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Nur wenn du mich hältst (German Edition)

Nur wenn du mich hältst (German Edition)

Titel: Nur wenn du mich hältst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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altmodische Bahnhofsgebäude zueilten. Dann wollen wir mal .
    Als er jedoch auf die Anzeigetafel mit ihren blinkenden Lichtern und der verwirrenden Anzahl von Ortsnamen schaute, verlor er sofort jegliches Selbstbewusstsein. Wie sollte er jemals herausfinden, welcher Zug ihn in nach New York bringen würde? Und wenn er erst einmal dort war, was dann?
    Er stand im Bahnhofsgebäude und war dankbar für die großen Gebläse an der Decke, die Wärme nach unten pusteten. Hinter ihm hing eine Reihe von Postern, die Avalon und den Willow Lake anpriesen. Sie zeigten fröhliche Familien, die in Kanus paddelten, Feuerwerke bestaunten, Ski liefen und im Herbstlaub tobten. AJ betrachtete die Bilder und konnte nur den Kopf schütteln. Als er noch jünger gewesen war, hatte er geglaubt, es gäbe solche Familien wirklich, inzwischen wusste er es besser. Diese Menschen waren bezahlte Models. Sie kannten einander vermutlich nicht einmal.
    Er löste sich von diesen Gedanken, die ihn nicht weiterbrachten, und konzentrierte sich auf die Überlegung, was er als Nächstes tun sollte. Es gab vier Bahnsteige, einen Fahrkartenschalter und einige Fahrkartenautomaten. Er beobachtete die Leute. Sie kauften ein Ticket, steckten es in einen Schlitz am Drehkreuz, gingen hindurch und nahmen das Ticket auf der anderen Seite wieder entgegen. Er sah auch einen Teenager, der schnell in alle Richtungen schaute, bevor er lässig seine Hände auf die Abgrenzung legte und mit einem Sprung darübersetzte.
    Man musste wirklich wissen, was man tat, wenn man sich ohne Fahrkarte in den Zug schlich. AJ entschied sich, das gar nicht erst zu versuchen. Er würde mit Sicherheit gefasst werden. Da war es besser, sich unter die Leute zu mischen und nicht aufzufallen. Er schaute sich die Pendler genauer an – einige telefonierten oder lasen auf ihrem Smartphone E-Mails, andere unterhielten sich miteinander.
    „… und ruf mich an, wenn du in New York angekommen bist, okay?“, bat jemand. Eine weiche, weibliche Stimme.
    „Das weißt du doch“, erwiderte eine tiefe Stimme.
    AJ schlich sich näher an das Pärchen heran. Jetzt hatte er einen Plan. Der Mann würde nach New York fahren. Er musste ihm also nur alles nachmachen und dann in denselben Zug einsteigen.
    Der Fremde war sehr groß und schwarz mit einem rasierten Kopf, seine Freundin blond und hübsch und schob einen Kinderwagen. Das Baby war in einen dicken Fleeceanzug gehüllt, dessen Kapuze kleine Ohren hatte. Mit der blassen Haut und den karottenroten Haaren, die unter der Kleidung hervorschauten, erinnerte es ihn an eine dieser starräugigen Puppen, die man auf dem Jahrmarkt gewinnen konnte.
    „Pass auf dich auf, Julian“, sagte die junge Frau. Sie zeigte auf den Kinderwagen. „Charlie und ich werden dich fürchterlich vermissen.“
    Der große Kerl beugte sich zu dem Kind hinunter. „Du passt gut auf deine Mama auf, okay?“, sagte er.
    Das Baby quengelte und wand sich. Der Mann richtete sich wieder auf. „Bis bald, Daisy.“
    Ihre Miene verzog sich, und sie umarmte ihn fest. „Ja, bis bald“, sagte sie. „Versprich mir, dass du anrufen wirst. Und schreiben.“
    „Jeden Tag.“ Er beugte sich vor und atmete tief ein, als versuche er, den Duft ihrer Haare für immer in seinem Gedächtnis zu speichern. „Das schwöre ich bei Gott.“
    AJ fühlte sich ein wenig unwohl, die beiden so zu beobachten. Als spioniere er ihnen hinterher oder so, doch das wollte er nicht. Er brauchte nur jemanden, der ihm zeigte, wo der Zug nach New York abfuhr. Zum Glück küsste der große Mann seine Freundin nicht, obwohl er den Eindruck machte, als würde er das gerne tun. Er drückte sie ein letztes Mal, dann stellte er sich in die kurze Schlange am Fahrkartenautomaten. Das blonde Mädchen namens Daisy beobachtete ihn. Sie hatte Tränen in den Augen. Vielleicht reiste der Mann genau wie er noch viel weiter als bis nach New York City.
    AJ reihte sich hinter ihm ein. Ein Name war auf den Seesack gestickt: J GASTINEAUX – dazu der Schriftzug der Cornell-University. Der Mann steckte einen Zwanzigdollarschein in den Automaten und drückte ein paar Knöpfe. AJ passte gut auf. Die Maschine spuckte ein wenig Wechselgeld und eine gedruckte Fahrkarte aus.
    Als er dran war, schob er das Essensgeld von Bo in den Schlitz, betätigte dieselben Tasten wie der Mann vor ihm, hielt den Atem an und wartete. Die Sekunden schienen endlos, doch dann kam endlich die Fahrkarte mit dem Magnetstreifen heraus. Er eilte zum selben Drehkreuz,

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