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Ob das wohl gutgeht...

Ob das wohl gutgeht...

Titel: Ob das wohl gutgeht... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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um Haaresbreite waren wir Anpreisungen wie »Minnesänger-Balkon«, »romantischer Lilienteich«, »Blick über London«, »höchster Punkt von Middlesex«, »Pferdekoppeln«, den »Herrschaftswohnungen« von der Größe eines Schlosses, den »Spielzimmern«, »zweiundzwanzig Morgen Land« und den »Tauben und Hühnern, soweit gewünscht« entgangen.
    »Ich dachte, wir hätten beschlossen«, begann ich mit Betonung, ließ aber unglückseligerweise den Ordner fallen, worauf Hunderte von Sendschreiben der Immobilienhändler sich über den Teppich ausbreiteten, »zu bleiben, wo wir jetzt sind. Ich, war der festen Meinung, daß sowohl dir wie mir nichts von alledem gefiel, was wir angesehen hatten, und daß wir uns außerdem den Umzug in ein größeres Haus nicht leisten könnten.«
    »Oh, ich habe auch gar nicht an ein größeres Haus gedacht, Lieber. Ich dachte eher an etwas nicht ganz so Großes wie unser jetziges Haus.«
    Ich setzte mich und stellte das, was von der Häuserakte noch übriggeblieben war, auf den Schreibtisch.
    »Sylvia, mein Engel, als wir das letztemal Häuser angesehen haben, hatten wir nur zwei Kinder. Jetzt sind es drei.«
    »Ich kann schließlich zählen.«
    »Gut, wenn dieses Haus zu klein für uns vier plus einem gelegentlichen Au-pair-Mädchen ist, wieso ist es dann plötzlich zu groß für fünf plus dieselbe?«
    »Es geht nicht um die Größe«, sagte Sylvia, »es ist eine Frage der Generationen.«
    »Du willst damit doch nicht sagen«, antwortete ich mit einem winzigen Verdacht, der sich rasch verdichtete, »daß du dich mit der Absicht trägst, uns in eine dieser winzigen Fehlgeburten von maisonnetteartigen Pappschachteln zu stopfen, die in >Zonen< statt in Räume eingeteilt sind und welche nur die Grundstücksspekulanten >Stadthäuser< zu nennen pflegen?«
    Nach der Stille und der Art, wie sie mich ansah, wußte ich, daß ich ins Schwarze getroffen hatte.
    »Kommt gar nicht in Frage«, sagte ich. »Ich ziehe so etwas überhaupt nicht in Betracht. Abgesehen davon, daß ich mich einfach weigere.«
    Sie erhob sich hinter mir und legte ihre Arme um meinen Hals. Ich wurde nervös.
    »Ich weiß aber nicht«, sagte sie und knabberte an meinem linken Ohr, »ob sie mir meine Vorauszahlung zurückgeben würden.«
    Ich führte sie zum Sofa und bestand darauf, daß wir uns jeder in eine Ecke setzten. Ich zeigte finstere Entschlossenheit und wartete, daß sich die Dammtore öffneten. Eine Flutwelle brach hervor: sie habe es satt, in diesem großen, unpraktischen, spießigen Haus mit seinen Nischen, Mansarden und all dem viktorianischen Drum und Dran zu wohnen. Sie wolle nichts mehr wissen von Winkeln und Erkern, den oberen Dachzimmern, der ewig streikenden Heizung. Sie habe genug von den hohen Zimmerdecken, der unpraktischen Küche, den Parkettböden. Vor allem aber habe sie es gründlich satt, mit der Praxis unter einem Dach zu sein oder, wie sie es roh ausdrückte, »über dem Laden« zu wohnen. Sie hatte deshalb mit dem Vorschuß für ihren ersten Roman, der in wenigen Monaten erscheinen sollte, die Vorauszahlung für ein »Stadthaus« geleistet, das wenige Meilen von unserer jetzigen Wohnung entfernt gebaut werden sollte. Dort war eine schöne alte Abtei abgerissen worden. An ihrer Stelle errichtete man neben einem Block von Sozialwohnungen eine Reihe dieser Puppenhäuser. Man hätte weinen mögen.
    »Wie viele Stockwerke hat das Haus?« fragte ich.
    »Nun, im Erdgeschoß - eigentlich ist es nicht das Erdgeschoß, aber man betritt dort das Haus — befindet sich eine Waschküche und Platz, um die Mäntel aufzuhängen...«
    »Wie viele Stockwerke?«
    »...dann geht man hinauf, wo das eigentliche Erdgeschoß liegt, in die Küche...«
    »Wie viele Stockwerke?«
    »Warte doch einen Moment! Die Küche und die Frühstückszone...«
    »Zone! Ich sagte dir doch, wie viele Stockwerke!?«
    »Und dann...«
    »Sylvia!«
    Sie sah mir in die Augen. »Fünf.«
    »Fünf!«
    »Fünf.« Sie hob ihre Hand hoch. »Wenn du noch einmal >fünf< sagst, schreie ich.«
    »Mein liebes Kind, du kannst schreien, soviel du willst, aber ich versichere dir, daß ich mich bis an mein Lebensende weigern werde, in ein solches Pappkästchen zu ziehen, wo dir die Frau vom Nachbarn antwortet, wenn du nach einem frischen Hemd verlangst.«
    Ich kämpfte bis zum letzten Atemzug, aber die Götter waren aus einem unerfindlichen Grund nicht auf meiner Seite. Ich konnte mich nicht in einer fünfstöckigen Schachtel sehen, vor deren Haustür

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