Nur für einen Sommer: Sommerträume (German Edition)
Sie war fertig. Sie hatte ihr Herz in die Geschichte fließen lassen. Lee wollte feiern. Sie wollteweinen. Es war vorbei. Als sie die Finger gegen ihre müden Augen presste, erkannte sie ganz plötzlich, dass sie nicht einmal wusste, welcher Tag es war.
Noch nie hatte Hunter ein Buch so fieberhaft begonnen. Die Hauptfigur dieser Geschichte war Lenore, obwohl er den Namen in Jennifer verändert hatte. Sie war Lenore, körperlich, gefühlsmäßig, vom elegant frisierten rotgoldenen Haar bis zum nervösen Spiel ihrer Finger. Es war die einzige Art für ihn, sie sich zu erhalten.
Sie gehen zu lassen, hatte ihn mehr gekostet, als sie je wissen würde. Als Lee in den Wagen gestiegen war, hatte er sich eingeredet, sie würde nicht wegbleiben. Sie konnte nicht. Wenn er sich hinsichtlich ihrer Gefühle ihm gegenüber täuschte, dann täuschte er sich in allem hinsichtlich seines Lebens.
Zwei Frauen waren in sein Leben gestürmt. Die erste, Sarahs Mutter, hatte er nicht geliebt, doch sie hatte für ihn alles verändert. Danach war sie davongegangen, nicht fähig, nicht bereit, ihren Ehrgeiz mit einem Leben zu verbinden, das Kinder und Verpflichtung enthielt.
Lee liebte er, und sie hatte wieder alles verändert. Auch sie war davongegangen. Würde sie aus denselben Gründen wegbleiben? War es sein Schicksal, sich an Frauen zu binden, die die Bindung nicht wollten. Er konnte es nicht glauben.
Also hatte er sie gehen lassen, unter seinem ruhigen Äußeren verbarg sich Schmerz und Wut. Sie würde zurückkommen.
Aber ein Monat war vergangen, und sie war nicht gekommen. Er fragte sich, wie lang ein Mann leben konnte, der verkümmerte.
Ruf sie an. Fahr ihr nach. Du warst ein Narr, sie überhaupt fortzulassen. Schleppe sie zurück, wenn erforderlich. Du brauchst sie. Du brauchst …
Er guckte auf seine ringlose Hand. Es war mehr, viel mehr als ein Stück Metall, was sie mitgenommen hatte. Er hatte ihr einen Talisman gegeben, und sie hatte ihn behalten. Solange sie denhatte, war die Verbindung zu ihr nicht durchtrennt. Hunter war ein Mann, der an schicksalbestimmende Zeichen glaubte.
„Dinner ist fertig.“ Sarah stand in der Tür, das Haar zu einem Pferdeschwanz zurückgekämmt, das schmale Gesicht voller Mehlspuren.
Er wollte nicht essen. Er wollte weiterschreiben. Solange er an der Geschichte saß, hatte er einen Teil von Lenore in sich. Und wenn er die Geschichte beendete, würde es ihn zerreißen. Aber Sarah lächelte ihn an.
„Fast fertig“, ergänzte sie. Barfuß kam sie ins Zimmer. „Ich habe diesen Hackbraten gemacht, aber er sieht mehr wie ein Pfannkuchen aus. Und die Kekse …“, grinsend zuckte sie die Schultern, „… sie sind ziemlich hart, aber wir können Marmelade oder sonst was drauf tun.“ Sie spürte seine Stimmung, schlang die Arme um seinen Hals und schmiegte ihre Wange an seine. „Ich mag es lieber, wenn du kochst.“
„Und wer hat gestern Abend über den Brokkoli die Nase gerümpft?“
„Die sahen wie kleine Bäume aus, die krank sind.“ Wieder rümpfte sie die Nase, löste sich aber dann mit ernstem Gesicht von ihm. „Du vermisst sie sehr, nicht wahr?“
Bei jedem anderen hätte er ausweichen können. Aber das war Sarah. Sie war zehn. Sie kannte ihn in- und auswendig. „Ja, ich vermisse sie sehr.“
Nachdenklich drehte Sarah an ihrem Haar. „Vielleicht solltest du sie heiraten.“
„Sie hat mir einen Korb gegeben.“
Sie zog die Brauen hoch, nicht so sehr aus Ärger, dass überhaupt jemand zu ihrem Vater Nein sagen konnte, sondern aus Konzentration. Donnas Vater hat kaum noch Haare, dachte sie und berührte Hunter wieder, und bei Kellys Dad hing der Bauch über den Gürtel. Shelleys Mutter hörte nie ein witziges Wort von ihrem Mann. Sarah kannte niemanden, der so nett anzusehen war und mit dem man so großartig zusammenleben konnte, wie ihren Dad. Jeder wollte ihnheiraten. Als sie klein war, hatte sie ihn selbst heiraten wollen. Aber natürlich, jetzt wusste sie, das war nur blödes Zeug.
Ihre Brauen waren immer noch zusammengezogen, als sie ihn anblickte. „Wahrscheinlich mag sie mich nicht.“
Er hörte alles so deutlich, als wenn sie ihre Gedanken eben laut ausgesprochen hätte. Er war sehr gerührt und nicht ein wenig beeindruckt. „Sie kann dich nicht ausstehen.“
Sie riss die Augen auf, dann hellte das Lachen ihre Miene wieder auf. „Weil ich eine solche Range bin.“
„Stimmt. Ich selbst kann dich kaum ausstehen.“
Sarah schmollte einen Moment. „Sie sah nicht
Weitere Kostenlose Bücher