Nur einen Kuss, Kate!
Toby und Mr. Lennox hielten die Zügel kurz und legten ein gemächliches Tempo vor, da sie nicht wussten, was von Jacks Reitkünsten zu halten war. Nach einigen Minuten im gemächlichen Schritt durchschaute Jack ihre Strategie.
“Los, ihr Schlafmützen!”, rief er. “Um die Wette bis zur Anhöhe.” Als er sein Pferd zum Galopp anspornte, folgten die anderen lachend und lieferten sich ein tolles Rennen.
“Allerhand!”, rief Sir Toby, am Ziel angekommen. “Das hätte ich dir nie zugetraut. Du reitest ja fast so wie früher.”
“Leider nicht ganz wie früher”, erwiderte Jack. Er streckte sein schlimmes Bein von sich, um seinen Mund lagen tiefe Furchen.
“Jack, du hast es doch nicht übertrieben?”, fragte Mr. Lennox.
“Nein, nein.” Auf den zweifelnden Blick seines Freundes lächelte er reuig. “Nun, ein wenig vielleicht, aber bei eurem Tempo wäre ich eingeschlafen. So, und nun reitet ihr weiter. Ich folge euch langsamer.”
“Ja, ihr zwei reitet voraus”, sagte Francis. “Ich leiste Jack indessen Gesellschaft. Mein Schädel brummt noch ein wenig von letzter Nacht.” Während die anderen lachend davonritten, drehte Jack sich zu seinem Freund um und sah ihn skeptisch an.
“Armer Francis, und ich dachte, du hättest den härtesten Schädel von uns allen.”
Francis erwiderte sein Lächeln. “Tja, du bist mit ein paar Jahren im Vorteil. Ich werde bald fünfunddreißig.”
Sie plauderten miteinander, bis nach einer Weile das Gespräch verstummte und sie schweigend weiterritten und den schönen Morgen genossen.
Plötzlich lachte Francis leise auf.
Jack sah ihn an. “Was gibt es?”
Francis schüttelte belustigt den Kopf. “Nie hätte ich gedacht, dass du dich hinreißen lassen würdest.”
“Wie bitte? … Ach das. Schweig davon”, murmelte Jack.
Aber Jack war nicht gewillt, das Thema fallen zu lassen. “Das Häubchen war wirklich hässlich, aber du hast dich benommen, als würde sie es tragen, um dich zu ärgern.”
“Richtig.”
“Ach … so ist das also.”
“Wie? Sie ist das Mündel meiner Großmutter und wurde mir von dieser praktisch aufgezwungen.”
“Ich verstehe.” Francis wiegte weise sein Haupt.
“Du ziehst völlig falsche Schlüsse. Die Kleine bedeutet mir nichts. Im Gegenteil, sie ist für mich ein Ärgernis.”
Sein Freund lachte leise und sagte nach einigem Nachdenken: “Tja, mein Lieber, wenn du kein Interesse an der kleinen Miss Farleigh hast, wirst du gewiss nichts einzuwenden haben, wenn ich mich um sie bemühe.”
Jack zügelte jäh sein Pferd. “Du wirst nichts dergleichen tun.”
Francis zog seine Brauen hoch. “Natürlich würde ich ihr geziemend den Hof machen. Dagegen kannst du doch nichts haben.”
Jack hatte viel dagegen, eine passende Antwort aber wollte ihm nicht einfallen. Immer, wenn er Kate gedrängt hatte, nach London zu gehen und sich einen Ehemann zu suchen, schwebte ihm ein väterlicher Typ vor, der Kate maßlos verwöhnen würde, keinesfalls ein gut aussehender, gewandter und eleganter Lebemann wie sein Freund.
“Warum möchtest du, ein berüchtigter Herzensbrecher, um jemanden wie Kate werben?”, fragte er.
“Ach?” Francis lachte. “Und was ist mit dir, Jack? Du warst doch derjenige, vor dem alle Mutterglucken ihre Küken zu schützen suchten, bis deine Wahl auf die göttliche Julia fiel. Was ist eigentlich aus ihr geworden?” Auf Jacks Stirnrunzeln hin meinte er mitfühlend: “Sie bedeutet dir noch immer etwas? Nun, ich kann ja verstehen, dass die kleine Kate, mag sie noch so bezaubernd sein, dem Vergleich mit Julia nicht standhält.”
“Sie bedeutet mir nichts mehr, und ich wäre dir dankbar, wenn du ihren und Kates Namen nicht in einem Atemzug nennen würdest. Julia ist hohl und egoistisch und kann Kate nicht das Wasser reichen.”
Francis verkniff sich ein Grinsen. “Spar dir die Mühe, mich überzeugen zu wollen. Ich gehörte nie zu Julias Verehrern. Vergiss nicht, dass ich der kleinen Miss Farleigh den Hof machen möchte, weil ich Heiratsabsichten habe.”
Jack hörte es zähneknirschend. “Dass du einmal auf Brautschau gehen würdest, hätte ich nie gedacht.”
“Ich bin in dem Alter, in dem man sich binden sollte. Schon eine ganze Weile halte ich Ausschau nach einer Frau, mit der es sich gut zusammenleben lässt, nach einer Frau von Verstand.”
“Das hört sich an, als würdest du an eine Vernunftehe denken.”
“Aber nein, bei Miss Farleigh geht es für mich keineswegs nur um Vernunft. Allein die
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