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„weswegen ich leider aufgefordert wurde, den Spa-Bereich zu verlassen. Aus hygienischen Gründen“, füge ich mit wichtiger Miene hinzu.
„ Jetzt mach’s nicht so spannend, was ist mit dem Armreif?“, fährt Psycho-Wiesenthal mich an.
„ Na, der war dann weg. Als ich zu meinen Sachen kam, war alles noch da, nur der Armreif war halt weg.“
Wiesenthal scheint mir zu glauben, aber jetzt kommt auch erst der schwierigste Teil der Geschichte. Bis jetzt war alles, was ich gesagt habe, durchaus vorstellbar, aber wie soll es weiter gehen?
„ Markus?“ Psycho-Dad dreht sich leicht nach hinten, ohne mich dabei aus den Augen zu lassen. Markus, der sich in der Zwischenzeit lässig an die Wand neben der Tür gelehnt hat, fährt hoch und steht sofort stramm. „Ja?“
„ Du hast sie doch gesehen, als sie in den Wellness-Bereich gegangen ist.“ Markus nickt.
„ Hatte sie da noch den Armreif?“
„ Ja, ich denke schon.“
Mit zwei Schritten ist Psycho-Dad bei seinem Sohn und haut ihm eine runter, die sich gewaschen hat. Ohne Vorwarnung. Mir entfährt ein spitzer Schrei und ich halte erschrocken die Hände vor den Mund.
„ Was habe ich dir gesagt? Du sollst dein dummes Maul halten, wenn ich dich nicht ausdrücklich zum Reden auffordere!“, brüllt Psycho-Dad mich an. Dann wendet er sich wieder Markus zu.
„ Ich DENKE schon? Du DENKST? Wie oft habe ich dir schon gesagt, du sollst nicht DENKEN! Du sollst machen, was ich dir sage! Und hättest du nicht GEDACHT, sie würde stundenlang im Spa bleiben, dann wüssten wir jetzt auch, ob sie MIT oder OHNE Armreif herauskam und wo sie den ganzen Tag war!“
Markus blickt betreten zu Boden. Ich fasse es nicht, dass er sich so behandeln lässt! „Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie den Armreif noch hatte, als sie ins Spa gegangen ist“, sagt er leise und ohne aufzublicken.
„ Na schön. Und was hast du dann gemacht?“
„ Dann bin ich…“, beginnt Markus leise.
„ NICHT DU!“, brüllt Wiesenthal. „DAS MISTSTÜCK MEINE ICH!“ Er wendet sich wieder mir zu. Da ist sie, die gefürchtete Frage. Was habe ich dann gemacht? Die normale Reaktion wäre, den Diebstahl anzuzeigen, im Hotel, bei der Polizei. Leider ist das wiederum nachprüfbar, und wenn ich jetzt behaupte, das getan zu haben, dann werde ich auffliegen. Und wer weiß, was dann passiert.
Andererseits – wenn ich nun sage, ich hätte nichts unternommen, ist das mehr als unglaubwürdig. Wo er doch weiß, dass ich weiß, wie wertvoll der Armreif ist…
„ Was du dann gemacht hast, will ich wissen!“, wiederholt er und hält mir seine Waffe unters Kinn.
„ Ich – äh – habe bei der Polizei angerufen. Aber die haben mir nicht geglaubt. Ich habe denen gesagt, wie wertvoll der Armreif ist, da haben sie sich nur kaputt gelacht.“ Ich versuche, seinem prüfenden Blick standzuhalten. Er darf einfach nicht merken, wie unsicher ich bin. Ist ja jetzt auch nicht sooooo unrealistisch.
„ Die haben das für einen Witz gehalten, sie haben mir einfach nicht geglaubt, dass man so blöd sein kann und einen X-tausend-Euro-Armreif einfach so herumliegen lässt.“
„ Das ist ja auch das Dümmste, was ich je gehört habe!“ Er sieht mich fassungslos an, aber anscheinend glaubt er mir. Zumindest hält er es nicht für unmöglich, er muss mich echt für total beschränkt halten. Gut für mich.
„ Und dann? Nach dem Anruf? Was hast du den ganzen Tag gemacht?“ Der will es aber ganz genau wissen.
„ Zuerst war ich in meinem Zimmer, habe mich geärgert, war duschen, hab‘ ferngesehen und so. Und dann bin ich rausgegangen, war was essen, und dann habe ich mich im Park auf die Wiese gelegt und habe die ‚Vogue‘ gelesen. Da gab’s ganz tolle Styling-Tipps für den Sommer, und Shopping-Gutscheine, die man in den Läden und auch online einlösen kann.“ Je mehr uninteressante Details, umso glaubwürdiger die Lüge. Glaube ich. Jedenfalls blicke ich ihm dabei fest in die Augen, da ich mal gelesen habe, dass Lügner meistens nach oben schauen und sich dadurch verraten.
„ Ich hab‘ gesagt, du sollst mich nicht mit deiner jämmerlichen Lebensgeschichte langweilen! Was hast du den Rest des Tages gemacht?“ Wieder piekst er mir mit der Pistole unters Kinn.
„ Naja, also eigentlich hab‘ ich den ganzen Tag in der Stadt vertrödelt, war essen, bummeln, na so Frauensachen halt.“ Ich sehe ihm immer noch fest in die Augen, fast hypnotisierend. Glaube mir. Glaube mir. Du MUSST mir glauben.
„ Und du willst
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