OASIS - Die Entdeckung (German Edition)
wissen es nicht genau. Vie l leicht wurde er in Kalifornien angebaut.“
Für diese manchmal tiefgründigen Momente liebte Na n cy ihren besten Freund, der da vor ihr saß und aussah, als wenn er ihr gleich einen Heiratsantrag machen wollte. Diese Mischung aus Marks unbekümmerter Naturverbu n denheit und der Suche nach dem großen Ganzen hatte Nancy einmal schwach werden lassen. Zum Glück war es nicht zum Ä u ßersten geko m men und darauf war sie sehr stolz. Sie hätte es sich nie verziehen, denn ihr wurde in di e sem Moment klar, dass sie einen wichtigen Freund verloren hätte. Wä h rend sie das dachte, lächelte sie Mark an und sagte ihm z u gewandt: „Ja. Wer weiß, wo wir alle überhaupt hersta m men.“
Mark genoss für einen Moment diesen liebevollen Blick von Nancy. Dann war er wieder völlig gefasst: „Bitte übe r leg es dir noch mal. Senegal ist ein sehr a r mes Land. Und du machst es dir da in einem Luxu s hotel gemütlich.“
Nancy sah Mark sehr ernst an. Wie gut sie sich doch kannten. Mark hatte den richtigen Nerv getro f fen. Ihr war es schon wichtig, dass es irgendwie g e recht zuging auf dieser Welt. Deshalb arbeitete sie als Journ a listin. Sie dachte eine Sekunde nach. „Also, was schlägst du vor?“ , fragte sie.
„Flieg doch nach Hawaii oder auf die nahen Karibi k inseln. Da ist das Wetter auch schön. In der Dominikan i schen Republik hat die Regierung den Massentourismus eingeschränkt und setzt auf ökologisch verträgliche Konze p te. Sieh dir das doch mal an.“
Nancy schwieg. Dann sagte sie mit fester Stimme: „Ich will nach Afrika, basta.“
Sie nahm den Terminkalender aus ihrer großen, anthr a zitfarbenen Umhäng e tasche und schlug den hinteren Teil auf. Dort befand sich eine Weltkarte. Sie prüfte eingehend, ob auch wirklich alle Kont i nente darauf waren, so schien es Mark jedenfalls in diesem Moment. Dann kramte Nancy in ihrer Tasche nach einem Stift, legte diesen neben ihren Pl a ner und begann die aufgeschlagene Seite mit der Weltkarte zu falten. Und zwar so, dass nur der Kontinent A f rika zu sehen war. „So“, beendete sie diese Arbeit, „dann überla s sen wir jetzt alles dem Zufall. Sie schloss die Augen, hob den Kugelschreiber in die Höhe, krei s te damit einige Male in der Luft herum und setzte ihn auf die Landkarte. Dann öffnete sie die Augen und ließ ein etwas enttäusc h tes „Aha“ von sich hören.
Die Mine des Kugelschreibers zeigt auf Dachla, mitten in der ägyptischen Wüste. „ Kennst d u diesen b e zaubernden Ort zufällig ? “, fragte sie Mark, der sich beide Hände vors G e sicht hielt, und versuchte ein la u tes Lachen zu unterdrücken.
Antworten konnte er in diesem Moment nicht, deshalb schüttelte er nur mit dem Kopf, um seiner Antwort Nac h druck zu verle i hen.
Nancy fuhr in an: „Nun sei mal nicht so ignorant. Wer weiß, vielleicht liegt da meine ganz große Geschichte b e graben.“
Mark schaute auf und antwortete mit so viel Luft, wie er einatmen konnte nach seinem Lacha n fall: „ Das Einzige, was da begraben liegt, ist der Hund.“ Dann gab er sich dem nächsten Lachanfall hin.
Irgendwie musste Nancy plötzlich mit lachen, obwohl sie gar nicht wollte. Dann konterte sie: „ Neeein, das wird eine ganz hervorragende Reise werden. Das Lachen wird dir dann schon noch vergehen. Kommst du morgen mit ins Re i seb ü ro?“
„Das geht leider nicht“, antwortete Mark, der sich wieder beruhigt hatte und sich einige Tränen aus den Augen wisc h te. „Ich habe morgen den ganzen Tag wic h tige Termine. Die Energieunternehmen wollen schon wieder an der Prei s schraube drehen. Ihr Argument: Holz als Rohstoff sei doch so ei n fach zu beschaffen. Die begreifen einfach nicht, dass irgen d wann nichts mehr da ist, wenn man nicht vorsorgt. Und der Vorteil meiner Holzsorten liegt klar auf der Hand: Schnell nachwachsend, hohe Energieleistung, keine Lan d verödungen.“ Dabei schüttelte er leicht den Kopf.
Nancy tat es l eid , dass Mark immer so für seinen Erfolg kämpfen musste. Sie sagte: „Ich verstehe, du willst mir also nicht helfen in mein Unglück zu re n nen. Du wirst höchstens am Flughafen winken und dir heimlich wünschen, dass mich ein verwegener Wü s tenprinz einfängt und mich nie mehr freigibt .“ Beide mussten amüsiert lachen. Derweil dachte Mark: Eigentlich bin ich so etwas wie ein moderner Wü s tenprinz. Und Nancy überlegte in diesem Moment: Vie l leicht ist es ja das, was ich will.
Ihre Hände trafen sich in der
Weitere Kostenlose Bücher