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still, wenn ich den Stecker zog, um ungestört zu sein.
Die Presse bekam schnell Wind vom Fund des Schatzes, daher durfte ich am eigenen Leib erfahren, wie es sich anfühlt, wenn man von Paparazzi belagert wird.
Unzählige Anrufe, E-Mails, Interviewanfragen und vieles mehr hatte ich in den letzten Monaten zu bewältigen. Reporter lauerten mir vor der Haustür auf, auf dem Weg zur Uni und sogar bei meinem Nebenjob im Klamottenladen – den Job im Pizzaladen war ich tatsächlich los.
Angesichts des enormen Medieninteresses beschloss ich, dass es am sinnvollsten wäre, meine Eltern selbst einzuweihen, damit sie nicht irgendwann die Wahrheit aus der Zeitung erfahren müssten.
George begleitete mich zu diesem Besuch und war mir wie immer eine große Stütze. Meine Mutter hörte überhaupt nicht mehr auf zu weinen und mein Vater war leichenblass und sagte eine geschlagene Stunde lang überhaupt nichts. Einzig und allein die Tatsache, dass ich lebend und wohlauf vor ihnen saß, konnte sie wieder einigermaßen beruhigen.
Für den Schatz interessierten sie sich zunächst überhaupt nicht; auch dass der Armreif, der seit Ewigkeiten in unserer Familie weitervererbt wurde, der Schlüssel zu dem vielleicht bedeutendsten Schatz der Geschichte ist, war ihnen erst mal egal. Ein gewisses Interesse daran entwickelten sie erst viel später, ungefähr zu der Zeit, als ich begann, regelmäßig nach Worms zu fahren.
Am besten ging meine Oma Gerda mit der ganzen Sache um, sie verstand nämlich überhaupt nicht, was der Wirbel sollte. Als ich ihr eröffnete, dass ich Tante Hanne besucht habe, ging sie völlig ruhig damit um.
Einmal hat sie es sogar geschafft, mit Tante Hanne zu telefonieren. Es war zwar ein etwas wirres Gespräch, aber sie wusste die ganze Zeit über, mit wem sie spricht. Am Ende, nachdem sie den Hörer an meine Mutter weitergereicht hatte, seufzte sie und sagte: „Es war so schön, mal was von meiner Schwester zu hören. Schade, dass sie sich so lange nicht gemeldet hat.“
Dass die Kontaktsperre ursprünglich von ihr selbst verhängt worden war, erklärte ihr niemand: Wir waren alle froh über den neu geschlossenen Frieden.
Markus kümmerte sich in Worms darum, dass der Fund des Schatzes gemeldet wurde, und er verbrachte nahezu seine komplette Zeit damit, die Geschäfte seines Vaters zu ordnen.
Als der Prozess begann, hatte Markus seinen Deal mit dem Staatsanwalt bereits in der Tasche und es wurde eine ziemlich kurze Verhandlung unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Wiesenthal wurde als unzurechnungsfähig, aber gefährlich, erklärt – dazu waren etliche psychologische Gutachten erstellt worden – und es wurde beschlossen, dass er in Sicherungsverwahrung genommen werden müsse. Aus den Unterlagen, die Markus aus den geheimsten Verstecken hervorgezaubert hat, ging eindeutig hervor, dass Wiesenthal unzählige Werke von bedeutendem kulturellem Wert entwendet hat, dass er wiederholt Personen, die sich nicht nach seinem Willen richteten, bedrohen und erpressen ließ und vieles mehr; auch die Sache mit den Studenten kam auf den Tisch. Der Amoklauf bildete den traurigen Höhepunkt seiner kriminellen Karriere. Selbst während der Gerichtsverhandlung rastete er mehrmals aus, versuchte, sich aus den Handschellen zu befreien und auf mich loszugehen.
Immer wieder bezeichnete er mich als Diebin, die ihn um sein Recht und seinen Besitz bringen würde. In einem dieser Wutanfälle ging er sogar so weit, zu behaupten, dass er selbst von der burgundischen Königsfamilie abstammen würde und ihm als männlichem Erben alles zustünde. Beweisen konnte er dies nicht, aber mir wurde in diesem Moment klar, was er damit meinte, als er damals im Keller behauptete, ich würde ihm das nehmen, was rechtmäßig sein sei.
Wie Wiesenthal auf diese Vermutung überhaupt gekommen ist, darüber haben Markus und ich lange spekuliert. Markus meinte, als sie die ersten Anhaltspunkte dafür gefunden haben, dass Kriemhild ein heimliches Kind hatte, sei sein Vater wie besessen gewesen von der Vorstellung, es könnte heute noch Menschen geben, in denen das königliche Blut fließt. Markus hatte zuerst nicht daran geglaubt, dass sich diese Spur lange weiterverfolgen ließe, doch mit zunehmendem Erfolg ihrer Suche wurde Wiesenthal immer sicherer, dass er das letzte Glied der Kette sei.
Er sah sich als den Erben der Nibelungen und versteifte sich zunehmend in seinem Denken, man habe ihn als männlichen Nachfahr um seinen Besitz betrogen.
Als ich
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