Nur einen Kuss, Kate!
ihn zur Feier des Tages mit einem besonderen Frühstück zu überraschen.
Kate war draußen, um Eier zu holen, als sie hinter sich auf dem Pflaster Hufgetrappel hörte. Sie drehte sich um und hätte beinahe den Eierkorb fallen lassen, als das Pferd dicht vor ihr stehen blieb. Jack lächelte gut gelaunt, glitt aus dem Sattel und umfing sie voll freudiger Erregung.
“Kate, ich kann wieder reiten, und das verdanke ich Ihnen.” Ohne Vorwarnung hob er sie hoch, wirbelte sie im Kreis und blickte lachend in ihr Gesicht.
“Nun, Kate? Schließen wir Frieden? Heute bin ich zu glücklich, um weiter zu streiten.”
Ihr Herz war so voll, dass sie kein Wort herausbrachte und gegen ihre Tränen ankämpfen musste.
“Du weinst?” Sein Lächeln erlosch. Langsam ließ er sie zu Boden gleiten, ohne sie loszulassen.
“Ach”, murmelte sie und tastete nach ihrem Taschentuch. “Ich weine oft, wenn ich glücklich bin. Einfach lächerlich.”
“Ja”, sagte er leise, “aber das ist ganz Kate.”
Sie schaute zu ihm auf, von der angenehmen Wärme seines Tons überrascht.
“Bei allem tanzt sie aus der Reihe”, fuhr er fort. “Hier, gestatten Sie.” Er griff nach ihrem Taschentuch und trocknete ihr die Wangen.
Kate ließ es reglos über sich ergehen, überwältigt von der Nähe seines kraftvollen Körpers, seines warmen Atems in ihrem Gesicht, seiner tiefen Stimme. Ihr Gewissen drängte sie, auf Distanz zu gehen, doch brachte sie es nicht über sich. Sie standen reglos und schweigend da.
“Danke, Kate”, sagte er schließlich und näherte sich ihr mit seinem Mund, und seine Zärtlichkeit machte ihren Entschluss, sich von ihm zu lösen, zunichte. Erst waren seine Lippen warm und weich, doch als ihre Lippen unter seinem Druck nachgaben, ließ er ein Stöhnen hören, und der Kuss wurde tiefer. Kate überließ sich völlig dem köstlichen Gefühl seiner liebkosenden, tastenden Zunge. Sie schmiegte sich an ihn und fuhr mit den Händen durch sein dichtes Haar. “O Gott”, raunte er und küsste sie wieder, hart und leidenschaftlich.
Plötzlich wurde sie losgelassen. Wie benommen hörte sie Stimmen und Schritte auf dem Pflaster. Als Millie und Florence um die Ecke bogen, griff Jack nach dem Zügel seines Pferdes, während Kate sich wieder zu fassen versuchte.
Als Jack unbefangen mit den Mädchen plauderte, konnte Kate sich nicht genug über ihn wundern. Vielleicht fühlt er nicht dasselbe wie ich, dachte sie. Lust bedeutete für einen Mann etwas ganz anderes als für eine Frau. Aber von ihr aus war es auch Liebe. Vielleicht lag darin der Unterschied. Sie zwang sich, die Mädchen zu begrüßen, und ging dann mit weichen Knien in die Küche, wo sie sich setzte und ihre Gedanken zu sammeln versuchte.
Sie hatte sich so sehr bemüht, Jack Carstairs aus ihrem Herzen zu verbannen.
Und jetzt dieser Kuss …
In seiner unbändigen Freude, wieder reiten zu können, war er unwiderstehlich. In Augenblicken wie diesen war sie bereit, Vorsicht und Anstand zu vergessen und sich ihm hinzugeben. Und Augenblicke wie diesen gab es zu oft.
Die einzige Lösung, die ihr einfallen wollte, war sein eigener Vorschlag, sie solle das Haus verlassen. Da dies in einigen Wochen ohnehin der Fall sein würde, wollte sie in seiner Nähe bleiben, solange es möglich war.
Als die Mädchen in die Küche kamen, hatte Kate sich wieder gefasst und schaffte es, den Morgen hinter sich zu bringen, ohne Jack zu sehen. Auch für den Rest des Tages fand sie Ausflüchte, um ihm aus dem Weg zu gehen.
Am Abend aber war er so guter Stimmung, dass er nicht allein speisen, sondern das Abendessen als Festmahl begehen wollte, und alle, auch Florence und Millie, einlud. Dabei zeigte er sich von seiner aufgeräumtesten Seite, sodass Kate, die ihn so nicht kannte, fasziniert war. Auch Carlos war bester Laune und forderte Jack immer wieder zu spaßigen Bemerkungen heraus, sodass die Mädchen und Martha sich vor Lachen bogen.
Nun erfuhren sie, dass Carlos auf Jacks Geheiß heimlich die Behandlung fortgesetzt hatte und die beiden oft nur knapp der Entdeckung entgangen waren. Dies lieferte Grund für viel Gelächter, besonders als Jack erst Carlos, dann Kate und Martha und zu guter Letzt den steifen Dorfapotheker nachahmte.
In dieser Stimmung ist er hinreißend, dachte Kate, die sich Lachtränen aus den Augen wischte. Sie erlebte ihn an diesem Abend so, wie er vor dem Krieg gewesen sein musste.
Das war der Jack, der sich mit Julia verlobt hatte – witzig, gut aussehend und
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