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zwischen ihnen gefunkt hat.
Florian war von da an ganz vernarrt in sie, und für mich war er endlich genau der Freund, den ich brauchte. Simone und ich verstanden uns von Anfang an super und wir unternahmen oft etwas zu zweit, wenn Florian keine Zeit hatte.
Als Emily aus unserer Wohnung auszog, um mit ihrem Ehemann – ja, Nils und sie haben klammheimlich und ohne Publikum geheiratet – zusammenzuziehen, zog Simone bei mir ein.
Es war schon eine Umstellung, sie in ihrem seriösen Bankangestellten-Outfit zu sehen. Sie, die ich nur in bodenlangen, samtigen Gewändern mit viel Spitze und Schnürungen kannte!
Und jetzt, wo ich ausziehe, wird Florian einziehen. Emilys und meine Wohnung wird nun Florians und Simones kleines Liebesnest.
Wir kehren mit dampfend heißen Kaffeebechern zurück zu den Autos, wo George und Florian noch immer ins Gespräch vertieft sind. Wir wollen sofort weiterfahren, da die Zeit bis zur Eröffnung knapp wird.
Im Nibelungenmuseum wird heute Abend mit großem Trara und Tamtam der Schatz in seiner vollen, über mehrere Monate aufpolierten Pracht der Öffentlichkeit präsentiert.
Meine Eltern müssten schon dort sein, sie sind heute Morgen früh gestartet und wollen Hanne und Rüdiger zu Hause abholen, bevor sie ins Museum fahren. Auch der Umzugswagen müsste schon an meiner neuen Wohnung in Worms angekommen sein und die starken Männer bugsieren vermutlich bereits erste Möbelstücke und Kisten nach oben.
Jetzt wird es ernst. Ich werde der Stargast der Eröffnungsfeier sein, gleichzeitig ist heute mein erster Arbeitstag, denn ich werde in Zukunft Führungen durch das Museum leiten, die Geschichte meines Armreifs erzählen und den Schatz präsentieren.
Auch die Ergebnisse der Recherchen von Tante Hanne und Wiesenthal werden dort ausgestellt sein, so dass die ganze Welt auf meine Wurzeln blicken kann.
Mein altes Leben lasse ich hinter mir, mein neues eröffnet sich mit jedem Meter, den ich mich meiner neuen Heimat nähere, ein Stückchen mehr. Die Vergangenheit meiner Familie lässt sich fünfzehnhundert Jahre zurückverfolgen, doch meine Zukunft erscheint mir unklar wie eh und je. Im Unterschied zu früher habe ich jedoch beschlossen, keine super ausgetüftelten Pläne mehr zu schmieden. Ich will nun einfach auf mich zukommen lassen, was die Zukunft für mich bereithält.
Was aus Markus und mir werden wird, sollen die nächsten Monate zeigen, die letzten haben jedenfalls nichts ergeben. Immer wenn wir uns gesehen haben, waren wir im Stress – Gerichtsverhandlung, Gutachten, Anwälte, Firmenübergabe, Verträge – absolute Stimmungskiller.
Eines Abends, es war kurz bevor Emily mich mit der Nachricht von ihrer heimlichen Hochzeit überraschte, hörten wir ein komisches Geräusch an unserer Wohnungstür. Als wir sie öffneten, stand dort der nackte Mann, Walter. Er war total betrunken und ritzte mit seinem Taschenmesser am Türrahmen herum. Wir knallten sofort die Tür wieder zu und riefen die Polizei.
Es stellte sich heraus, dass Walter hinter dem Vandalismus an unserer Wohnung gesteckt hatte, in dieser Beziehung hat Markus mich also nicht hintergangen und ich weiß heute, dass er wirklich offen alles zugegeben hat.
Emily war es dermaßen peinlich, sich auf Walter eingelassen zu haben, dass sie sogar drauf und dran war, ihren Job zu kündigen. Letztendlich entschied sie sich aber, in der Firma zu bleiben und es mit Würde zu ertragen.
„ Immerhin“, erklärte sie mir, „habe ich durch diese dumme Affäre gemerkt, was mir wirklich wichtig ist. Ich habe Monat für Monat eine gigantische Traumhochzeit geplant, die ich mir niemals leisten kann, habe Woche für Woche Immobilienanzeigen überteuerter Häuser studiert, und dabei völlig den Blick für das Wesentliche verloren. Nils und ich, das ist es, was zählt. Nicht die Hochzeit, nicht das Haus, nur wir beide.“
Man muss eben die richtigen Prioritäten setzen im Leben, darauf kommt es an, nicht auf einen ausgefeilten Plan, das weiß ich mittlerweile.
Nur wir beide. Ich lächele beim Gedanken an Emily und streiche über meinen Armreif. Der Original-Armreif wird Bestandteil der Ausstellung im Museum sein, es ist mir nach all dem öffentlichen Interesse zu gefährlich geworden, ihn noch zu tragen. An meinem Handgelenk sitzt nun eine täuschend echte Kopie – Prototyp meiner Schmuckkollektion.
Ob es jemals für Markus und mich ein ‚Nur-wir-beide‘ geben wird, das wird sich zeigen, wenn wir uns ohne Stress neu kennen
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