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Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Titel: Nur eine Ohrfeige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christos Tsiolkas
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Stolz des alten Mannes. Mit aller Kraft kniff er die Augen zusammen, als könnte er so beide Bilder auslöschen und dadurch ungeschehen machen.
    Es funktionierte nicht. Er fing hemmungslos an zu schluchzen. Er weinte genauso, wie Hugo geweint hatte, wie ein Baby.
     
    »Trink einen Schluck Bier.« Richie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und gehorchte Garys Aufforderung. Er traute sich nicht hochzusehen. Der Alkohol schmeckte bitter. Er stellte die Dose wieder ab.
    »Wir wissen, dass du Hugo nie absichtlich wehtun würdest.« Richie hob den Kopf, froh über Garys liebevollen Tonfall. »Erzähl uns einfach, was passiert ist.«
    Ich habe mich für euren Sohn geschämt, weil er einen alten Mann angespuckt hat, das ist passiert. Wie konnte es so weit kommen? Ich habe Hugo wehgetan, ich habe einem Kind wehgetan, wie zum Teufel konnte das passieren? Ich bin kein schlechter Mensch. Er wollte die Augen schließen, die Erinnerung an das gehässige, arrogante Grinsen ausblenden.
    »Ich hab Hector im Schwimmbad getroffen.« Die Worte purzelten aus ihm heraus wie ein Akt der Befreiung. Ihm wurde bewusst, dass er gefährliches Terrain betrat, dass das, was er da tat, Konsequenzen haben würde. Er zitterte fast. Gary, Hugo und Rosie rückten immer mehr in die Ferne. Er beschloss, die Luft anzuhalten und bis fünfzehn zu zählen. Danach würde er eine Entscheidung treffen. Er fing an zu zählen. Rosie und Gary sahen ihn verwirrt an. Hugo achtete nicht auf ihn, er saß bei seiner Mutter auf dem Schoß und kritzelte etwas auf eine alte Telefonrechnung.
    Gary sah zu seiner Frau und dann zurück zu Richie. »Was zum Teufel hat er damit zu tun?«
    Acht. Neun. Zehn.
    »Hat Hector irgendetwas zu Hugo gesagt?« Gary klang panisch. »Hat er ihm etwas angetan?«
    Dreizehn, vierzehn.
    Nein. Ihm nicht. Mir.
    Fünfzehn. Die Worte sprudelten jetzt nur so aus ihm heraus.»Es geht um Connie. Darum, was das dreckige Schwein Connie angetan hat.«
    Na also. Er hatte es ausgesprochen.
    »Was hat Hector mit Connie gemacht?« Rosie war vom Tisch aufgesprungen und stand nun vor ihm. »Was hat er mit Connie gemacht?« Sie schüttelte ihn.
    »Bestimmte Sachen eben. Und sie musste es bei ihm machen.«
    Er war wie versteinert. Die beiden tauschten Blicke aus. Einen Moment lang schien Gary freudig erregt, wie ein Fußballer, der gerade ein Tor geschossen hatte. Gleich darauf verfinsterte sich seine Miene.
    »Dieser verdammte Kanake.« Gary grinste seine Frau höhnisch an. »Deine Freunde, deine reichen, versnobten Freunde. Der Kerl ist ein Kinderficker.« Er sprang von seinem Stuhl auf und stürmte durch den Flur.
    Ein hartes Wort. Richie hielt den Atem an. Es war so ziemlich das schlimmste Wort, das er sich vorstellen konnte. Rosie hatte sich wieder gesetzt und fing an zu weinen.
    Hugo kletterte zurück auf ihren Schoß. »Mami, Mami, was ist denn?«
    »Nichts, Schatz, alles in Ordnung.«
    Hugo sah Richie an. Er war ganz ruhig. »Ich verzeih dir, Richie«, verkündete er feierlich, als hätte er die Worte auswendig gelernt. »Es hat gar nicht so doll wehgetan.«
    Gary stand in der Tür. »Komm, wir gehen.«
    Rosie rührte sich nicht. »Rosie, wir stellen das Schwein jetzt zur Rede.«
    Richie konnte sie nicht ansehen, sie schien total perplex.
    Gary nahm ihr Hugo weg. »Los. Du erzählst Aish jetzt alles. Du wirst dieser eingebildeten Zicke erzählen, mit wem sie verheiratet ist.« Er wandte sich an Richie. »Und du kommst mit! Und dann wiederholst du, was du uns eben gesagt hast.«
    Nein. Er konnte Hector unmöglich gegenübertreten. Auf gar keinen Fall.
    »Sie ist bei der Arbeit«, stieß er hervor. Soweit er wusste, war sie heute tatsächlich in der Praxis. Aisha konnte er unter die Augen treten. Aber nicht Hector.
    »Dann eben so«, knurrte Gary. »Fahren wir in die Praxis.« Er lächelte. »Wollen wir doch mal sehen, was sie dazu sagt.« Er legte Rosie eine Hand auf die Schulter. Sie schüttelte ihn ab. »Na komm«, sagte er, schon freundlicher. »Du musst es ihr sagen.«
    Rosie stand auf. »Okay«, erwiderte sie streng. »Du hast recht. Ich sollte es ihr sagen.«
     
    Alles erschien Richie wie in Zeitlupe und gleichzeitig wie ein einziger Augenblick. Alles wirkte so vorherbestimmt, als wären ihre Bewegungen einstudiert und durch nichts mehr aufzuhalten. Wie sie in den Wagen stiegen, Hugo in den Kindersitz setzten, sich anschnallten, durch die High Street fuhren, parkten, in die Praxis gingen. Das Wartezimmer war voll, es roch nach Hunden und

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