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Nur ein Gerücht

Titel: Nur ein Gerücht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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beizustehen?«
    »Wie wäre es mit dem Mut der Verzweiflung?«, fragte sie zynisch.
    Ich schüttelte abwehrend den Kopf. » Die Dicke mit dem schwulen Vater  war nicht verzweifelt, Nadine, sondern erstarrt vor Angst. Ich war nicht fähig, durch diese Tür zu gehen, mich neben dich zu stellen und es mit ihnen aufzunehmen. Auch wenn ich es mir noch so sehr wünsche.«
    »Du hast dich entschuldigt.« Einen Moment lang wirkte sie abwesend. »Die anderen haben nur gelacht und ihre Witze gerissen.«
    »Auf dem Klassentreffen?«
    Sie nickte.
    »Udo ist tot. Und du hast ihn so weit getrieben.«
    »Ja.« Ihr Blick war voller Hass. »Und er hat mir keine Sekunde lang Leid getan. Er hat es verdient. Jeden Moment der Angst um seinen guten Ruf, jeden schiefen Blick, jede Ausgrenzung.« Sie sah mich provozierend an. »Hast du bei deinen Baseballschlägerarien immer so genau darauf geachtet, dass auch ja alle überleben?«
    »Der Weg von der Phantasie in die Realität ist weit.«
    »Nein, Carla, er kann verdammt kurz sein!«

25
    I st es tatsächlich so einfach, den Ruf unbescholtener Menschen zu zerstören?«, wollte ich von Nadine wissen, nachdem ich mich wieder gefasst hatte.
    »Bei den anderen war es tatsächlich einfach. Da haben ein paar Handygespräche gereicht, bei denen ich darauf geachtet habe, dass ich in Hörweite anderer Menschen war. Du glaubst nicht, wie begierig solche Telefonate belauscht werden.«
    »Handygespräche? Dann warst du das in meinem Stall?« Und ich hatte geglaubt, es sei nur irgendeine Frau gewesen, die weitergegeben hatte, was ihr selbst zu Ohren gekommen war. Ihr gleichgültiges Nicken war erschreckend. »Bei dir war ich mir allerdings sicher, dass das nicht ausreichen würde. Nachdem Basti mir sagte, dass dein Stall nicht nur einen untadeligen Ruf genießt, sondern du auch in der Gegend als wahrer Engel giltst, musste ich schon schärfere Geschütze als nur ein paar gezielt gestreute Gerüchte auffahren.«
    »Und da hast du grüne Äpfel und frische Brötchen verstreut, hast Zäune beschädigt, Stacheldraht ausgelegt und das Heu abbestellt? Und mir zu guter Letzt den Amtstierarzt und die Presse auf den Hals gehetzt?«
    Meine Fragen schienen sie nicht zu berühren. Sie sah mich regungslos an.
    »Drei Pferde haben sich bei deinen Aktionen verletzt. Einer der Besitzer hat seine Box daraufhin gekündigt, und es ist nicht sicher, dass er der Einzige bleiben wird. Glaubst du allen Ernstes, ich würde das alles auf sich beruhen lassen?« Ich schluckte gegen den Kloß in meinem Hals an, der immer dicker zu werden schien.
    »Du wirst mich nicht ans Messer liefern, du nicht, Carla Bunge!« Sie lachte auf eine Art, die mir Angst machte. »Es gibt keine Beweise.«
    Die Fotos, die Susanne gefunden hatte, waren vielleicht kein Beweis, aber zumindest ein beachtlicher Hinweis. »Es gibt kein perfektes Verbrechen, Nadine.«
    »Ist es ein Verbrechen, für Gerechtigkeit zu sorgen?«
    »Wenn dieses  Sorgen  über eine Leiche und mehrere Existenzen geht, dann ist es sogar ganz sicher ein Verbrechen.«
    »Und was ist mit dem Zweck, der die Mittel heiligt?« 
    »Manchmal entweihen die Mittel den Zweck.«
    »Manchmal ...« , sagte sie mit einem ungerührten Lächeln, das noch kälter war als ihr Blick, »bekommen Schweine genau das, was sie verdienen.«
    »Und wenn du dafür ins Gefängnis gehst - war es das dann wert?«
    »Ich habe keine Angst vorm Gefängnis.«
    »Und warum hast du dann so akribisch darauf geachtet, keine Beweise zu hinterlassen?«
    Ihr unerschrockener Gesichtsausdruck hatte Risse bekommen. »Wo habe ich die Platine verloren?«
    »Im Büro im Stall.«
    »Was wirst du sagen, wenn man dich befragt?«
    »Die Wahrheit.«
    Ihr Blick krallte sich in Sekundenschnelle an mir fest. »Du willst mich wieder im Stich lassen?«
    »Du bist zu weit gegangen, Nadine. Du hast eine Grenze überschritten, hinter der du nicht mehr auf meine Solidarität bauen darfst.«
    »Konnte ich überhaupt jemals darauf bauen, Carla?«, fragte sie zynisch.
    »Udo ist ein Häufchen Asche. Er hat eine Frau und zwei Kinder hinterlassen, die du in eine Situation gestürzt hast, die mich an unsere erinnert. Das ist nicht gerecht! Ich weiß nicht, ob stimmt, was Melanie behauptet, und Udo sich tatsächlich geändert hat. Aber selbst wenn er immer noch der Alte war, hattest du nicht das Recht, ihn in den Tod zu treiben.«
    »Ich hatte jedes Recht«, fauchte sie hasserfüllt. »Die Welt ist nicht ärmer ohne ihn.«
    »Die Welt seiner

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