Nur eine Ohrfeige (German Edition)
nach Raumspray. Seine Mutter stand am Empfang, sie sah überrascht hoch und eilte ihm entgegen.
»Was macht ihr alle hier?«, fragte sie ängstlich. »Ist etwas passiert?«
»Wo ist Aish?«
Sie ignorierte Gary. »Schatz, was ist los?«
»Wo zum Teufel ist Aish?«
Ein Patient blickte hoch. Ein Hund bellte.
Tracey drehte sich ruckartig zu Gary um. »Das hier ist ein Wartezimmer. Benimm dich gefälligst!«
»Wir wollen zu Aish. Und zwar sofort.«
»Sie hat zu tun. Sie ist in einer Behandlung.«
»Schön.« Gary drängte an Tracey vorbei ins Büro. »Dann warten wir.«
»Du kannst da nicht rein.«
Gary lachte selbstgefällig. »Glaub mir, Trace, ich kann ihr auch gern im Wartezimmer sagen, was ich zu sagen habe, aber ich bezweifle, dass Aish das will.«
Seine Mutter und Gary standen sich gegenüber wie Krieger in einem Computerspiel.
Sie nickte ganz langsam. »Ich sag ihr, dass ihr hier seid.« Ihre Stimme zitterte. Aish würde außer sich sein. Gary ging ins Büro, gefolgt von Rosie mit Hugo an der Hand. Richie wollte hinterher, aber seine Mutter hielt ihn auf.
»Was soll das Ganze?«, zischte sie.
Er zuckte hilflos mit den Schultern.
Zum Glück klingelte das Telefon. Seine Mutter zögerte kurz, ging dann aber dran. Richie flüchtete ins Büro.
Hugo spielte mit einem weißen Pferd, das an einer Seite offen war, sodass man die Muskeln und Organe sehen konnte. Rosie saß auf einem Stuhl neben dem Computer. Gary blieb mit verschränkten Armen stehen. Er sah aus, als könnte er es kaum erwarten. Das Zimmer war klein und unaufgeräumt. Richie setzte sich auf den Fußboden. Als das Telefon erneut klingelte, fuhren alle zusammen. Er hörte, wie seine Mutter den Anruf entgegennahm. Im Flur wurde eine Tür geöffnet, ein Hund jaulte.
Aisha erschien in der Tür. Sie sah umwerfend aus. Er wusste, dass sie älter war als seine Mutter, aber das sah man ihr nicht an. Ihre Haut war vollkommen glatt, im Gegensatz zu Tracey hatte sie nicht eine Falte. Sie trug einen weißen Arztkittel. Seine Mutter stellte sich neben sie.
»Aish, es tut mir leid, sie haben … «
Aisha schnitt ihr das Wort ab. »Trace, bitte stell den Anrufbeantworter an.« Seine Mutter nickte. »Und bitte die Leute im Wartezimmer um Entschuldigung. Sag ihnen, es sei ein Notfall, und dass ich mich so schnell wie möglich wieder um sie kümmere.« Sie schloss die Tür hinter sich und blieb stehen. Gary starrte sie an, aber Aisha ignorierte ihn. Sie nickte Richie zu, der sofort knallrot anlief und matt lächelte.
Sie küsste Hugo auf die Wange und strich ihm übers Haar. »Wie geht’s, Huges?«
»Gut«, antwortete er und sah schnell zu seinem Vater.
Aisha beachtete ihn noch immer nicht und wandte sich stattdessen Rosie zu. »Worum geht es?«
»Um das Schwein, mit dem du verheiratet bist.« Es klang brutal, aber jetzt, da Aisha vor ihnen stand, ganz ruhig und gelassen, wirkte Gary lange nicht mehr so selbstsicher und bedrohlich.
Er hasst sie, dachte Richie, er hasst sie wirklich.
»Gary.« Aisha lachte, jetzt erst nahm sie ihn zur Kenntnis. »Sei nicht albern.«
»Na klar.« Gary zitterte. »Hector ist der perfekte Ehemann.«
Aisha streckte die Hand aus und unterbrach ihn. »Ich arbeite hier, das ist meine Praxis. Bitte sei nicht so laut.«
»Wusstest du, dass dein Mann es mit Connie treibt?«
Hässliche Worte, die da aus seinem Mund kamen. Richie hätte sich am liebsten übergeben. Seine Mutter war gerade wieder hereingekommen und stand mit offenem Mund da.
Aisha wurde blass, im ersten Moment schien sie die Fassung zu verlieren, sie griff nach einer Stuhllehne, um sich abzustützen. Dann straffte sie die Schultern und sah Rosie in die Augen. »Ich glaube ihm kein Wort.«
Gary nickte Richie zu. »Sag es ihr.«
Aisha fuhr herum. Richie senkte den Blick. Er hätte im Erdboden versinken können.
»Was hast du mir zu sagen, Richard?«
Warum musste sie ihn auch noch bei seinem richtigen Namen nennen? Er starrte wieder auf den grünen Teppich. Er konnte weder Aisha noch seiner verwirrten Mutter in die Augen sehen.
»Sag es ihr!« Gary blieb hartnäckig.
Sei ruhig. Halt den Mund.
Er hörte Schritte durch den Flur kommen, Hundegebell, dann drehte jemand am Türknauf. Seine Mutter rief wie versteinert: »Nicht reinkommen!« Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, ging die Tür auf und Connie erschien mit ihrer Arbeitskleidung in der Hand. Erst verwundert, dann beunruhigt, sah sie von einem zum anderen. Ihr Blick blieb auf Richie hängen, der
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