feuchten Schimmer aufweisen, denn Tränen hat auch sie nach Gabis Tod nie wieder in seinem Gesicht wahrgenommen.
Fast ruckartig setzt Fabian sein kleines Töchterlein zurück auf den Steinboden. Mit freundlichem, ja fast l achendem Gesicht, wie Max und Anni es seit langem nicht mehr bei ihm wahrgenommen haben, schaut er zu ihnen herüber:
„So, bevor ihr mir jetzt auch noch hier draußen gratulieren wollt, gehen wir doch erst mal ins Haus. Nachdem ich mich kurz erfrische, könnt ihr, Max und Anni, eine Flasche Champagner bereitstellen. Noch bevor Christine und Peter kommen, möchte ich nur mit euch anstoßen. Jetzt ergibt sich auch gerade mal die Gelegenheit, euch beiden für alles zu danken, was ihr nicht nur im vergangenen Jahr, sondern auch in den Jahren davor für mich und ganz besonders für meine kleine Stefanie getan habt. Glaubt mir, ich weiß sehr wohl, dass der kleine U nschuldsengel öfter als genug in Schabernacke verwickelt ist und ihr das immer ausbügeln müsst.
Ohne weitere Worte verschwindet Fabian im Haus, um nach nicht einmal dreißig Minuten wieder salopp gekleidet, auf der Terrasse zu erscheinen. Jetzt ergibt sich endlich für ihn die passende Gelegenheit um mit seinen Liebsten, die er nicht und niemals wie Angestellte, sondern in allen Jahren zuvor wie enge Familienmitglieder behandelt hat, mit einem Glas Champagner anzustoßen und ein außerordentliches „Dankeschön“ an sie auszusprechen.
Auch Stefanie hat sich in ihren Kreis eingereiht. Ihr schmuckes Köpfchen mit den langen blonden Haaren, an ‚Oma Annis‘ Körper geschmiegt, lauscht sie der aufgeheiterten Unterhaltung zwischen Max, Anni und Fabian.
Als dann aber die Unterhaltung zwar nur für einen Moment, aber dennoch ins Stocken kommt, schaut sie zu ihrem Vater auf und die Worte sprudeln nur so aus ihr heraus:
„Papa, hast du noch gar nichts bemerkt? ‚Oma Anni‘ und ich sind extra gestern nach Klagenfurt gefahren um mir ein neues Dirndl für deinen Geburtstag zu kaufen. Aber wie willst du das auch merken! Männer sind eben Männer und du bist auch nicht besser.“
„Aber mein Engelchen, glaub‘ mir, du bist halt mit oder ohne ‚neuem Dirndl‘ so bezaubernd, dass man dich ei nfach nur lieb haben kann. So nun komm mal her, schließlich möchte ich von dir heute den schönsten und liebsten Geburtstagskuss bekommen.“
„Papa, du meinst noch lieber als den, den du heute von Tante Christine bekommen wirst?“
„Ja, deiner wird der Liebste und Beste sein aber du musst mir auch etwas Besonderes versprechen, heute an meinem Geburtstag keinen Streich und keinen Schabernack mit Tante Christine zu spielen, versprochen?“
„Ja, Papa, versprochen und großes Ehrenwort!“
Kaum war das letzte Wort ihrem Munde entschlüpft, macht sich auch schon jemand durch lautes Hupen am Eingangstor des stattlichen Anwesens bemerkbar. Der rennwagengrüne Jaguar XK Cabriolet mit der Freifrau Christine von Junkerndorf am Steuer steht vor dem schmiedeeisernen Tor und begehrt durch ihre Huperei Einlass in das Estate.
Noch während Fabian die Fernbedienung zum Toröffnen betätigt, ist Stefanie bereits seinen Händen en tschlüpft und durch die geöffnete Verandatür ins Haus gelaufen, rennt die Treppe zum ersten Stockwerk hoch und schließt sich in ihr Zimmer ein. Max und Anni, die das Schauspiel beobachten, werfen sich einen vielsagenden Blick zu. Auch ihnen ist Christine, die soeben ihrem Sportwagen entsteigt und die Seitentreppe zur Terrasse hochsteigt, nicht gerade die sympathischste Person der Welt.
Über jeden Zweifel erhaben, ist Christine mit ihren sportlich geschnittenen kastanienbraunen Haaren und ihren geradezu auffallend rehbraunen Augen bereits äußerlich eine Erscheinung, nach der sich die meisten Männer wohl beim Vorbeigehen nochmals umdrehen würden.
Heute, zur Geburtstagsfeier von Fabian, trägt sie ein sommerliches Trachtenkleid, dessen geradezu auffallende Eleganz und dennoch unaufdringliche und dezente Machart durch eine bronzefarbene Schürze noch deutlicher hervorgehoben wird.
Während sie die zur Seite getretenen „Hausmohren“, wie sie oft Max und Anni in unverschämter Weise
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