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Nur einen Kuss, Kate!

Nur einen Kuss, Kate!

Titel: Nur einen Kuss, Kate! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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malträtiert wurde.”
    Ihm schien nicht aufzufallen, dass ihr Akzent immer breiter wurde. Sie verschränkte verlegen die Hände, so wie sie es sich vorstellte, dass ein Landmädchen es tun würde, wenn es sich einem stattlichen Gentleman gegenübersah.
    “Er brachte mir Lesen und Schreiben und Rechnen und alles bei”, fuhr sie fort, ihn mit großen, unschuldigen Augen anblickend.
    “Aber du verstehst Spanisch”, zeigte Jack sich beharrlich. “Wie kommt es, dass ein Küchenmädchen eine fremde Sprache lernt?”
    “Ach, der Gentleman reiste viel, und es war einfacher, mich mitzunehmen, als mich zurückzulassen, deshalb konnte es nicht ausbleiben, dass ich im Ausland ein paar Brocken aufschnappte. Ist das alles, Sir?”, fragte sie unterwürfig und mit gesenktem Kopf, um ihr Lachen zu verbergen.
    Sie merkte, dass es ihr nicht gelungen war, seine Neugierde zu befriedigen, und dass er deshalb ungehalten war. Wenn er herausfand, wer sie wirklich war, würde er außer sich sein. Geschah ihm ganz recht, weil er voreilige Schlüsse gezogen hatte – und wegen der Spinne.
    “Hm, ja”, murmelte er unwillig.
    Kate knickste, wie ihre alte Kinderfrau vor ihrem Vater geknickst hatte, und griff nach dem Tablett. Leichtfüßig lief sie die Treppe hinunter, sich ein Lachen verbeißend. Sie konnte sich das Gesicht vorstellen, das er machen würde, wenn Lady Cahill ihm eröffnete, wer sie war.
    Jack sah sie verschwinden, drehte sich um und klopfte an die Tür seiner Großmutter.

4. KAPITEL
    “Wo zum Teufel hast du das Mädchen aufgegabelt, Großmama?”, fragte Jack beim Eintreten.
    Seine Großmutter betrachtete ihn kühl. “Es geht mir sehr gut, Jack, danke der Nachfrage.”
    “Verdammt …”, setzte er an, sah dann das kampflustige Blitzen in den runden blauen Augen und erkannte, dass es klüger war, klein beizugeben. Aus langer Erfahrung wusste Jack, dass seine Großmutter imstande war, sich endlose Wortgefechte mit ihm zu liefern. Verdammt, seufzte er, was habe ich verbrochen, um von solchen Frauenzimmern heimgesucht zu werden?
    Als er sich auf die Bettkante setzte und sein steifes Bein ausstreckte, schnappte die Zofe entrüstet nach Luft.
    “Smithers, gehen Sie hinaus, wenn Ihnen der Anblick eines Mannes auf meinem Bett unerträglich ist!”, rügte Lady Cahill ihre Zofe und wartete, bis sie hinausgegangen war.
    “Dumme Person!”, murmelte die alte Dame. “Aber was
la toilette
betrifft, ist sie Gold wert. Sie bringt es fertig, dass eine alte Frau wie ich nicht wie eine alte Hexe aussieht.”
    Jack lächelte. Seine gute Laune war wiederhergestellt. “Alte Hexe, dass ich nicht lache! Als ob du nicht dein Leben lang eine gefeierte Schönheit geblieben wärest. Du hast dich von den Reisestrapazen sichtlich erholt und siehst großartig aus.”
    “Papperlapapp!”, sagte seine Großmutter entzückt. “Du bist ein durchtriebener Junge und willst mich nur herumkriegen.”
    Jack lächelte insgeheim, als er sich erinnerte, wie die Großmutter seiner Schwester die Leviten gelesen hatte, weil sie genau diese ungehörige Wendung gebrauchte. “Dich herumkriegen?”, neckte er sie. “Aber Großmama! Was für ein vulgärer Ausdruck. Ich bin schockiert.”
    “Du sollst Ältere nicht kritisieren, junger Mann”, gab sie zurück, wobei ihr Augenzwinkern verriet, dass sie sich ihrer Inkonsequenz durchaus bewusst war. “Also, was hat es mit deinen Depressionen auf sich? Den Kopf hängen zu lassen sieht dir so gar nicht ähnlich, und ich kann solche Stimmungen nicht dulden!”
    Jack atmete tief durch, verärgert über ihre Direktheit. “Wie du siehst”, erwiderte er leichthin, “haben deine Quellen dich falsch informiert. Ich erfreue mich bester Gesundheit, obwohl ich ein Krüppel bin.”
    Lady Cahill sah ihn prüfend an. “Du bist ebenso wenig ein Krüppel wie ich. Was ist schon ein steifes Bein? Nach einem Jagdunfall hatte dein Großvater jahrelang eines. Es hielt ihn nicht davon ab, zu tun, was er wollte.”
    “Wenn ich mich recht erinnere, konnte er bis kurz vor seinem Tod noch Fuchsjagden reiten.”
    Nun trat Schweigen ein. Lady Cahill wusste, dass er seine Verwundung als besonders grausam empfand, da er, vor dem Krieg als hervorragender Jagdreiter bekannt, in einem der bekanntesten Reviere des ganzen Landes einen Besitz geerbt hatte. Ausgerechnet jetzt, da er nicht mehr im Sattel sitzen konnte.
    Jack stand unbeholfen auf. Über seine Verwundung zu sprechen fiel ihm immer noch schwer. “Ist die Frage gestattet, was

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