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Nur ein Gerücht

Titel: Nur ein Gerücht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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klar.« Er folgte mir Richtung Stall.
    »Tschüs, Herr Pattberg«, rief ich über die Schulter, woraufhin ich die Tür zuknallen hörte. »Basti, erinnerst du dich an Frau Köster?«
    »Meinst du die, die den Reitunterricht abgebrochen hat?« 
    »Genau die. Hat sie dich mal über den Hof ausgefragt oder über mich?«
    »Direkt ausgefragt kann man das nicht nennen. Wir haben uns hin und wieder unterhalten, mehr nicht. Sie ist nicht gerade der Typ, der neugierig ist. Eher ... interessiert. Sie hinterfragt vieles, will alles verstehen.«
    »Und dir kam es nicht so vor, als würde sie auf dem Bungehof herumschnüffeln.« Es war weniger eine Frage als eine von Hoffnung getragene Feststellung.
    Basti konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Bloß weil sie kein Talent zum Reiten hat, muss sie nicht gleich eine Spionin sein.«
    »Basti, sei bitte mal ernst.«
    »Ist es denn ernst?«
    »Ja.«
    Sein skeptischer Blick streifte mich, bevor er sich gen Himmel richtete. »Lass mich überlegen ... Wir haben uns über Gott und die Welt unterhalten, sicher auch über den Bungehof.« 
    »Auch darüber, wodurch man Pferden schaden kann?« 
    »Sie wollte wissen, womit sie ihr Pferd belohnen kann, aber das fragt mich jede Neuanfängerin. Kann sein, dass ich ihr in dem Zusammenhang erzählt habe, was sie ihrem Pferd tunlichst nicht geben soll.«
    »Unreife Äpfel, frisches Brot ...«
    »So in etwa.«
    »War sie mal allein im Büro?«
    »Möglich, aber beschwören kann ich es nicht.« Er zog überrascht die Augenbrauen hoch. »Du meinst, sie hatte etwas mit dem ganzen Spuk hier zu tun? Warum hätte sie so etwas tun sollen?«
    »Vielleicht weil sie meinte, es sei noch eine alte Rechnung zwischen uns offen.«
    Es war diesig an diesem Abend, so dass Meer und Himmel am Horizont verschwammen. Noch in voller Reitmontur hatte ich mich direkt nach dem Gespräch mit Basti auf meine Steine verzogen. Ich hatte noch nicht lange dort gesessen und den Flug der Möwen verfolgt, als Susanne sich mit einem knappen Hallo zu mir setzte und mir wortlos Fotos in die Hand drückte. Es waren zehn Schnappschüsse. Fünf zeigten Karen, fünf mich und mein Haus. Sie ähnelten denen, deren Urheberschaft ich fälschlicherweise Ilsa Neumann zugeschrieben hatte. Ich erinnerte mich noch genau an ihre Worte:  Wer immer für diese Fotos verantwortlich ist, verehrt Sie nicht, Frau Bunge.  Sie hatte Recht gehabt. Diese Fotos hatten mit Verehrung nicht das Geringste zu tun. Dafür aber mit Verletzung meiner Intimsphäre und mit Einbruch.
    Drei der Fotos zeigten das Innere meines Hauses, mein zerwühltes Bett, meine unaufgeräumte Küche und die Wäscheberge, die sich im Bad türmten. Ich wendete meinen Blick ab, als könne ich damit die Geschichte, die die Fotos erzählten, zum Verstummen bringen.
    »Und ich dachte, Einstein hätte bei mir gewütet und den Bücherstapel umgeworfen«, flüsterte ich. »Woher hast du diese Fotos?«
    »Aus dem Zimmer von Nadine Köster.«
    Ich schluckte gegen eine heftige Übelkeit an.
    »Unser Gespräch hat mir keine Ruhe gelassen«, erklärte Susanne teilnahmsvoll, »ich wollte mir Klarheit verschaffen.« 
    »Und da hast du ihr Zimmer durchsucht? Bist du noch zu retten? Wenn sie dich nun erwischt und angezeigt hätte?« 
    »Ich habe gewartet, bis sie weggefahren ist.«
    Mein Blick wurde von den Fotos magisch angezogen. »Warum ist sie in mein Haus eingedrungen und hat diese Fotos gemacht?«
    Susanne umfasste ihre Unterschenkel. »In die Intimsphäre eines anderen Menschen einzudringen, dazu noch ohne dessen Wissen, bedeutet neben einigem anderen auch Macht. Sie wird sich damals sehr hilflos vorgekommen sein, das versucht sie vielleicht jetzt zu kompensieren.«
    »Ist das auch der Grund, warum du so gerne durch die Zimmer eurer Gäste wanderst und aus dem  Kaffeesatz  liest, wie Christian es nennt?«
    Ihr Lachen klang amüsiert. »Könnte man meinen bei meiner Vergangenheit, aber mich reizt tatsächlich ausschließlich der Kaffeesatz.«
    »Bedeutet der nicht auch Macht?«
    »So gesehen schon, aber ich nutze mein Wissen nicht aus.« Ich sah sie von der Seite an. »Weißt du, wann sie abreist?«
    »Übermorgen.«
    In dieser Nacht war nicht an Schlafen zu denken. Ich wälzte mich hin und her, erzählte im Dunkeln meinen Mäusen von Nadine und meiner gottverdammten Blindheit und haderte mit dem Wissen, das sich nicht mehr leugnen ließ. Melanie als Täterin wäre mir weit lieber gewesen. Sie hätte ich problemlos aus meinen Gedanken

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