Nur wenn du mich hältst (German Edition)
Mythologie. Ein Kerl namens Pygmalion hat die ideale Frau aus Stein erschaffen. Heute ist das ein Sinnbild für eine Rundumerneuerung. Die hattest du gerade, und jetzt bist du ihr idealer Mann. Nimm es mir nicht übel, aber das wurde auch langsam Zeit.“
Bo dachte an die Shoppingtrips, den Besuch beim Friseur – falsch, beim Stylisten , die Lektionen in Manieren, Rhetorik, Umgang mit Sponsoren und Medien. „Du tust ja so, als hätte vorher was mit mir nicht gestimmt.“
„Oh, sorry Bruder. Du warst vorher perfekt.“
„Das sag ich ja gar nicht, aber mein Gott. Sie hat mich zu etwas gemacht …“ Zu jemandem, den sie in ihrer Nähe erträgt, dachte er.
„Du magst sie also. Jetzt musst du dich nur noch entscheiden, was du deswegen unternehmen willst.“
„Ich weiß, was ich gerne machen würde, doch ich bin nicht ihr Typ“, erwiderte er. „Wir sind wie Susi und Strolch .“
„Dank meiner Kinder weiß ich, wie die Geschichte endet.“ Noah lachte. „Sie haben einen Stall voller Welpen und leben glücklich bis an ihr Lebensende.“
„Ja, genau, als ob das je passieren würde.“
„Mit der Haltung bestimmt nicht.“
„Ich habe einfach nur noch nie gesehen, dass so etwas funktioniert.“
Noah breitete die Arme aus. „Dann guck mich mal an.“
Da hatte er nicht unrecht. Es war gerade mal ein Jahr her, dass Noah so ungebunden gewesen wie er und allein in seinem großen Haus vor sich hingewerkelt hatte. Jetzt war er verheiratet, hatte eine Familie und war glücklicher, als er ihn je gesehen hatte. Das war allerdings etwas, das er sich für sich selbst nicht vorstellen konnte. Noah war einer dieser Männer, die durch und durch gut waren. Im Vergleich dazu war er ein totaler Versager.
„Wir haben zusammen geschlafen“, gab er zu.
„Wie war es?“
„Das erste Mal war sehr … erholsam. Wir haben nur geschlafen, sonst nichts.“
„Ach komm.“
„Wirklich. Danach … war es nicht mehr erholsam.“ Er konnte sich das Grinsen nicht verkneifen.
„Hey, Bo! Zieh die Schlittschuhe an“, rief AJ ihm vom See aus zu. „Ich will mit dir um die Wette laufen.“
Bo stöhnte. „Ich brauche ein Bier.“
Noah lachte. „Ja, das wäre bestimmt hilfreich.“
Bo ergab sich seinem Schicksal und zog die geliehenen Schlittschuhe an. Sophie und Kim gesellten sich zu ihnen auf die Bank am Seeufer. Kims Wangen waren rot von der Kälte, in ihren Augen tanzte ein Lächeln. Sie sah elegant und sportlich zugleich aus. Und unglaublich sexy.
„Ich bin fertig“, sagte Sophie an Noah gewandt. „Jetzt bist du dran. Zwei gegen eine ist zu viel für eine alte Lady wie mich.“
„Hey, die Alte-Lady-Karte zu spielen ist nicht fair“, protestierte Noah.
„Daddy, komm schon, Daddy“, riefen Aissa und Buddy.
„Ich muss die nicht spielen“, sagte sie, „ich bin sie.“
Sie scheuchte ihn davon, damit er mit seinen Kindern Schlittschuh lief, und ging zur Hütte, um sich eine heiße Schokolade zu holen.
Sophie war ein bisschen älter als Noah, und Bo nahm an, dass sie dem Thema etwas sensibler gegenüberstand, als sie sich anmerken ließ, doch das sollte sie nicht. Die beiden waren ein tolles Paar.
„Du bist dran.“ Kim riss ihn aus seinen Gedanken.
Er warf ihr einen Blick zu, schnürte dann aber die Schlittschuhe.
Sie tätschelte seinen Arm. „Das bedeutet AJ sehr viel.“
„Das ist der Sinn der Sache.“ Er schaute auf und beobachtete den Jungen einige Sekunden lang. „Was er durchmachen muss, ist echt Mist, doch mir gefällt es, ihn um mich zu haben. Ich meine, ich sage nicht, dass ich der Vater des Jahres bin oder so, aber wir verstehen uns, weißt du? Selbst jetzt, da es mit seiner Mutter noch schwieriger geworden ist.“
„Du klingst überrascht.“
„Ich hatte es nicht erwartet … Ich meine, ich weiß doch gar nichts darüber, wie es ist, ein Vater zu sein.“
„Irgendwo hat dir irgendjemand mal beigebracht, wie man ein Kind liebt.“
„Ja, das war AJ. Er hat mich aus meinem Schneckenhaus gelockt, hat mich aus meinem Kopf geholt. Ich muss ehrlich sagen, ich lerne von dem Kleinen eine ganze Menge.“
Sie lachte. „Gut zu wissen. Und jetzt zieh los und lerne, wie man Schlittschuh läuft.“
„Das kann ich schon.“ Er stand auf und stakste ein wenig wacklig los, dabei hoffte er inbrünstig, dass er sich nicht gleich langlegte.
24. KAPITEL
Seit er erfahren hatte, dass seine Mutter abgeschoben worden war und in irgendeinem Auffanglager für Frauen in Mexiko saß, betrachtete AJ die Welt
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