Nur ein Kuss von dir
nur noch an Callum und träumte davon, dass er dabei wäre.
Am späten Nachmittag kamen wir schließlich in unserem Hotel an, und Josh und ich hatten noch Gelegenheit, an den Strand zu gehen.
Das Wetter war wunderbar, immer noch warm, doch mit einem leichten, kühlenden Wind. Der Strand war tief und langgezogen, und draußen auf dem Wasser wippten unheimlich viele helle Drachen hin und her, wo die erfahrenen Kitesurfer den beständigen Wind nutzten und über die Wellen sprangen und sich drehten. Wie immer war ich erstaunt, dass sie nicht zusammenstießen, aber dafür waren sie alle zu gut. Ständig glitt einer von ihnen mühelos auf den Strand zu, packte in einer fließenden Bewegung sein Brett und richtete den großen Kite auf Zuschauergruppen, die bewundernd am Strand standen.
Als Werbung für einen gesunden, athletischen Lebensstil war das nicht zu überbieten.
Josh und ich stapften durch den Sand bis zu dem Bereich, wo die Anfänger lernten, ihre etwas kleineren Drachen zu beherrschen. Dabei kamen mir automatisch wieder meine Phantasien in den Sinn: Hand in Hand mit Callum über den Strand zu laufen, zu sehen, wie die Sonne auf seinem goldenen Haar funkelte, seine Finger mit meinen verflochten. Er war umwerfend und fit genug, um sich nahtlos in dieses Bild einzufügen, dachte ich, während ich all die gebräunten Gestalten ansah, die da in der Sonne lagen. Wieder einmal fragte ich mich, wie lange es wohl dauern würde, bis ich meinen Plan in die Tat umsetzen konnte, den Plan, der Callum aus seiner grässlichen Existenz erlösen und uns erlauben würde, einfach zusammen zu sein.
»Irgendwo hier müsste Max sein«, unterbrach Josh meine glücklichen Gedanken. »Er hat gesagt, dass sein Unterricht irgendwann jetzt zu Ende sein müsste. Kannst du ihn irgendwo sehen?«
»Nein«, erwiderte ich und blinzelte in die Sonne, die zwar schon tief stand, aber noch immer sehr hell war.
Eine tiefe Stimme unterbrach uns. »Alex und Josh! Lange nicht mehr gesehen!«
Erstaunt schaute ich den Fremden hinter uns an. Der Neoprenanzug war bis zur Hüfte heruntergerollt, und so war der perfekte Waschbrettbauch nicht zu übersehen. Er ragte über mir auf, das nasse dunkle Haar lässig aus der Stirn gestrichen.
»Max?«, schnaufte ich, während er und Josh sich kurz umarmten.
»Hi, Alex.« Er wandte sich mir zu und ließ ein Wahnsinnslächeln aufblitzen. Ich merkte, wie mir der Mund offen stehen blieb. Der lächerliche Teenager war längst verschwunden. Max hätte für Surfausrüstung modeln können. Er war absolut umwerfend.
2. Kiten
»Mensch, Max, auf der Straße wäre ich glatt an dir vorbeigegangen, so sehr hast du dich seit dem letzten Mal verändert.« Wir saßen träge um einen der niedrigen Tische in unserer Lieblingsstrandbar und hatten ein wachsames Auge auf die verirrten Bälle des Volleyballspiels vor uns.
»Wie lange ist das her, dass wir uns hier das letzte Mal getroffen haben?«, fragte Max seine Schwester Sabrina. »So was kann ich mir nie merken.«
Sabrina stülpte die Lippen vor und verschränkte die Arme. »Ach, ewig. Da waren wir alle noch ganz schön jung.«
»Jedenfalls so jung, dass keiner von uns abends noch alleine weggehen durfte.«
»Egal, wie sehr wir gebettelt haben, daran erinnere ich mich noch!« Josh lachte.
Unsere Familien waren schon lange befreundet, auch wenn Max und Sabrina einige Jahre in Hongkong gelebt hatten. Vor kurzem waren sie aber wieder zurück nach England gezogen und wohnten nun nicht weit von uns entfernt. Ich hatte mich schon darauf gefreut, mich mit Sabrina in den Ferien zu treffen.
Hier wohnten wir im selben Hotel, und zwar einem echt coolen Hotel. Josh und ich mochten es. Man konnte auch am späten Vormittag noch frühstücken, es gab einen tollen Pool, und dann war da der Strand: Kilometer um Kilometer goldgelber Sand und nicht so überlaufen von lärmigen Touristen und Kleinkindern. Zum Drachensurfen, vielmehr Kiten, war es hier ideal, und überall gab es Strandbars.
Tag für Tag fielen die ganzen Kitesurfer in die verschiedenen Bars ein, von denen jede ihre ganz eigene Aufmachung hatte. Bei einer standen große bequeme Knautschsäcke auf Terrassen, von denen man aufs Meer schauen und den Sonnenuntergang beobachten konnte. Eine andere bot eine riesige Auswahl kalter Fruchtsäfte an, die als Drinks serviert wurden, und das Highlight unserer Lieblingsbar war das Strandvolleyballfeld.
Wir hatten uns an einem der besten Tische eingerichtet, die Flip-Flops
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