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gefährlich ist. Schlecht für mich.
Ich überlege fieberhaft, was ich ihm antworten soll. Wenn ich nichts sage, bringt er es fertig und schießt mich über den Haufen. Aber Hanne und Rüdiger – und Heinz-Heinrich! – in Gefahr bringen, das will ich erst recht nicht.
„ Ich – äh – weiß es nicht?“ Etwas Besseres fällt mir im Moment nicht ein.
„ Was soll das heißen, du weißt es nicht?“ Er fuchtelt mit seiner Pistole herum. Wie leicht kommt man hierzulande eigentlich an Waffen? Kann jeder bekloppte Spinner sich ein ganzes Arsenal zu Hause einrichten?
„ Naja, das heißt wohl, dass ich im Moment nicht weiß, wo mein Armreif ist“, sage ich mit dem Mut der Verzweiflung und bereue es sofort wieder. Wenn er den Eindruck bekommt, dass ich mich über ihn lustig machen will, rastet er wieder aus. Und eigentlich ist mir auch gar nicht nach Scherzen zumute.
„ Du trägst ihn sonst immer bei dir! Warum solltest du also jetzt nicht wissen, wo er ist?“, fragt er drohend und fuchtelt weiter.
Die rettende Idee. „Er wurde mir gestohlen. Deshalb weiß ich nicht, wo er ist. Der Dieb hat mir schließlich nicht gesagt, wo er seine Beute hinbringen wird.“ Ha! Was für ein genialer Einfall!
Psycho-Dad verharrt bewegungslos, die Waffe schräg in der Hand, auf die Decke gerichtet, und scheint nachzudenken. Soll ich versuchen, ihn zu überwältigen? Ihn zur Seite schubsen und schnell aus dem Raum rennen? Vielleicht schaffe ich es sogar, die Tür von außen zu verriegeln. Aber was ist mit Markus, wird er mich aufhalten? Vermutlich.
„ Und das soll ich dir glauben? Wann und wo wurde dir das gute Stück denn gestohlen? Und wie sah der Typ aus?“ Er macht wieder einen Schritt auf mich zu und richtet den Lauf der Pistole auf meinen Kopf. Mist, zu lange gezögert.
„ Ähm, also, ich bin heute Morgen ins Hotel-Spa gegangen, und ähm, da in der Umkleidekabine war ein Zettel, auf dem steht, dass man keine Wertsachen mit in den Wellnessbereich nehmen soll, und dann hab‘ ich den Armreif zu meinen Klamotten ins Fach gelegt. Sie wissen schon, am Eingang.“
„ Ja, ja“, unterbricht er mich ungeduldig, „ich weiß wo. Aber da sind doch Schließfächer! Das Hotel gehört mir und wenn heute Morgen ein Schließfach aufgebrochen worden wäre, dann wäre ich bereits darüber informiert worden!“ Drohend kommt er ein Stück näher.
„ Ja, das wollte ich doch gerade erklären“, fahre ich schnell fort. Jetzt bloß keinen Zweifel an der Geschichte aufkommen lassen! „Also, neben den Schließfächern sind noch andere Fächer, die man nicht abschließen kann. Offene Ablagen. Da hab‘ ich meine Sachen reingelegt.“
Misstrauisch sieht er mich an. „Warum nicht ins Schließfach?“ Ja, das ist zugegebenermaßen eine wirklich gute Frage. Jeder normale Mensch würde seine Sachen wegschließen, wenn er die Möglichkeit hat, dies kostenlos zu tun.
„ Weil ich Schließfächern nicht traue.“
„ Wie darf ich das verstehen?“ Puh, wie komme ich denn aus der Nummer wieder raus?
„ Also, bei uns zu Hause im Schwimmbad, da werden dauernd die Schließfächer aufgebrochen. Deshalb ist es dort sicherer, wenn man seine Sachen einfach nicht wegschließt. Die Diebe meinen, man würde wertvolle Dinge wegsperren. Deshalb brechen sie zwar die Schließfächer auf, gehen aber nur selten an Sachen, die offen herumliegen. Weil keiner glaubt, dass man etwas Wertvolles für jeden zugänglich liegen lässt. Deshalb habe ich meine Sachen hier auch nicht weggesperrt, sondern in die offene Ablage gelegt, das steckt einfach in mir drin“, erkläre ich, unfassbar erleichtert, dass mir etwas eingefallen ist, und versuche dabei, möglichst unschuldig-naiv auszusehen, damit er mir die Geschichte abkauft. Es funktioniert.
„ Ja, schon gut, verschone mich mit deiner langweiligen Lebensgeschichte. Und was ist dann passiert?“ Wieder ein Herumgefuchtel mit der Pistole vor meiner Nasenspitze.
„ Na, dann bin ich in die Sauna gegangen.“ So einfach ist das.
„ Und wie lange bist du dort geblieben?“, will er genervt wissen.
Ich könnte ihm jetzt erzählen, dass ich ewig im Wellness-Bereich war. Aber es ist sein Hotel. Wenn er die Mitarbeiter fragt – oder schon gefragt hat – kommt sowieso raus, dass ich wegen meiner Wunde am Arm achtkantig rausgeflogen bin. Also versuche ich lieber, so nah wie möglich an der Wahrheit zu bleiben.
„ Nicht lange. Ich habe eine Verletzung am Arm“, sage ich und hebe den verbundenen Arm leicht an,
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