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Nur mit dir sind wir eine Familie

Nur mit dir sind wir eine Familie

Titel: Nur mit dir sind wir eine Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikki Benjamin
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zwingen, ihre aufgewühlten Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen und dem Blick ihres Mannes zu begegnen. „Du hast gerade zwei Mal angedeutet, dass ich nicht ehrlich mit dir war, was die Adoption angeht. Das muss ich mir nicht bieten lassen. Ich war dir gegenüber immer aufrichtig, Sean – immer  – und werde es auch weiterhin sein. Wenn du mir jedoch nicht vertrauen kannst oder willst …“
    „Ich vertraue dir durchaus“, fiel Sean ihr ins Wort und drückte wie zur Bestätigung seiner Worte ihr Handgelenk. „Offensichtlich habe ich voreilige Schlüsse gezogen. Es tut mir leid.“
    Charlotte musterte ihren Mann argwöhnisch. Sie war noch immer wütend auf ihn, und sehr verletzt. Sie hatte also keinen Narren aus sich gemacht, als sie so verzweifelt um ein Kind kämpfte, ohne zu ahnen, dass er in Wirklichkeit gar keins wollte? Er hatte gut reden! Sie kam sich trotzdem wie eine Idiotin vor, heute noch genauso wie vor sechs Monaten.
    Aber leider konnte sie sich nicht erlauben, ihrer Wut auf ihn freien Lauf zu lassen. Seans Angebot, ihr zu helfen, stand auf wackligen Füßen. Wenn sie sich ihm gegenüber so feindselig verhielt, vor allem, nachdem er sich bei ihr entschuldigt hatte, würde er womöglich einen Rückzieher machen. „Bitte tu es einfach nicht wieder, okay?“, sagte sie mit gepresster Stimme.
    „Mach ich … versprochen.“ Sean ließ ihr Handgelenk wieder los und stand auf. Plötzlich sah er sehr erschöpft aus. „Ich glaube, heute schaffe ich es doch nicht mehr, mir die Unterlagen der Agentur näher anzusehen. Können wir morgen damit weitermachen? Vielleicht in etwas friedlicherer Stimmung? Vorausgesetzt natürlich, du kannst dir freinehmen. Wir könnten die Gelegenheit auch gleich dazu nutzen, uns morgen mit unserer Beraterin von der Agentur zu treffen, wenn du schon mal hier bist.“
    Charlotte merkte, dass sie ebenfalls komplett erledigt war. Vermutlich hatte sie deshalb auch so empfindlich auf Seans Unterstellungen reagiert. Eine Nacht durchzuschlafen, würde ihr bestimmt guttun. Was sprach schon dagegen, noch einen Tag länger in New Orleans zu bleiben? Sie sollte Seans Entgegenkommen nutzen, solange es anhielt.
    „Gute Idee. Ich spreche der Schule auf den Anrufbeantworter, bevor ich schlafen gehe, damit sie morgen früh sofort eine Vertretung für mich organisieren können.“
    „Gut, je mehr wir morgen erledigen können, desto besser.“
    „Ja, stimmt.“
    Sean lächelte zustimmend, als Charlotte mit dem Umschlag in der Hand aufstand. Sie dachte, dass er noch etwas sagen würde, doch er stand nur da und schien darauf zu warten, dass sie den nächsten Schritt machte.
    „Ich gehe dann mal ins Bett“, murmelte sie nach ein paar Sekunden verlegen, drehte sich um und ging aus der Küche.
    Seltsam, wie fremd sie sich in dem einst so vertrauten und geliebten alten Haus fühlte. Sie und Sean hatten hier viele glückliche Stunden erlebt. Vor allem im Herbst und Winter waren sie oft übers Wochenende hierher gefahren, um das kulturelle Angebot der Stadt zu nutzen.
    Doch die Erinnerungen an jene Tage und Nächte waren jetzt durch das Bewusstsein getrübt, dass es damit ein für alle Mal vorbei war. Das hatte Sean ihr gerade eben unmissverständlich klargemacht. Welchen Zweck hatte es also, der Vergangenheit und dem Verlust einer großen Liebe nachzutrauern? Das Beste war vermutlich, nach vorne zu blicken und sich auf die Zukunft zu konzentrieren – auf eine neue Liebe, welche die schmerzlich empfundene Leere in ihrem Herzen füllen würde.
    Nachdem Charlotte in der Schule angerufen und eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen hatte, putzte sie sich die Zähne und legte sich ins Bett. Der Regen prasselte noch immer gegen die Fensterläden, doch der Sturm schien sich beruhigt zu haben. Das eintönige Geräusch hätte Charlotte eigentlich schnell zum Einschlafen bringen sollen, aber ihr ging zu viel im Kopf herum, um abschalten zu können.
    Das ist meine eigene Schuld, schalt sie sich, als ihr einfiel, wie bereitwillig sie den Kaffee akzeptiert hatte. Bei der Dosis Koffein, die sie gerade zu sich genommen hatte, würde sie sich vermutlich bis zum Tagesanbruch schlaflos im Bett wälzen. Was bedeutete, dass sie Sean morgen früh gegenüber im Nachteil sein würde.
    Seufzend setzte Charlotte sich auf und warf die Decke beiseite. Ihr fiel nur ein Mittel gegen Schlaflosigkeit ein – ein Glas warme Milch mit einem Schuss Whisky. Sie hatte zwar keine Lust, nach unten zu gehen und

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