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Schweigen entsteht. Mit meiner ehrlichen Antwort vorhin im Keller habe ich ihn verletzt und verärgert, das wollte ich nicht. Ich will ihm aber auch keine Versprechungen oder falschen Hoffnungen machen. Alles, was ich brauche, ist die nötige Zeit und den Abstand, um das Geschehene sacken zu lassen und es zu verarbeiten.
Ich nehme seine Hand und drücke sie fest. „Markus, bitte…“ Er legt mir einen Finger auf die Lippen, um mich zum Schweigen zu bringen. Weil ich keine Anstalten mache, weiterzusprechen, nimmt er ihn wieder weg, dafür nähert er sich mir mit seinem Gesicht. Wird er mich gleich küssen? Soll ich das gut finden? Oder nicht?
Ganz sanft drückt Markus seine Lippen auf meine Wange, hält einen Moment inne und geht einen Schritt zurück.
„ Mach’s gut, Hildegard. Ich würde mich sehr freuen, mal von dir zu hören. Unabhängig von unseren geschäftlichen Kontakten, natürlich“, sagt er und schenkt mir sein bezauberndstes Lächeln.
Ich nicke und lächele zurück. Wortlos drehe ich mich um und gehe zu Florian und George, die auf mich warten.
Epilog
„ Geschafft, ich hab‘ alles.“ Erschöpft lasse ich mich auf den Beifahrersitz plumpsen und verstaue meine Reisetasche auf dem Rücksitz. George, der auf dem Fahrersitz platzgenommen hat und sich gerade anschnallt, lächelt mich aufmunternd an.
„ Ich wusste, dass du das hinkriegst. Jetzt entspann dich.“
Er startet den Motor meines neuen Autos, ein krachneuer 1er BMW, und lässt den Wagen gemächlich aus der Parklücke gleiten. Ich bin heilfroh, dass er fährt. Obwohl ich das Auto schon seit einigen Wochen habe, traue ich mich noch immer nicht, damit zu fahren. Nur ganz selten habe ich bisher selbst am Steuer gesessen, meistens fahren Florian oder George.
George blickt in den Rückspiegel und grinst zufrieden. „Gut, Florian und Simone sind direkt hinter uns. Es kann losgehen.“
Ich atme tief durch, genieße den Neuwagen-Geruch, und kuschele mich in den Ledersitz. Während die mir bekannten Straßenzüge zum vorerst letzten Mal an mir vorbeirauschen und langsam etwas wie Abschiedsschmerz in mir erwacht, lasse ich die letzten Monate Revue passieren.
Es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen, dass wir zu einer an und für sich unspektakulären Studienreise nach Worms aufgebrochen sind. Beim Gedanken an die turbulente Woche muss ich unwillkürlich grinsen. Emotionen, Geheimnisse, Ohnmachtsanfälle, Träume, neue Bekanntschaften. Damals erschien mir diese Woche unglaublich schnell, hektisch, ereignisreich. Doch das war nichts im Vergleich zu dem, was darauf folgte.
Nachdem wir mit Müh‘ und Not rechtzeitig kamen, um unseren Bus nach Hause zu erreichen, ging der eigentliche Stress erst richtig los. Während der gesamten Busfahrt diskutierten Florian, George und ich heftig darüber, wie wir mit dem Fund umgehen sollten.
Der vernünftige George wollte natürlich, dass alles ordnungsgemäß gemeldet wird, auch wenn dies bedeuten sollte, dass ich sämtliche Anrechte auf den Schatz verlieren würde.
Florian, der hitzige Kindskopf, war der Meinung, ich sollte besser die wertvollsten Teile wegschaffen, und dann erst melden, dass der Schatz aufgetaucht ist – auf diese Weise stünde ich am Ende nicht mit leeren Händen da.
Mich beschäftigte vor allem, wie die Sache zwischen Markus und mir weitergehen sollte. Dass wir uns zueinander hingezogen fühlten, ließ sich kaum bestreiten, aber die große Frage war doch, ob man eine Beziehung – zudem eine Fernbeziehung – auf einem Vertrauensbruch aufbauen könnte.
Die Busfahrt verging wie im Fluge und als wir unser Ziel erreicht hatten, war ich auch nicht schlauer als vorher.
Unterwegs hatte ich Emily eine SMS mit meiner voraussichtlichen Ankunftszeit geschickt, und die beste Freundin und Mitbewohnerin, die man sich vorstellen kann, wartete schon in unserer Wohnung auf mich – Oreos und Baileys waren bereitgestellt, das eingeschlagene Fenster schon repariert.
Wir unterhielten uns die ganze Nacht, ich erzählte ihr in allen Details, was sich in Worms zugetragen hatte, und sie durchlebte alles noch einmal mit mir. Sie litt mit mir, lachte mit mir, weinte mit mir, zweifelte mit mir.
Es tat unbeschreiblich gut, sich alles von der Seele zu reden, das Erlebte mit jemandem zu teilen. Am Ende meines Berichtes schliefen wir todmüde auf der Couch ein und wurden am nächsten Morgen vom Klingeln des Telefons geweckt.
Seit diesem Moment stand das Telefon nur noch
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