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Nur einen Kuss, Kate!

Nur einen Kuss, Kate!

Titel: Nur einen Kuss, Kate! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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sich an der Seite eines hässlichen Krüppels dem allgemeinen Gespött auszusetzen? Ist es das?”
    Sein beißender Ton ließ sie zusammenzucken.
    “Nein, das geht wirklich nicht”, höhnte er. “Und ich danke Gott dafür.”
    Sie starrte ihn an, als ihr die Bedeutung seiner letzten Bemerkung aufging.
    “Willst du damit sagen, dass
du
mich nicht heiraten willst?” Vor Erstaunen und Entrüstung kippte ihre Stimme fast über.
    Er verbeugte sich ironisch. “Nicht nur das, ich bin meinem Unglück dankbar, dass es mir die Augen öffnete.”
    Sie funkelte ihn wütend an. “Mr. Carstairs, Sie sind kein Gentleman.”
    Sein Lächeln war eine harte, hässliche Grimasse. “Und Sie, Miss Davenport, sind keine Dame. Sie sind ein oberflächliches, habgieriges kaltes Biest, und ich danke meinem gütigen Schicksal, dass ich Sie rechtzeitig durchschauen durfte.”
    Sie stampfte wütend auf. “Wie kannst du es wagen? Verlass auf der Stelle das Haus! Verwundet oder nicht, ich lasse dich hinauswerfen!”
    Als er hinkend zwei Schritte auf sie zuging, wich sie erschrocken zurück.
    “Gibt mir nur meinen Ring zurück”, sagte er matt, “dann wird eurem Butler die Peinlichkeit erspart bleiben, Hand an einen Krüppel zu legen.”
    Sie drückte die Linke an ihre Brust und bedeckte den großen Diamantring mit der anderen Hand.
    “Aber dieses Schmuckstück ist mir sehr teuer”, sagte sie mit Kleinmädchenstimme. “Ich habe dich doch geliebt! Soll mir denn gar keine Erinnerung an dich bleiben?”
    Ihr Anblick verursachte ihm Übelkeit. Abrupt drehte er sich um und ging schleppenden Schrittes aus dem Haus.

1. KAPITEL
    London, Spätherbst 1812
    “Allmächtiger! Willst du damit sagen, dass Jack dich nach der langen Fahrt nicht empfing?” Lady Cahill sah ihre Enkelin bestürzt an. “Schluss mit den Tränen, Amelia”, fuhr sie energisch fort. “Berichte mir lieber die ganze Geschichte von Anfang an!”
    Amelia unterdrückte einen Schluchzer. “Das Haus ist völlig desolat, obwohl …”
    “Das Haus kümmert mich nicht! Was ist mit meinem Enkel?”, unterbrach Lady Cahill sie resolut.
    “Sein Diener sagt, dass Jack niemanden empfängt.”
    “Was heißt niemanden?”
    “Absolut niemanden, Großmama. Jack behauptet, er sei indisponiert. Er ließ mir ausrichten, dass er mir für meine Besorgnis danke und bedauere, mich nicht empfangen zu können. Mich, seine Schwester!”
    Amelia kramte in ihrem Ridikül nach einem frischen Taschentuch. “Natürlich bestand ich darauf, hinaufzugehen und nach ihm zu sehen, aber sein Diener – ein Ausländer – ließ mich erst gar nicht die Treppe hinauf. Von ihm erfuhr ich, dass Jack nicht krank, sondern betrunken war. Seit seiner Rückkehr aus Kent ist das angeblich immer öfter der Fall.”
    Nun trat eine längere Pause ein, während die alte Dame die Neuigkeiten verarbeitete. “Aus Kent? Ich wünschte, er wäre dieser kleinen Davenport nie begegnet.” Sie blickte zu ihrer Enkelin auf. “Ich nehme an, die Verlobung ist endgültig gelöst?”
    “Leider ja.”
    “Sehr gut!”, sagte Lady Cahill mit Nachdruck. “Ein Glück, dass er das kleine Biest los ist.”
    “Aber, Großmama, es hat ihm das Herz gebrochen!”
    “Unsinn! Er hat ein starkes Herz. Immerhin fließt mein Blut durch seine Adern. Und Herzen heilen. Ebenso wie Körper.”
    Wieder trat Stille ein.
    “Das ist der springende Punkt, Großmama”, wagte Amelia schließlich einzuwenden. “Körper heilen nicht immer. Jacks Bein bereitet ihm große Schmerzen, und es verheilt nicht, auch wenn er gehen kann.”
    Lady Cahill dachte daran, wie ihr Lieblingsenkel ausgesehen hatte, als er aus dem spanischen Krieg heimgekehrt war. Als er fortging, war er ein so schmucker, sportlicher Junge gewesen. Und jetzt …
    Sie sah ihre Enkelin unwillig an. “Verschone mich mit diesem Unsinn, und merke dir eines: Jacks Kampfgeist ist ungebrochen.”
    “Davon habe ich nichts gemerkt, Großmama.”
    “Soll das heißen, dass mein Enkel seine Lebenslust verloren hat und sich vor der Welt versteckt, nur weil die Verlobung mit dieser herzlosen Schlange in die Brüche ging? Das glaube ich nie und nimmer.”
    “Nein”, sagte Amelia langsam. “Aber es war der entscheidende in einer Reihe harter Schicksalsschläge – er wird nie wieder reiten können, hat viele seiner Freunde im Krieg verloren und wurde enterbt.”
    “Gott mag wissen, was in deinen Vater gefahren war”, gab Lady Cahill ihr recht. “Schlimm genug, dass er den Jungen enterbte, ihm

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