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Nur einen Kuss, Kate!

Nur einen Kuss, Kate!

Titel: Nur einen Kuss, Kate! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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hätte jedem erklären können, dass er nur trösten und helfen wollte.
    Kates Wange war an seine Brust gedrückt, ihr Kopf ruhte zwischen Kinn und Kehle. Sie spürte die Wärme seines Atems, die Rauheit seiner unrasierten Wange, die sich in ihrem seidigen Haar fing, als er sein Gesicht sanft daran rieb. Sie hörte seinen Herzschlag. Sein starker Körper umfing sie schützend und sicher.
    Allmählich wurde ihr klar, wer sie festhielt und warum. Sie versuchte sich aus der Umarmung zu lösen. Er gab sie nicht sofort frei, sodass sie sich mit aller Kraft gegen ihn stemmen musste und endlich zerrauft, schwer atmend und rot vor Verlegenheit von ihm freikam.
    “Ich nehme an, das war auch einer von Ihren Tricks!” Sie versuchte ihr Haar in Ordnung zu bringen und ihr Kleid glatt zu streichen.
    Ihre Worte weckten auf der Stelle ein Schuldgefühl in Jack, und eine unverhältnismäßige Wut erfasste ihn.
    “Nein, das war es nicht! Es ist nicht meine Gewohnheit, mich mit Küchenmädchen abzugeben. Ich wollte dich nur trösten.”
    Sie funkelte ihn zornig an, ohne zu wissen, was sie mehr empörte, sein Verhalten von vorhin oder seine Geringschätzigkeit.
    “Auf Ihre Art von Trost kann ich verzichten, außerdem hätte ich Trost nicht nötig gehabt, wenn Sie mir nicht den gemeinen Streich gespielt hätten.”
    “Woher hätte ich wissen sollen, dass du so großes Getue um eine Spinne machst?”
    Kates Wut verrauchte sofort, und sie blickte weg. Sie hatte sich ihrer Spinnenfurcht wegen immer geschämt, und sie hatte tapfer, wenn auch vergeblich dagegen angekämpft. Auch wenn ihr Verstand ihr sagte, dass diese grässlichen Tiere klein und meist harmlos waren, geriet sie in Panik, wenn sie mit ihnen in Berührung kam.
    “Sie haben recht”, sagte sie steif. “Es tut mir leid, dass ich so töricht reagierte. Es wird nicht wieder vorkommen.” Sie drehte sich um und wollte nach dem Tablett greifen.
    “Nicht so hastig, Mädchen.” Er umfasste ihr Handgelenk und drehte sie zu sich um. “Wer bist du eigentlich?”, fragte er und sah sie durchdringend an.
    “Ich sagte schon, wie ich heiße. Kate Farleigh, falls Sie es vergessen haben.” Sie versuchte, ihm ihren Arm zu entwinden. “Würden Sie mich wohl loslassen?”
    “Ich bin mit dir noch nicht fertig.”
    Kate schürzte verärgert die Lippen. “Sie glauben wohl, Ihre Position gibt Ihnen das Recht, andere Menschen zu schikanieren?”
    “Was?” Er runzelte die Stirn.
    “Sie sind offenbar der Meinung, mit weniger vom Glück Begünstigten nach Belieben umspringen zu können. Nun, es steht Ihnen nicht zu. Wer immer ich bin, ich habe das Recht, mich um meine Belange selbst zu kümmern, ohne Einmischung Ihrerseits oder seitens eines Mitglieds Ihrer Familie!” Kate blickte bezeichnend auf ihr Handgelenk, das er noch immer umfasst hielt.
    Er sah die kurzen, stumpfen und matten Nägel, die so anders waren als die glatten, glänzenden Ovale der Damen, die er kannte. Er drehte ihre Hand um und strich mit seinem Daumen sanft über ihre aufgeraute Haut. Kein Zweifel, das Mädchen war Arbeit gewöhnt.
    “Verflixtes kleines Küchenmädchen!”, murmelte er kopfschüttelnd. “Wie kommt es, dass meine Großmutter dich mitbrachte?”
    Kate sah erstaunt zu ihm auf. Noch immer sah er sie mit gerunzelter Stirn an. Sie unterdrückte ein Lächeln. Eigentlich konnte man es ihm nicht verübeln, da sie gekleidet war wie ein Küchenmädchen und er sie in der Küche arbeiten gesehen hatte. Nun, wenn der Herr des Hauses darauf bestand, sie ein Küchenmädchen zu nennen, wollte sie sich fügen – und es ihm heimzahlen! Schließlich galt es, sich für die angebliche Spinne zu rächen.
    “Sir.” Sie versuchte, ihm ihre Hand zu entziehen.
    Noch immer streichelte er sie gedankenverloren mit dem Daumen.
    “Sir, ich will an meine Arbeit. In der Küche muss der Boden geschrubbt werden.” Wieder versuchte sie sich loszumachen. Die sanfte Bewegung seines Daumens fing an, sie zu beunruhigen.
    “Wo hast du sprechen gelernt wie eine Dame?”
    Ach, verdammt! Würde er sie nie loslassen? Nun aber setzte sich Kates Sinn für Humor durch. “Wie eine Dame?” Sie sah ihn in gespieltem Erstaunen an. “Nie hätt' ich gedacht, dass ich wie 'ne richtige Dame klinge”, sagte sie und dehnte die Vokale wie ein Landmädchen. “Ich führte einem alten Gentleman das Haus, und er wollte, dass ich anständig sprechen lerne. Er war ein richtiger Gelehrter, ein Reverend, der es hasste, wenn die englische Sprache

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